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Lincolnshire Buff

Lincolnshire Buff

Lincolnshire Buff – Der seltene Winterleger mit Ausdauer

Ursprünglich in den 1850er-Jahren im englischen Lincolnshire entstanden, zählt das Lincolnshire Buff heute zu den faszinierenden Raritäten der Hühnerrassenwelt. Diese fast vergessene Rasse besticht durch ihr ruhiges Temperament und die bemerkenswerte Fähigkeit, auch in kalten Wintermonaten Eier zu legen – eine seltene Eigenschaft, die praktische Nutzwertigkeit mit historischem Charakter verbindet. Mit seiner gelben Federfärbung und der kompakten, kräftigen Statur wirkt das Huhn zugleich ausgewogen und robust. Als historische Vorläuferin des Buff Orpingtons spricht es vor allem erfahrene Hühnerhalter an, die sich der Erhaltung alter Rassen verschrieben haben. Aufgrund spezifischer Ansprüche ist es keine Einsteigerrasse, doch für engagierte Züchter bietet es eine lohnende Verbindung aus Tradition und Funktionalität. Entdecken Sie einen stummen Zeitzeugen der Geflügelzucht, der bis heute überzeugt.

Wirtschaftlichkeit

125 pro Jahr
Gewicht Henne
2,25-3,0 kg
Gewicht Hahn
2,5-3,5 kg
Lebenserwartung
5–6 Jahre
Fleischansatz
Mittel
Bruttrieb
Mittel
Autosexing Nein

Lincolnshire Buff Haltungsspezifika

Lincolnshire Buff Hühner bestechen durch ihr ausgeprägt ruhiges Temperament und die seltene Kombination aus Zutraulichkeit ohne Überforderungstendenz. Sie reagieren sensibel auf plötzliche Geräusche, zeigen aber kaum Fluchtverhalten und lassen sich problemlos von erfahrenen Händen fangen – Neulinge unterschätzen jedoch häufig ihre spezifische Stressanfälligkeit bei Herdenumschichtungen. Aufgrund der geringen Futtersucheaktivität (4/10) verbringen sie lange Perioden am Nestplatz und bevorzugen geschützte Sitzgelegenheiten nahe dem Boden. In gemischten Herden sind sie sozial unterlegen und benötigen mindestens 3 m² pro Tier Auslauf, um Konflikten auszuweichen. Die Rasse ist nicht für Anfänger geeignet, da sie präzise Gewichtskontrolle und Federpflege erfordert. Flugunfähig durch ihren kompakten Körperbau, reichen Zäune ab 60 cm Höhe vollkommen aus.

Haltung & Fütterung

Der tief angesetzte Schwanz führt bei nassem Untergrund zu vermehrter Schmutzansammlung – ein separater, überdachter Sandbadbereich mit Quarzsand ist unverzichtbar, um Verfilzungen zu vermeiden. Aufgrund des dichten, langfaserigen Gefieders muss der Auslauf bei Feuchte maximal 10 cm Grashöhe aufweisen, andernfalls saugt sich das bauchnahe Federkleid voll. Stallseitig sind Sitzstangen unter 25 cm Höhe Pflicht, da das hohe Lebendgewicht (Hähne bis 3,5 kg) bei Sprüngen über 30 cm zu chronischen Fersenspornbildungen führt. Gefiederte Beine erfordern eine mindestens 15 cm dicke Strohecke im Auslauf, um Kraulerkrankungen vorzubeugen. Die Futtermenge muss um 12 % unter dem Standard für Fleischrassen liegen – bei 2,7 kg Hennengewicht sinkt die Legeleistung bereits signifikant. Keimlinge als eiweißreiche Komponente sind besonders wichtig, um die typische Brutneigung ab 24 Wochen zu erhalten.

Gesundheit & Besonderheiten

Die lederfarbene Brust ist aufgrund ihrer Dichte ein Milben-Hotspot – wöchentliche Untersuchungen mit Lupenbrille sind erforderlich. Die fünfte Zehe an den stark befiederten Füßen verfilzt im Winter binnen 48 Stunden bei Schneematsch, was tägliche Kontrollen notwendig macht. Trotz guter Kälteresistenz entwickeln sie ab 23°C Körpertemperatur rasch Hitzestress, da das voluminöse Gefieder schlecht Wärme abgibt. Übergewicht ab 2,8 kg blockiert zuverlässig die Brutbereitschaft und reduziert die Eierproduktion unter 100/Jahr. Die weiße Beinfederung vergilbt bei Sonneneinstrahlung – ein schattiger Auslaufbereich mit 40 % Überdachung ist essentiell für die Farbintensität.

Platzbedarf & Klimaresistenz

Stallplatzbedarf
Hoch
Auslaufbedarf
Hoch
Kälteresistenz
Gut

Charakter & Verhalten

Nutzung Fleischrassen, Rassehühner
Farbschläge gelb
Charakter ruhig, sanftmütig, ausgeglichen
Sozialverhalten Verträglich
Aktivität Ruhig
Lautstärke Mittel
Flugfähigkeit Gering

Geschichte des Lincolnshire Buff: Vom Verschwinden zur Renaissance

🇬🇧 Vereinigtes Königreich
1850
Im Mittel des 19. Jahrhunderts entstand das Lincolnshire Buff in der englischen Grafschaft Lincolnshire als robuste Zweinutzungsrasse für landwirtschaftliche Betriebe. Durch gezielte Kreuzungen zwischen dem damals als „Shanghai“ bekannten Buff Cochin, dem roten Dorking und heimischem Landgeflügel wie dem weizenfarbenen Altenglischen Kampfhuhn wurde ab 1850 eine leistungsfähige Rasse entwickelt. Die Züchter suchten ein widerstandsfähiges, schnell wachsendes Huhn mit weißfleischigem Körper für den Londoner Markt und einer zuverlässigen Winterlegeleistung – 125 Eier pro Jahr stellten für damalige Verhältnisse eine beachtliche Produktivität dar. Besonders die gefiederten Beine und die fünf Zehen (vererbt vom Dorking) sicherten dem Geflügel Halt auf den schlammigen Lincolnshire-Feldern. Doch mit der Einführung des Buff Orpington durch William Cook 1894 begann der Niedergang: Obwohl viele Experten den Orpington als „verfeinerten Lincolnshire Buff“ betrachteten, setzte sich die vierzehige, schlichtbeinige Variante durch. Bis in die 1920er-Jahre war die ursprüngliche Rasse nahezu verschwunden.

Bedeutung & Moderne Entwicklung

Als preisgekröntes Tafelgeflügel belieferte das Lincolnshire Buff einst Londoner Märkte in „vast numbers“, wie zeitgenössische Quellen betonen. Sein wirtschaftlicher Niedergang offenbarte die Anfälligkeit regionaler Rassen gegenüber modischen Neuentwicklungen. In den 1980er-Jahren gelang durch das Lincolnshire Agricultural College und engagierte Züchter eine Wiederbelebung – unter Rückgriff auf Erbgut des Buff Orpington sowie Cochins und Dorkings. Die offizielle Anerkennung durch den Poultry Club of Great Britain 1997 markierte den historischen Vollkreis, doch bleibt die Rasse heute selten. Aktuelle Erhaltungszucht bewahrt ihre Schlüsselmerkmale wie das dichte Buff-Gefieder und die zweckmäßige Konstitution, um gleichzeitig kleinbäuerlichen Anforderungen gerecht zu werden. Diese Renaissance macht das Lincolnshire Buff zum lebendigen Zeugnis englischer Geflügelkultur.

Bekanntheit & Status

Bekanntheit
Selten
Beliebtheit
Neutral / Durchschnittlich
Ausstellungsgeeignet Ja

Häufig gestellte Fragen

+ Warum sind die fünf Zehen und die gefiederten Beine beim Lincolnshire Buff nicht nur ein optisches Merkmal, sondern funktional wichtig?
Die fünf Zehen und die dichten Beinbefiederung stammen von den Dorking-Vorfahren und sichern dem Lincolnshire Buff besonderen Halt auf schlammigen Böden – speziell in den regnerischen Wintern von Lincolnshire war dies entscheidend, um Einsinken und Verletzungen zu vermeiden.
+ Welche Herausforderungen bringt der tief angesetzte Schwanz bei der Haltung, und wie lässt sich Schmutzbildung verhindern?
Durch den tiefen Schwanz sammelt sich bei nassem Untergrund schnell Schmutz am Bauchgefieder; ein separater, überdachter Sandbadbereich mit Quarzsand sowie ein Auslauf mit maximal 10 cm Grashöhe sind essenziell, um Verfilzungen und Federkrankheiten vorzubeugen.
+ Wie beeinflusst das hohe Lebendgewicht die Stallgestaltung und welche Mindestanforderungen sollten dabei unbedingt beachtet werden?
Hähne können bis zu 3,5 kg wiegen, weshalb Sitzstangen unbedingt unter 25 cm Höhe montiert werden müssen; Sprünge über 30 cm führen sonst schnell zu chronischen Fersenspornbildungen und Gelenkproblemen.

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