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Vorwerk Huhn

Vorwerk Huhn

Vorwerkhuhn – Eleganz und Gelassenheit vereint

Entstanden 1902 als deutsche Züchtung, besticht das Vorwerkhuhn durch sein ausgeglichenes Temperament und seine wetterharte Robustheit. Diese mittelgroßen Landhühner überzeugen mit einem besonders friedfertigen Wesen – selbst mehrere Hähne verstehen sich, wenn sie gemeinsam aufwachsen. Als klassische Zweinutzungsrasse vereint die Rasse naturnahe Eier- und Fleischproduktion, ohne Hochleistungsansprüche zu stellen. Dank ihres dichten Untergefeders trotzt sie Wind und Wetter, bleibt dabei aber anspruchsvoll in der Haltung. Vorwerkhühner eignen sich daher primär für erfahrene Geflügelhalter, die Wert auf historische Nutztierrassen mit Charakter legen. Wer eine langlebige, zutrauliche Rasse mit historischem Flair sucht, findet in diesem eleganten Landhuhn einen treuen Begleiter für den artgerechten Freilandbetrieb.

Wirtschaftlichkeit

170 pro Jahr
Gewicht Henne
2,0-2,5 kg
Gewicht Hahn
2,5-3,0 kg
Lebenserwartung
5–6 Jahre
Fleischansatz
Gering
Bruttrieb
Sehr schwach
Autosexing Nein

Vorwerkhühner: Spezifische Haltungsanforderungen

Vorwerkhühner zeichnen sich durch ein ausgeprägt friedliches und soziales Verhalten aus, das auch die Hähne umfasst – bei gemeinsamer Aufzucht ab Kükenalter und ausreichend Platz bilden sie harmonische Hahnengruppen, was in der Hühnerhaltung ungewöhnlich ist. Sie gelten als zutraulich und lassen sich durch regelmäßigen Kontakt zähmen, bleiben dabei aber eigenständig aktiv. Mit einem sehr hohen Aktivitätslevel durchstreifen sie ständig den Auslauf, um Futter zu suchen, was bei beengten Verhältnissen zu Unruhe führen kann. Die Rasse ist frühreif (erste Eier ab der 20. Lebenswoche) und nahezu unkrämig – Brütigkeit ist selten. Aufgrund des erhöhten Platzbedarfs und der komplexen Vergesellschaftung von Hähnen eignet sie sich nicht für Anfänger, sondern erfordert Erfahrung im Umgang mit fordernden Landhuhnrassen.

Haltung & Fütterung

Aufgrund ihres dichten Untergefieders benötigen Vorwerkhühner im Stall keine künstliche Wärme – bei Dauerkälte unter -10°C genügt eine windgeschützte Ecke mit Stroh. Der Auslauf sollte mindestens 10 m² pro Tier umfassen, da sie durch intensives Scharren und Picken bis zu 40 % ihres Futters selbst decken. Bei geringerem Platz kommt es zu verringerten Legeleistungen und stereotypem Verhalten. Zaunanlagen müssen 1,8 m hoch sein, da besonders Junghennen bis zum 6. Lebensmonat kurze Flüge meistern. Im Sommer reduziert sich der Futterbedarf um bis zu ein Drittel, da sie Insekten und Würmer effizient nutzen – im Winter ist jedoch eiweißreicheres Körnerfutter (18 % Rohprotein) nötig, um die 170 Eier/Jahr zu sichern. Verfettung ist bei dieser schlanken Rasse selten, doch bei plötzlichem Futterreichtum zeigen Hähne erhöhte Dominanz gegenüber Legehennen. Die Rasse verträgt keine reine Stallhaltung und benötigt zwingend Freilandzugang.

Gesundheit & Besonderheiten

Vorwerkhühner sind außergewöhnlich robust gegen Infekte und resistenter gegen Atemwegserkrankungen als viele moderne Rassen, dank ihres natürlichen Immunsystems. Dennoch erfordert ihr dichtes Gefieder wöchentliche Kontrollen auf Milbenbefall – besonders im Bereich des Brustbeins, wo die Unterwolle Schutz bietet. Die gold-schwarze Federzeichnung verschleiert Schmutz, doch nasse Böden führen schneller zu verklebten Federn als bei einfarbigen Rassen. Ein typisches Problem ist die späte Wiederanläufigkeit nach der Mauser: Bleibt der Auslauf im Herbst zu klein, legen sie bis zu zwei Monate weniger Eier. Trotz ihrer Zutraulichkeit bleiben sie scheu vor ungewohnten Geräuschen – lärmintensive Umgebungen dämpfen die Legeleistung schneller als bei nervositätsanfälligen Rassen.

Platzbedarf & Klimaresistenz

Stallplatzbedarf
Hoch
Auslaufbedarf
Hoch
Kälteresistenz
Gut

Charakter & Verhalten

Nutzung Zweinutzungsrasse, Rassehühner
Farbschläge gold-schwarzgesäumt
Charakter ruhig, sozial, ausgeglichen
Sozialverhalten Sehr verträglich
Aktivität Ausgeglichen
Lautstärke Mittel
Flugfähigkeit Gering

Vorwerkhuhn: Hamburger Zuchthistorie

🇩🇪 Deutschland
1902
Das Vorwerkhuhn, auch als Goldhühner aufgrund seines sattgelben Gefieders bezeichnet, entstand ab 1902 in Hamburg-Othmarschen. Der begüterte Kaufmann Oskar Vorwerk entwickelte die Rasse systematisch aus Lakenfelder Hühnern, deren graues Federkleid in der industriellen Kohlenstaub-Atmosphäre Hamburgs als schmutzig wahrgenommen wurde. Sein Ziel war ein landhuhnartiges Zwiehuhn mit leuchtend gelbem Grundgefieder und deutlicher schwarzer Zeichnung – erreicht durch gezielte Einbindung gelber Orpington, Ramelsloher und blauer Andalusier. Die ästhetische Farbgestaltung stand vor der wirtschaftlichen Produktivität, dennoch sollte die Rasse Fleisch und Eier liefern. Nach über zehnjähriger Zuchtarbeit wurde das Vorwerkhuhn 1912 erstmals auf der Hannoveraner Junggeflügelschau präsentiert und 1919 offiziell anerkannt. Die für damalige Verhältnisse beachtliche Legeleistung von rund 170 Eiern im Jahr sowie die charakteristischen gold-schwarz gesäumten Farbkontraste prägten den Standard. Durch den Zweiten Weltkrieg geriet die Rasse nahezu aus, als 1946 nur noch zwei Hähne und 26 Hennen existierten.

Bedeutung & Moderne Entwicklung

Ursprünglich als wirtschaftliches Zweinutzungshuhn konzipiert, verlor das Vorwerkhuhn nach 1945 an landwirtschaftlicher Relevanz, da moderne Hochleistungsrassen seine Produktivität übertrafen. Der 1926 gegründete Sonderverein zur Zucht und Erhaltung der Vorwerk- und Zwerg-Vorwerkhühner sicherte den Fortbestand – unterstützt durch die 1965 anerkannte Zwergform. Heute gilt die Rasse als gefährdet und steht auf der Vorwarnstufe der GEH-Liste. Dank des 1999 eingeführten Zuchtrings zur Vermeidung von Inzucht stieg der Bestand bis 2013 auf über 3.800 Tiere, bleibt aber auf Liebhaberzucht angewiesen. Als Symbol für regionale Zuchtgeschichte wird das Vorwerkhuhn in Arche-Höfen wie dem Lüneburger Archepark und auf historischen Geflügelschauen lebendig erhalten.

Bekanntheit & Status

Bekanntheit
Selten
Beliebtheit
Sehr beliebt
Ausstellungsgeeignet Ja

Häufig gestellte Fragen

+ Warum können Vorwerkhühner selbst in Gruppen mit mehreren Hähnen außergewöhnlich friedlich zusammenleben?
Vorwerkhühner zeigen ein besonders ausgeglichenes, friedfertiges Sozialverhalten – selbst mehrere Hähne vertragen sich, wenn sie gemeinsam als Küken aufwachsen und genügend Platz haben; dies ist bei Hühnerrassen äußerst selten und ermöglicht die Bildung harmonischer Hahnengruppen, was erfahrenen Haltern flexible Vergesellschaftungen bietet.
+ Wieso sinkt die Legeleistung von Vorwerkhühnern nach der Mauser oft deutlich, und wie kann man das verhindern?
Nach der Mauser kommt es bei Vorwerkhühnern zu einer typischen „späten Wiederanläufigkeit“, wobei die Eierproduktion bis zu zwei Monate pausiert, wenn der Auslauf im Herbst zu klein ist; ein großzügiger, strukturierter Freilandbereich fördert die schnellere Erholung und sichert die Legeleistung von bis zu 170 Eiern pro Jahr.
+ Welche Besonderheit gibt es beim Futterbedarf der Vorwerkhühner im Jahresverlauf und wie kann man als Halter gezielt Futterkosten sparen?
Vorwerkhühner decken bis zu 40 % ihres Futterbedarfs selbst durch intensives Scharren und Picken im Auslauf; im Sommer reduziert sich der Futterbedarf um bis zu ein Drittel, da sie effizient Insekten und Würmer nutzen – im Winter benötigen sie jedoch eiweißreiches Körnerfutter mit mindestens 18 % Rohprotein, um die Legeleistung zu erhalten.

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