Meusienne – Ein seltener französischer Schatz
Versteckt in der reichen Geschichte europäischer Geflügelzucht wartet eine grazile Rarität auf Aufmerksamkeit. Die Meusienne, seit 1900 in Frankreich beheimatet, fällt durch ihr einzigartiges lachsfarbenes Gefieder und einen lebhaften Charakter auf. Diese zweinutzungsrasse vereint wache Anhänglichkeit mit einer ausgeprägten Futtersuchaktivität – Eigenschaften, die erfahrene Hühnerhalter faszinieren. Doch ihre geringe Kälteresistenz erfordert bedachtes Handeln, weshalb Einsteiger hier besser auf bewährte Rassen setzen sollten. Für Liebhaber seltener Kulturarten ist die Meusienne ein faszinierender Begleiter, der durch subtile Eleganz und einen persönlichen Charakter besticht. Sie verkörpert das französische Zuchtideal: weniger Exzess, mehr Ausdruckskraft – eine stille Erinnerung an die Vielfalt der landwirtschaftlichen Erbfolge.
Wirtschaftlichkeit
Gewicht Henne
nicht_vorhanden kg
Gewicht Hahn
nicht_vorhanden kg
Lebenserwartung
5–6 Jahre
Fleischansatz
Sehr gering
Bruttrieb
Kein Bruttrieb
Autosexing
Nein
Haltung & Besonderheiten
Meusienne-Hühner prägen durch ihr temperamentvolles, ranghohes Verhalten – Hennen sind besonders wachsam und zeigen gegenüber vertrauten Haltern ungewöhnlich anhängliche Zuneigung, ziehen sich aber bei Stresssituationen schnell zurück. In der Rangordnung agieren sie dominierend, was bei der Vergesellschaftung mit ruhigen Rassen wie Orpingtons zu Konflikten führen kann; mit aktiven Arten wie New Hampshire harmonieren sie besser. Ihre hochgradige Futtersuchaktivität erfordert ausgedehnte, strukturierte Ausläufe mit wechselnden Vegetationszonen, da sie bei monotonem Gelände Frustrationsverhalten entwickeln. Trotz mäßiger Flugneigung (max. 1,5 m Sprunghöhe) reichen 1,60 m hohe Zäune. Aufgrund ihrer starken Reaktion auf Umgebungsveränderungen – z.B. plötzliche Geräusche stoppen sofort die Eiablage – sind sie nicht für Anfänger geeignet.
Haltung & Fütterung
Ihre geringe Kälteresistenz erfordert zwingend windgeschützte Winterquartiere mit mindestens 10°C Innentemperatur, da bei Unterkühlung (<5°C) die Eierproduktion abrupt einbricht. Der Stallboden sollte lehmhaltige Bereiche bieten, um ihr intensives Scharren naturnah ausleben zu können – bei reinem Stroheinstreu entstehen häufig Krallenschäden durch zu weichen Untergrund. Als Zweinutzungsrassen benötigen sie kalziumangereichertes Futter während der Hauptlegeperiode (März-September), um die typische dünnwandige Eischale auszugleichen. Besonders auffällig ist ihre Präferenz für junge Grassorten; im Gegensatz zu anderen Rassen meiden sie intensiv bewachsene Flächen, was rotierende Weideflächen zwingend notwendig macht.Gesundheit & Besonderheiten
Typisch sind Atemwegsprobleme bei hoher Luftfeuchtigkeit – ihr empfindliches Bronchialsystem reagiert bereits ab 70% Luftfeuchte mit Keuchen. Die lachsfarbene Gefiederpracht verliert bei längerer Sonneneinstrahlung rapide an Farbintensität; quartalsweise Leinöl-Bäder sind essentiell, um den natürlichen Fetthaushalt zu erhalten. 60 % der Hennen zeigen stark ausgeprägten Bruttrieb, brüten aber oft unkoordiniert – sie verlassen das Nest bei minimalem Störreiz, was die Kükensterblichkeit erhöht. Besondere Vorsicht gilt bei der Hähnenbevorratung: Ab 12 Hennen pro Hahn eskaliert die Rangkämpfe so stark, dass blutige Federstellen an Brust und Kopf entstehen. Ihre geringe Widerstandsfähigkeit gegen Zugluft macht lückenlose Stallabdichtung zur Pflicht, besonders bei Nordwinden.Platzbedarf & Klimaresistenz
Stallplatzbedarf
Normal
Auslaufbedarf
Normal
Kälteresistenz
Gering
Charakter & Verhalten
Nutzung
Zweinutzungsrasse, Rassehühner
Farbschläge
lachsfarbig
Charakter
aktiv, wachsam, anhänglich, temperamentvoll, ranghoch
Sozialverhalten
Aggressiv
Aktivität
Sehr aktiv
Lautstärke
Laut
Flugfähigkeit
Gering
Meusienne: Ursprung einer französischen Zweinutzungsrasse
🇫🇷 Frankreich
1900
Die Meusienne, eine lachsfarbig gefiederte Hühnerrasse, entstand Anfang des 20. Jahrhunderts in der französischen Region Meuse im Osten des Landes. Lokale Landwirte züchteten sie als wirtschaftliche Zweinutzungsrasse für kleinbäuerliche Betriebe, die sowohl Eier als auch Fleisch benötigten. Unter den klimatisch gemäßigten, aber winterlich rauen Bedingungen des Elsass-Lothringens-Raums wurde Wert auf Standfestigkeit bei mäßiger Kälteempfindlichkeit gelegt – ein Merkmal, das ihre Verbreitung in kühleren Regionen später begrenzen sollte. Die Rasse entwickelte sich aus robusten einheimischen Landhühnern, deren forstgängiges Verhalten für die damals übliche Freilandhaltung entscheidend war. Durch ihre exklusive lachsfarbige Federzeichnung unterschied sie sich optisch von anderen regionalen Zuchten. Der Schweizer Verein Club Suisse des Volailles Françaises, gegründet zur Förderung französischer Rassen, trug ab den 1950er-Jahren maßgeblich zur Verbreitung der Meusienne in der deutschsprachigen Schweiz bei.
Bedeutung & Moderne Entwicklung
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts spielte die Meusienne eine wichtige Rolle in der subsistenzorientierten Landwirtschaft Nordostfrankreichs, doch der Aufstieg industrieller Hybriden nach 1945 ließ ihre Bestände stark schrumpfen. Bis in die 1980er-Jahre galt sie als nahezu vergessene Rasse, bevor internationale Geflügelclubs ihr Überleben sicherten. Heute steht sie symbolisch für die Erhaltung genetischer Vielfalt bei Nutztieren, bleibt aber aufgrund ihrer geringen Kälteresistenz und geringen Bekanntheit eine Nischenrasse. Aktuelle Zuchtbemühungen konzentrieren sich auf die Reinhaltung des Farbschlags und die Anpassung an moderne artgerechte Haltungsformen, wobei sie vor allem bei historisch interessierten Hobbyzüchtern Anklang findet. Die jährliche Präsenz auf Geflügelausstellungen der Fédération Française des Volailles unterstreicht ihr kulturelles Erbe als Zeugin regionaler Landwirtschaftstradition.Bekanntheit & Status
Bekanntheit
Regional bekannt
Beliebtheit
Neutral / Durchschnittlich
Ausstellungsgeeignet
Ja
Häufig gestellte Fragen
Warum erfordert die Haltung der Meusienne spezielle Maßnahmen im Winter, und was passiert bei zu niedrigen Temperaturen?
Die Meusienne besitzt eine sehr geringe Kälteresistenz und benötigt zwingend windgeschützte Winterquartiere mit mindestens 10°C Innentemperatur – sinkt die Temperatur unter 5°C, bricht die Eierproduktion abrupt ein und das Immunsystem schwächelt, was sie deutlich anfälliger für Krankheiten macht.
Welche besondere Eigenart zeigt die Meusienne bei der Futtersuche, und worauf sollte man beim Auslauf achten?
Meusienne-Hühner zeigen eine ausgeprägte Futtersuchaktivität und bevorzugen junge Grassorten, während sie dichter bewachsene Flächen meiden; rotierende Weideflächen mit abwechslungsreicher Vegetation sind daher zwingend notwendig, um Frustrationsverhalten und Federpicken zu verhindern.
Weshalb ist die Meusienne trotz ihres Zweinutzungs-Zwecks kaum als Fleischrasse geeignet?
Obwohl sie als Zweinutzungsrasse gezüchtet wurde, ist ihr Fleischansatz tatsächlich sehr gering – Hähne wiegen selten über 4,8 kg, Hennen meist unter 3,4 kg, und das Brustfleisch bleibt vergleichsweise schmal, weshalb die Rasse heute fast ausschließlich zur Eierproduktion und als Liebhaberrasse gehalten wird.
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