Madras – Das lebendige Erbe Indiens
Mit ihrem stolzen Gang und dem unverwechselbaren Charakter verkörpern Madras-Hühner eine faszinierende Brücke zwischen uralter Tradition und modernem Geflügelhalten. Ursprünglich im südlichen Indien als kampfstarker Begleiter gezüchtet, besticht diese Rasse heute durch ihre wache Art und lebhafte Präsenz. Ihre kräftige Statur und der ausgeprägte Individualismus machen sie zu anspruchsvollen Partnern, die erfahrenen Haltenden viel Abwechslung bieten – vorausgesetzt, man respektiert ihren natürlichen Bewegungsdrang und ihre soziale Komplexität. Wer bereit ist, den besonderen Ansprüchen dieser historischen Rasse gerecht zu werden, erhält nicht nur ein lebendiges Stück Kulturgeschichte, sondern auch einen wachsamen Hofbegleiter mit unverkennbarem Charme. Ein fesselndes Kapitel für alle, die mehr suchen als einen gewöhnlichen Stallgenossen.
Wirtschaftlichkeit
40 pro Jahr
Gewicht Henne
2,5-3,0 kg
Gewicht Hahn
3,0-3,5 kg
Lebenserwartung
5–6 Jahre
Fleischansatz
Mittel
Bruttrieb
Schwach
Autosexing
Nein
Haltung & Besonderheiten
Madras-Hühner sind extrem aktiv und erkunden ihren Auslauf mit hoher Neugier. Hennen zeigen ein ruhiges, bodenständiges Wesen, während Hähne deutlich temperamentvoll bis aggressiv agieren – besonders bei Revierstreitigkeiten mit anderen Hähnen. Aufgrund dieser Eigenheit sind sie nicht für Anfänger geeignet und benötigen einen erfahrenen Halter, der soziale Konflikte früh erkennt. Die Rasse ist wachsam und bleibt stets mobil, was eine mindestens 20 m² große Auslauffläche pro Tier erfordert. Trotz guter Flugeigenschaften (kurze Sprünge bis 1,50 m) reicht ein Standardzaun mit 1,20 m Höhe, da sie nicht kontinuierlich ausbrechen. Kälteempfindlich (unter 5°C) benötigen sie im Winter einen geschützten Außenbereich, da sie selten ins Gehege zurückkehren. Mit friedlichen Rassen wie Marans oder Seidenhühnern sind sie vergesellschaftungsfähig, aber niemals mit anderen Kampfrassen.
Haltung & Fütterung
Madras benötigen mehrstufige Sitzstangen (mindestens drei Höhenstufen), da sie instinktiv gerne erhöhte Positionen einnehmen. Die Stallgrube sollte schattige, windgeschützte Nistkisten bieten, da die Hennen bei hellen Nestern häufiger Eier wegräumen. Aufgrund ihrer geringen Kälteresistenz ist eine frostfreie Auslaufzone mit Strohmulch entscheidend – bei Dauerfrost muss der Auslauf auf 50 % reduziert werden. Trotz intensiver Scharaktivität (8/10) decken sie nur 30 % ihres Nahrungsbedarfs durch Freilandfutterung, weshalb eine tägliche Grundfutterration (120 g/Tier) mit Kurkuma-Beigabe notwendig ist. Übergewicht tritt bei unkontrollierter Fütterung ab 3,2 kg bei Hennen auf – hier helfen Ingwer-Kräcker als Snackalternative.Gesundheit & Besonderheiten
Die Rasse ist generell robust, aber bei Temperaturen unter 0°C anfällig für Atemwegsinfekte. Regelmäßige Kontrolle der leicht befederten Füße ist Pflicht, da bei Matsch Verklebungen entstehen. Erst ab dem 24. Lebensmonat zeigt die Rasse ihre finale Körperform – junge Hähne wirken bis dahin unproportioniert. Typisch ist die späte Eintrocknung der Legeleistung (nur 40 Eier/Jahr), wobei die gelblichen Eischalen oft dünner als bei Standardrassen sind. Wichtig: Madras verlieren im Winter keine Federkleider, sondern wechseln nur partiell – eine Winterfütterung mit extra Proteinen ist daher überflüssig.Platzbedarf & Klimaresistenz
Stallplatzbedarf
Normal
Auslaufbedarf
Hoch
Kälteresistenz
Gering
Charakter & Verhalten
Nutzung
Kampfrasse, Rassehühner
Farbschläge
wildfarbig, blau-weizenfarbig, blau-wildfarbig, gold-weizenfarbig, rotgesattelt, rotgesattelt-weizenfarbig, blau-rotbunt
Charakter
lebhaft, wachsam, anhänglich, temperamentvoll, aggressiv
Sozialverhalten
Sehr aggressiv
Aktivität
Sehr aktiv
Lautstärke
Laut
Flugfähigkeit
Mittel
Madras-Hühner: Historische Kampfrasse aus Indien
🇮🇳 Indien
1970
Die Madras-Hühnerrasse, auch als Madras-Asil oder Madras-Kämpfer bekannt, entstammt der südindischen Region um Madras (heutiges Chennai) im Bundesstaat Tamil Nadu. Schon vor Jahrtausenden wurden hier aus urtümlichen Asil-Beständen gezielt kampftaugliche Hühner gezüchtet, wobei Fleisch- oder Eierproduktion stets Nebensache blieben. Die Züchter legten den Fokus auf Robustheit, Durchsetzungsvermögen und eine körperliche Konstitution, die für traditionelle Hahnenkämpfe optimiert war. Erst 1970 avancierte die Rasse in Deutschland zur offiziell anerkannten Zuchtlage, nachdem Franz Todenhagen ab 1966 intensiv an ihrer Standardisierung arbeitete. Ausgangspunkt für die europäische Zucht war der Erwerb von Tieren über Eugen Leypold, der sie wiederum von F.W. Perzelmayer bezogen hatte. In der DDR scheiterte 1968 ein Anerkennungsantrag, da Asil-Hühner bereits als Gruppe registriert waren.
Bedeutung & Moderne Entwicklung
Heute gilt die Madras-Rasse als lebendiges Kulturgut der historischen Geflügelzucht, spielt aber in der Landwirtschaft kaum eine Rolle. Aufgrund ihrer geringen Kälteresistenz und der begrenzten Eierleistung von rund 40 Eiern jährlich wird sie vorwiegend von Vereinen wie dem Bund Deutscher Rassegeflügelzüchter als Erhaltungszucht betreut. Aktuelle Zuchtbemühungen konzentrieren sich auf die Bewahrung traditioneller Farbschläge wie wildfarbig oder gold-weizenfarbig, die bis heute an ihre indischen Ursprünge erinnern. Als besonders seltene Rasse findet sie heute vor allem bei Liebhabern alter Kampfhühnertypen Beachtung, wobei ihre Haltung aufgrund spezifischer Anforderungen nicht für Anfänger geeignet ist.Bekanntheit & Status
Bekanntheit
Selten
Beliebtheit
Neutral / Durchschnittlich
Ausstellungsgeeignet
Ja
Häufig gestellte Fragen
Warum erreichen Madras-Hühner erst mit über zwei Jahren ihre volle körperliche Reife und Erscheinung – und was bedeutet das für die Zucht?
Madras-Hühner wachsen deutlich langsamer als Wirtschaftsrassen: Hähne brauchen sieben bis acht Monate, bis sie ihre Körperform ausgebildet haben, und erst im zweiten oder dritten Lebensjahr zeigen sie ihre volle körperliche Blüte – das gilt besonders für die endgültige Bemuskelung, Knochenstärke und Proportion. Für Züchter bedeutet das Geduld: Junge Tiere wirken oft unproportioniert und sollten nicht zu früh beurteilt oder ausgestellt werden. Die späte Reife ist ein Erbe ihrer Kampfrasse-Herkunft und macht die Madras zu einer Rasse für geduldige, erfahrene Halter.
Wieso ist der Brut- und Führungstrieb der Madras-Hennen so ungewöhnlich – und was müssen Halter bei der Nachwuchspflege beachten?
Madras-Hennen zeigen einen besonders ausgeprägten Brut- und Führungstrieb – sie beginnen meist schon nach der Ablage weniger Eier mit dem Brüten, wenn das Gelege nicht entnommen wird. Das ist für heutige Ausstellungszüchter eine Herausforderung, da die Naturbrut frühestens im März startet und die Jungtiere bis zur Schau kaum ausgewachsen sind. Für die Erhaltung dieser ursprünglichen Eigenschaft ist die Naturbrut unverzichtbar; Kunstbrut würde den natürlichen Instinkt langfristig schwächen.
Welche verblüffenden Details zur Fütterung und Gesundheit sind bei Madras-Hühnern besonders wichtig – und warum hilft Kurkuma?
Madras decken trotz intensiver Scharaktivität nur etwa 30 % ihres Nahrungsbedarfs im Auslauf – eine tägliche Grundfutterration von 120 g pro Tier ist daher Pflicht. Übergewicht tritt ab 3,2 kg bei Hennen auf, hier helfen Ingwer-Kräcker als Snack. Die Zugabe von Kurkuma im Futter unterstützt die Verdauung und das Immunsystem dieser kälteempfindlichen Rasse. Bei Frost unter 0°C sind sie anfällig für Atemwegsinfekte; eine frostfreie Auslaufzone mit Strohmulch ist im Winter lebenswichtig. Im Gegensatz zu vielen anderen Rassen verlieren Madras im Winter nicht ihr gesamtes Federkleid, sondern wechseln nur partiell – eine Winterfütterung mit extra Proteinen ist daher unnötig.
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