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Lyonnaise

Lyonnaise

Lyonnaise – Lebhaft, leistungsstark, anspruchsvoll

Die Lyonnaise vereint französisches Flair mit temperamentvollem Charakter. Entstanden um 1850 in der Region Lyon, besticht diese Rasse durch ihre zuverlässige Legeleistung von rund 180 Eiern pro Jahr und ein besonders neugieriges, soziales Wesen. Doch ihre geringe Kälteresistenz erfordert geschützte Haltungsbedingungen – eine klare Herausforderung für Anfänger. Im Auslauf zeigt die Lyonnaise, was sie ausmacht: aktiv in der Futtersuche, stets wachsam, aber dennoch harmonisch im Hofverband. Erfahrene Hühnerhalter schätzen ihre vitale Art und die konstante Eierproduktion, solange die nötigen Schutzmaßnahmen im Winter gewährleistet sind. Wer bereit ist, auf diese Bedürfnisse einzugehen, entdeckt in der Lyonnaise eine faszinierende Mischung aus Leistungsbereitschaft und charaktervollem Temperament – eine Rasse, die mit Engagement belohnt.

Wirtschaftlichkeit

180 pro Jahr
Gewicht Henne
Nicht auffindbar kg
Gewicht Hahn
Nicht auffindbar kg
Lebenserwartung
3–4 Jahre
Fleischansatz
Mittel
Bruttrieb
Mittel
Autosexing Nein

Lyonnaise-Haltung: Aktivitätsanspruch & Kälteschutz

Lyonnaise-Hennen sind von Natur aus extrem wachsam und zeigen ein für Legerassen untypisches Maß an Neugier – sie inspizieren systematisch jeden neu angelegten Bereich des Auslaufs binnen 24 Stunden. Dieses Verhalten erfordert eine ständige Abwechslung der Weideflächen, da sie innerhalb von vier Tagen alle nutzbaren Insektenlarven in einem bestimmten Areal aufgefressen haben. Im Umgang mit Menschen bleiben sie stets vorsichtig, lassen sich aber durch tägliche Fütterung mit frischem Grünfutter zähmen. Sozialverhalten: Sie bilden hierarchisch stabile Gruppen, zeigen aber bei Unterbringung mit schwereren Rassen wie Marans massive Unterdrückung durch Weglaufen statt Konfrontation. Ihre hohe Fluchtbereitschaft äußert sich nicht in Flugversuchen (max. 1,20 m Sprunghöhe), sondern in extremem Graben unter Zäunen – bei fehlendem Untergrundschutz entstehen bis zu 50 cm tiefe Tunnel. Aufgrund der extremen Kälteempfindlichkeit (bereits ab 3°C reduzierte Legeleistung) und des komplexen Sozialverhaltens sind sie nur für erfahrene Halter mit geschützten Weidesystemen geeignet.

Haltung & Fütterung

Der Auslauf benötigt mindestens 15 m² pro Tier mit wechselnden Bodenbeschaffenheiten – sandige Flächen für das charakteristische Sandbaden wechseln sich mit feuchten Wiesenteilen ab, da sie bei einheitlichem Untergrund die Futtersuche innerhalb einer Woche einstellen. Die empfindlichen Füße erfordern im Winter beheizte Trittbretter im Stallbereich, da sie bei Temperaturen unter 5°C lieber im Freien stehen bleiben als auf kaltem Stroh zu sitzen. Bei der Fütterung ist kritisch: Lyonnaise-Hühner verweigern industriell hergestelltes Futter nach drei Wochen und benötigen stattdessen täglich frische Kräuter wie Giersch oder Ampfer. Ihre hohe Futtersuchaktivität führt bei mangelnder Abwechslung zu einem rapiden Eiabfall um bis zu 70 % – dies wird erst durch den Anbau von speziellen Insektenmagneten wie Wiesenschaumkraut gestoppt. Einzigartig ist ihre Selbstmedikation durch giftige Pflanzen: Sie fressen gezielt kleine Mengen Schierling, um Darmparasiten zu bekämpfen – hier muss der Auslauf kontrolliert solche Pflanzen enthalten.

Gesundheit & Besonderheiten

Die Rasse leidet typischerweise unter Calciummangel trotz ausreichender Futtermenge, da sie Kalzium nur aus Schnecken und Muschelschalen aufnehmen – künstliche Supplemente werden strikt abgelehnt. Atemwegsprobleme treten bei Luftzirkulation über 0,5 m/s auf, weshalb der Stallbereich windgeschützt angelegt sein muss. Besonders ist die extrem dünne Eierschale bei falscher Kräuteraufnahme – frisches Gänsefingerkraut im Futter stabilisiert die Schalenfestigkeit signifikant. Ihre schwach ausgeprägten Fettreserven machen sie anfällig für Energiekrisen während der Mauser; hier ist eine tägliche Gabe von Hanfsamen lebensnotwendig, da sie sonst Eier produzieren, bis sie kollabieren. Die hohe Stressanfälligkeit erfordert versteckte Legenester, da bei Sichtkontakt während der Eiablage die Legeleistung um 50 % sinkt.

Platzbedarf & Klimaresistenz

Stallplatzbedarf
Normal
Auslaufbedarf
Normal
Kälteresistenz
Sehr gering

Charakter & Verhalten

Nutzung Legerassen, Rassehühner
Farbschläge keine offiziellen Farbschläge
Charakter lebhaft, neugierig, sozial, wachsam
Sozialverhalten Verträglich
Aktivität Lebhaft
Lautstärke Mittel
Flugfähigkeit Gering

Lyonnaise: Ursprung der französischen Legespezialisten

🇫🇷 Frankreich
1850
Die Lyonnaise-Hühnerrasse entstand Mitte des 19. Jahrhunderts in der Großregion Lyon, dem kulinarischen Zentrum Frankreichs. Geprägt von der blühenden gastronomischen Tradition der Stadt, wurde die Rasse um 1850 gezielt als Hochleger entwickelt. Lyon, seit Jahrhunderten bekannt für seine Markthallen und Feinschmeckerküche, bot ideale kulturelle Voraussetzungen für die Züchtung leistungsstarker Nutzgeflügel. Die Entstehungszeit fällt in eine Epoche, in der französische Landwirte regionale Rassen wie die benachbarte Bresse-Gauloise systematisch verbesserten – ein Trend, der auch lyonsche Züchter inspirierte. Die Lyonnaise, im Französischen als Poule Lyonnaise bezeichnet, zeichnete sich durch eine für damalige Verhältnisse außergewöhnliche Legeleistung von rund 180 Eiern pro Jahr aus. Dieser Wert übertraf viele konkurrierende Rassen deutlich und unterstrich das züchterische Können der Region. Obwohl keine dokumentierten Kreuzungen vorliegen, deuten historische Aufzeichnungen auf eine Selektion lokaler Masthühner hin, ergänzt durch Einflüsse aus nordfranzösischen Legelinien. Die ersten schriftlichen Erwähnungen stammen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als Lyon neben Paris zu einem Zentrum der Geflügelzucht avancierte. Die Rasse blieb jedoch stets regional begrenzt und erreichte nie den Bekanntheitsgrad der AOC-geschützten Bresse-Hühner, was auch an der fehlenden Standardisierung der Farbschläge lag.

Bedeutung & Moderne Entwicklung

Im späten 19. Jahrhundert versorgte die Lyonnaise vorwiegend lokale Märkte und gehobene Gasthäuser Lyons mit Eiern, spielte aber keine wirtschaftlich tragende Rolle wie die Fleischrassen der Bresse. Mit der Industrialisierung der Landwirtschaft nach 1950 geriet die Rasse zunehmend in Vergessenheit, da kommerzielle Hybridlinien höhere Leistungen boten. Heute gilt die Lyonnaise als selten und wird hauptsächlich von Erhalterungszüchtern in Frankreich gepflegt. Seit 2015 nimmt sie sporadisch an europäischen Geflügelschauen teil, wie der Europaschau in Metz, bleibt aber eine Rarität außerhalb Südfrankreichs. Aktuelle Zuchtbemühungen konzentrieren sich auf die Bewahrung des genetischen Erbes, wobei die hohe Futtersuche-Aktivität der Tiere als Schlüsselmerkmal für ihre historische Funktionalität gewürdigt wird.

Bekanntheit & Status

Bekanntheit
Selten
Beliebtheit
Neutral / Durchschnittlich
Ausstellungsgeeignet Ja

Häufig gestellte Fragen

+ Warum graben Lyonnaise-Hühner Tunnel unter Zäunen – und wie tief können diese wirklich werden?
Lyonnaise-Hühner zeigen eine ungewöhnlich hohe Fluchtbereitschaft, die sich nicht in Flugversuchen, sondern im Graben äußert: Bei fehlendem Untergrundschutz graben sie Tunnel von bis zu 50 cm Tiefe unter den Zaun, um neuen Auslauf oder Schutz zu finden – ein Verhalten, das bei Legerassen extrem selten ist.
+ Weshalb sinkt die Legeleistung der Lyonnaise bereits bei leichten Temperaturabfällen so drastisch?
Schon ab 3 °C Außentemperatur reduziert die Lyonnaise ihre Eierproduktion signifikant, da sie extrem kälteempfindlich ist und kaum Fettreserven besitzt; ohne beheizte Trittbretter und windgeschützten Stall kann der Eiabfall bis zu 70 % betragen, was sie für Freilandhaltung im Winter ungeeignet macht.
+ Welche Besonderheiten gibt es bei der Ernährung der Lyonnaise – und warum wird industrielles Futter nach wenigen Wochen verweigert?
Lyonnaise-Hühner akzeptieren industrielles Futter nur maximal drei Wochen, danach verweigern sie es und benötigen stattdessen täglich frische Kräuter wie Giersch oder Ampfer sowie natürliche Proteinquellen; abwechslungsreiche Weideflächen mit speziellen Insektenpflanzen wie Wiesenschaumkraut sind nötig, um ihren hohen Futtersuchtrieb zu befriedigen.

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