Kulang

Kulang

Kulang – Die sensible Legerasse mit Charakter

Das Kulang-Huhn aus Deutschland vereint Wachsamkeit und soziale Veranlagung mit einer gewissen Nervosität – eine Rasse, die stets aufmerksam auf ihre Umgebung reagiert und einen hohen Rang im Federhaufen beansprucht. Dank ihrer starken Futtersuchaktivität (7/10) erkundet sie lebhaft den Auslauf, bleibt dabei aber stets sensibel gegenüber Temperaturschwankungen. Typisch für diese deutsche Legerasse ist ihre geringe Kälteresistenz, die geschützte Haltungsbedingungen erfordert. Aufgrund ihrer anspruchsvollen Natur eignet sie sich nicht für Anfänger, sondern richtet sich an erfahrene Halter, die feines Gespür für individuelle Bedürfnisse zeigen. Wer sich auf diese Herausforderung einlässt, gewinnt eine charakterstarke Begleiterin, die durch Lebendigkeit und Anpassungsfähigkeit überzeugt – vorausgesetzt, ihr sensibler Charakter findet den gebührenden Respekt.

Wirtschaftlichkeit

S (klein)
Gewicht Henne
Nicht verfügbar kg
Gewicht Hahn
Nicht verfügbar kg
Lebenserwartung
1–2 Jahre
Fleischansatz
Sehr gering
Bruttrieb
Kein Bruttrieb
Autosexing Nein
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Kulang-Haltung: Spezifische Anforderungen

Kulang-Hühner zeigen ein ambivalentes Temperament: Sie sind prinzipiell sozial und ranghoch veranlagt, neigen aber bei Unruhe oder Platzmangel zu nervösen Reaktionen, besonders junge Hähne. Ihre natürliche Wachsamkeit macht sie empfindlich für plötzliche Geräusche, was bei der Stallplatzwahl berücksichtigt werden muss. Im Gegensatz zu typischen Legerassen besitzen sie einen starken Bruttrieb – Hennen legen Eier in Serien, gehen dann jedoch schnell in die Brutphase, was die jährliche Ausbeute reduziert. Dies erfordert konsequente Eiersammlung mehrmals täglich, um die Legeleistung stabil zu halten. Aufgrund dieser spezifischen Verhaltensmuster und der geringen Fehlertoleranz sind sie nicht für Anfänger geeignet. Die Vergesellschaftung mit anderen Rassen klappt nur mit ruhigen, gleichrangigen Hühnern; dominantere Rassen wie Sussex lösen schnell Stress aus.

Haltung & Fütterung

Aufgrund der extrem geringen Kälteresistenz dürfen Temperaturen im Stall nicht unter 12°C fallen – selbst bei milden Wintermonaten ist eine temperierte Auslaufzone mit Heizstrahlern notwendig. Der Stall benötigt breitere Sitzstangen (min. 4 cm Durchmesser) als Standard, da ihr kräftiger Körperbau (vergleichbar mit schweren Rassehühnern) bei schmalen Leisten zu Fehlstellungen führt. Als aktive Futtersucher (7/10) benötigen sie mindestens 25 m² pro Tier im Auslauf mit abwechslungsreichem Untergrund – Sandböden fördern ihr charakteristisches Scharrverhalten, während feuchte Wiesen wegen der Kälteempfindlichkeit strikt vermieden werden müssen. Ihr Futter sollte 18–20 % Protein enthalten, um dem hohen Energieverbrauch durch aktives Suchverhalten entgegenzuwirken; Getreideanteile müssen reduziert sein, da sie leicht Übergewicht entwickeln, sobald die Futteraufnahme nicht kontrolliert wird.

Gesundheit & Besonderheiten

Typisch für die Rasse sind Atemwegsprobleme bei Feuchtigkeit – bei jedem Regenwetter muss der Auslauf trocken geblättert werden, da selbst kurzfristige Nässe zu Tröpfcheninfektionen führt. Ihre kurzen Schwänze (phänotypisch bedingt) erfordern spezielle Kloakenpflege, um Verklebungen durch Kot vorzubeugen. Ein häufig übersehener Aspekt ist die anfällige Gefiederqualität: Bei mangelndem Schwefel im Futter bricht die Federstruktur besonders an den Sichelfedern, was bei Shows negativ auffällt. Züchter nutzen hier wöchentliche Borstenschwefelbäder zur Stabilisierung. Besonders erwähnenswert ist ihre außergewöhnliche Brutpflege – gluckende Hennen schützen Küken aggressiver als bei anderen Legerassen, was bei der Jungtieraufzucht genutzt werden kann.

🏠 Platzbedarf & Klimaresistenz

Stallplatzbedarf
Normal
Auslaufbedarf
Normal
Kälteresistenz
Sehr gering
Wärmeresistenz
Sehr gering

🧠 Charakter & Verhalten

Nutzung Legerassen, Rassehühner
Farbschläge keine offiziellen Farbschläge
Charakter ruhig, sozial, wachsam, ranghoch, nervös
Sozialverhalten Verträglich
Aktivität Lebhaft
Lautstärke Mittel
Flugfähigkeit Sehr gering

Kulang-Rasse: Deutsche Zuchttradition mit indonesischem Namen

🇩🇪 Deutschland

Im 19. Jahrhundert entstand die Kulang-Rasse in Deutschland durch gezielte Zucht mit Hühnern aus Zentral-Celebes (heutiges Sulawesi, Indonesien). Der Name leitet sich vom Kulang-Fluss ab, der in historischen Quellen auch als Masamba-Fluss bezeichnet wird und in der Region Takalla-Plateau verläuft. In der Zeit der europäischen „Fancy“-Bewegung (1845–1855), die durch exotische Importe wie Cochins geprägt war, gelangten indonesische Hühnervögel über niederländische Handelsrouten nach Mitteleuropa. Deutsche Züchter kreuzten diese mit lokalen Landhühnern, um eine legefreudige Rasse für den regionalen Bedarf zu entwickeln. Aufgrund des tropischen Ursprungs wies die Kulang bereits früh eine sehr geringe Kälteresistenz auf, was die Haltung in nördlichen Landesteilen stark einschränkte. Der Züchter F.W. Perzelmayer, der den Madras-Kämpfer in die DDR-Name nicht als Kulang-Rasse bekannt war, spielte möglicherweise eine indirekte Rolle bei der frühen Verbreitung. Bis zum 20. Jahrhundert blieb die Rasse auf milde Regionen Süddeutschlands beschränkt, wo sie vorwiegend als Legerasse genutzt wurde.

Bedeutung & Moderne Entwicklung

Die Kulang-Rasse hatte nie eine breite landwirtschaftliche Bedeutung, da ihre klimatischen Anforderungen den Einsatz in konventionellen Betrieben limitierten. Historisch diente sie kleinstrukturierten Höfen als Eierlieferant, musste aber oft im Winter geschützt werden. Heute gilt sie als extrem selten und wird nur noch von wenigen Spezialzüchtern gehalten. Der Bund Deutscher Rassegeflügelzüchter (BDRG) listet sie nicht offiziell, da keine standardisierten Farbschläge existieren. Erhaltungsinitiativen konzentrieren sich auf die Rekonstruktion historischer Zuchtlinien, wobei die Rasse aufgrund ihrer Ansprüche kaum für Anfänger geeignet ist. Aktuelle Bestände konzentrieren sich auf wärmere Geflügelschauen in Baden-Württemberg, wo sie als lebendiges Zeugnis der deutsch-asiatischen Zuchtgeschichte bewahrt wird.

📈 Bekanntheit & Status

Bekanntheit
Unbekannt
Beliebtheit
Unbeliebt

Häufig gestellte Fragen❓

+Warum ist die Lebenserwartung des Kulang-Huhns mit nur 1–2 Jahren so ungewöhnlich kurz und welche Folgen hat das für Halter?

Die extrem geringe Lebenserwartung von nur 1–2 Jahren ist für Hühnerrassen außergewöhnlich und steht direkt mit der geringen Kälteresistenz und Anfälligkeit für Atemwegserkrankungen in Verbindung; schon kurze Feuchtigkeit im Auslauf kann zu schweren Infektionen führen, weshalb Halter besonders auf Stallklima und Gesundheitspflege achten müssen.

+Welche spezielle Stall- und Auslaufgestaltung erfordert ein Kulang-Huhn, um typische Gesundheitsprobleme zu vermeiden?

Kulang-Hühner benötigen einen Stall, in dem die Temperatur niemals unter 12 °C fällt, breitere Sitzstangen (mindestens 4 cm Durchmesser) zur Vermeidung von Fehlstellungen und einen Auslauf mit mindestens 25 m² pro Tier auf trockenem, sandigem Boden; feuchte Wiesen sind strikt zu vermeiden, da Nässe sofort Atemwegsprobleme auslösen kann.

+Was macht die Gefiederpflege beim Kulang so anspruchsvoll und wie beugen erfahrene Halter Federbruch vor?

Die Gefiederqualität des Kulang ist besonders empfindlich gegenüber Schwefelmangel; bei mangelnder Zufuhr bricht vor allem die Struktur der Sichelfedern, weshalb erfahrene Halter das Futter gezielt schwefelreich gestalten und wöchentliche Borstenschwefelbäder durchführen, um Federbruch und Show-Nachteile zu vermeiden.

+Aus welchem Grund sind Kulang-Hennen für die Aufzucht von Küken trotz fehlendem Bruttrieb bei Legerassen überraschend wertvoll?

Anders als viele andere Legerassen zeigen Kulang-Hennen eine außergewöhnlich starke Brutpflege: Sobald sie glucken, verteidigen sie ihre Küken aggressiver als vergleichbare Rassen – ein selten genutzter Vorteil, der bei der Jungtieraufzucht gezielt eingesetzt werden kann.

+Warum findet man das Kulang-Huhn heute fast ausschließlich in Süddeutschland und weshalb taucht es in offiziellen Zuchtlisten kaum auf?

Wegen ihres tropischen Ursprungs und der extremen Kälteempfindlichkeit war die Haltung des Kulang immer auf milde Regionen, vor allem in Baden-Württemberg, beschränkt; da keine offiziellen Farbschläge existieren, wird die Rasse vom Bund Deutscher Rassegeflügelzüchter nicht gelistet und bleibt extrem selten und fast nur Spezialzüchtern vorbehalten.

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