Deutsches Lachshuhn

Deutsches Lachshuhn

Deutsches Lachshuhn – Die bärtige Zweinutzungsrasse

Mit ihrem charakteristischen Bart und den seltenen fünf Zehen zählt das Deutsche Lachshuhn zu den optisch unverwechselbaren Rassen der heimischen Geflügelzucht. Diese 1912 in Deutschland gezüchtete Zweinutzungsrasse vereint sanftmütigen, sozialen Charakter mit praktischem Nutzwert – Hennen liefern zuverlässig Eier, Hähne ordentliches Mastgewicht. Trotz ihrer Zutraulichkeit und Anpassungsfähigkeit bleibt die Rasse wachsam und entwickelt ihr volles Potenzial nur bei erfahrenen Halter:innen, die uralte Merkmale wie die befiederte Außenzehe schätzen. Als Zeitzeuge traditioneller Zuchtpraxis beweist das Lachshuhn, dass alte Rassentypen keineswegs überholt sind. Doch ihre speziellen Ansprüche machen sie zur Herausforderung für Einsteiger – wer sich darauf einlässt, gewinnt jedoch einen loyalen Begleiter mit historischem Flair und doppeltem Nutzen.

Wirtschaftlichkeit

M (mittel)
160 pro Jahr
Gewicht Henne
3,20-3,25 kg
Gewicht Hahn
3,90-4,00 kg
Lebenserwartung
3–4 Jahre
Fleischansatz
Gut
Bruttrieb
Sehr schwach
Autosexing Nein
🌾 Futterverbrauch berechnen

Lachshuhn-Spezifische Haltung

Deutsche Lachshühner überzeugen durch ihren sanftmütigen und sozialen Charakter, bleiben jedoch aufgrund ihrer vorsichtigen Art gegenüber Gefahren oft unbedarft. Ihre Neugier zeigt sich in einer sehr aktiven Futtersuche (8/10), trotz ihres ansonsten gemächlichen Tempos. Sie werden Menschen rasch zutraulich und bleiben auch bei Kindern gelassen – allerdings vermeiden sie Konflikte so extrem, dass sie in gemischten Herden systematisch unterdrückt werden. Hähne setzen sich lediglich gegen artfremde Rivalen zur Wehr, benötigen dafür aber mindestens 8 Hennen pro Hahn. Aufgrund ihrer späten Gefahrenwahrnehmung ist ein Unterschlupf im Nahbereich zwingend, da sie fluchtbewegungen erst verzögert einleiten. Trotz Robustheit sind sie für Anfänger ungeeignet, da Fehlmanagement bei Fütterung oder Platzbedarf schnell zu chronischen Gesundheitsproblemen führt.

Haltung & Fütterung

Der locker sitzende Federkleid macht einen trockenen Unterschlupf unverzichtbar – selbst bei guter Kälteresistenz können nasse Federn rasch zu Unterkühlung führen. Aufgrund der verletzungsanfälligen dünnen Haut unter den lichten Federn benötigen die Tiere großzügigen Auslauf (mind. 10 m²/Tier), um Berührungsverletzungen zu vermeiden. Ihre extreme Bewegungsfaulheit erfordert strikte Futterkontrolle: Futterschalen müssen mindestens zwei Stunden vor dem Nachfüllen leer bleiben, da Lachshühner auch bei vollem Auslauf keine aktiven Futtersuchstrecken zurücklegen. Bei unkontrollierter Fütterung überschreiten Hähne schnell das Standardgewicht (4,0 kg) und erreichen bis zu 5,0 kg – kontrolliertes Grundfutter mit max. 120 g/Tier/Tag ist essenziell. Ein Zaun von 1 Meter Höhe genügt, da Flugversuche äußerst selten sind.

Gesundheit & Besonderheiten

Die lockere Befiederung verursacht typische Hautirritationen bei feuchter Haltung, da Schmutz leicht anliegt. Verfettung zeigt sich bereits ab 3,8 kg bei Hennen als verminderte Legeleistung (unter 120 Eier/Jahr) und verkrustete Kloakenringe. Kritisch ist ihre fehlende Fressdisziplin: Selbst bei Überfütterung zeigen sie keine natürliche Sättigungsgrenze. Die kremfarbenen Eier (55 g) werden besonders im Winter konstant gelegt – ein wesentlicher Vorteil gegenüber anderen Rassen. Aufgrund ihrer geringen Selbsterhaltungsinstitute reagieren sie bei Stress mit plötzlichem Legestillstand, der durch handgefütterte Leckerbissen (max. 2x/Woche) am besten gelöst wird. Typisch ist zudem Federschäden durch artfremde Hühner bei Vergesellschaftung – isolierte Haltung ist stets empfehlenswert.

🏠 Platzbedarf & Klimaresistenz

Stallplatzbedarf
Hoch
Auslaufbedarf
Hoch
Kälteresistenz
Gut
Wärmeresistenz
Sehr gering

🧠 Charakter & Verhalten

Nutzung Zweinutzungsrasse, Rassehühner
Farbschläge lachsfarbig, weiß, weiß-schwarz-columbia
Charakter neugierig, sozial, vorsichtig, wachsam, sanftmütig
Sozialverhalten Sehr verträglich
Aktivität Lebhaft
Lautstärke Mittel
Flugfähigkeit Sehr gering

Ursprung und Geschichte des Deutschen Lachshuhns

🇩🇪 Deutschland
1912

Die Geschichte des Deutschen Lachshuhns beginnt in Frankreich, wo ab Mitte des 19. Jahrhunderts im Raum Faverolles durch Kreuzung einheimischer Houdan-Hühner mit silberhalsigen Dorking- und Brahma-Rassen ein Masthuhn entstand. Die französische Landwirtschaft fokussierte sich damals auf Fleischertrag, während äußere Merkmale unbeachtet blieben. Um 1900 gelangten die Faverolles nach Deutschland, wo Züchter gezielt eine Zweinutzungsrasse schufen. Deutsche Züchter verbesserten die Legeleistung signifikant, während der hohe Fleischansatz erhalten blieb – für damalige Verhältnisse eine wirtschaftlich sinnvolle Kombination. Der Meilenstein 1912 markierte die Verabschiedung des deutschen Standards, 1915 folgte die Namensgebung „Lachshuhn“ als Anerkennung deutscher Zuchtarbeit. Der Name leitet sich von der charakteristischen lachsfarbenen Färbung der Hennen ab. Nach dem Zweiten Weltkrieg etablierte sich der heutige Name „Deutsches Lachshuhn“, der auch als Deutsche Faverolles bezeichnet wird. Die Farbschläge lachsfarbig, weiß und weiß-schwarz-columbia wurden im Laufe der Standardisierung festgelegt, wobei der lachsfarbene Schlag ursprünglich prägend war.

Bedeutung & Moderne Entwicklung

Als typisches Zwiehuhn gewann die Rasse in der deutschen Landwirtschaft des frühen 20. Jahrhunderts an Bedeutung, da sie Fleisch- und Eierproduktion vereinte. Während der Weltkriege sicherte sie als robuste Rasse die Grundversorgung, verlor nach 1950 jedoch an Bedeutung durch industrielle Hochleistungsrassen. Heute wird das Deutsche Lachshuhn durch den Sonderverein zum Erhalt Deutscher Lachshühner aktiv geschützt. Die Gesellschaft zur Erhaltung alter Haustierrassen stuft die Rasse nicht als akut gefährdet ein, sieht aber Beobachtungsbedarf. Aktuelle Zuchtziele konzentrieren sich auf die Erhaltung genetischer Vielfalt und traditioneller Zuchtmuster. In der Hobbygeflügelhaltung erlebt die Rasse dank ihrer robusten Konstitution und ansprechenden Optik eine Renaissance, die ihren historischen Wert unterstreicht.

📈 Bekanntheit & Status

Bekanntheit
Regional bekannt
Beliebtheit
Beliebt
Ausstellungsgeeignet Ja

Häufig gestellte Fragen❓

+Warum besitzen Deutsche Lachshühner fünf Zehen und wie erkennt man echte Reinrassigkeit an den Füßen?

Deutsche Lachshühner sind eine der wenigen Hühnerrassen mit fünf Zehen – ein seltenes Merkmal, das auf die Einkreuzung von Dorking- und Houdanhühnern zurückgeht; typisch ist zudem, dass die äußere (fünfte) Zehe befiedert ist und getrennt von der vierten liegt – fehlen diese Merkmale, handelt es sich nicht um ein reinrassiges Lachshuhn.

+Was macht die Legeleistung des Lachshuhns im Winter für Halter besonders attraktiv?

Im Gegensatz zu vielen anderen Rassen legen Deutsche Lachshühner ihre cremefarbenen Eier (Ø 55 g) auch im Winter konstant weiter und gelten deshalb als ausgesprochene Winterleger – ein praktischer Vorteil, der ganzjährig Frühstückseier sichert.

+Welche Risiken birgt die Haltung in gemischten Herden und warum empfiehlt sich Einzelhaltung?

Lachshühner zeigen aufgrund ihres extrem verträglichen und konfliktmeidenden Wesens häufiges Unterdrückungsverhalten in gemischten Gruppen; sie erleiden dann oft Federschäden durch artfremde Hühner – erfahrene Halter empfehlen daher eine separate Haltung, um Stress und Verletzungen zu vermeiden.

+Warum ist die Fütterung beim Lachshuhn so anspruchsvoll und wie können Halter Übergewicht gezielt verhindern?

Lachshühner besitzen kaum natürliche Fressdisziplin und neigen schnell zur Verfettung, was ab 3,8 kg bei Hennen zu deutlichem Leistungsabfall (weniger als 120 Eier/Jahr) führt; empfohlen wird eine strikte Tagesration von maximal 120 g Grundfutter pro Tier und das Leerlassen der Futterschalen für mindestens zwei Stunden täglich, da sie ansonsten auch ohne Hunger weiterfressen.

+Welche ungewöhnlichen Farbunterschiede gibt es zwischen Hahn und Henne – und welche Farbschläge sind offiziell anerkannt?

Beim lachsfarbenen Farbschlag tragen nur die Hennen das typische lachsfarbene Gefieder, während Hähne diese Farbe lediglich am Hals zeigen und ansonsten überwiegend blau, grün oder schwarz gefiedert sind; anerkannt sind neben dem lachsfarbenen noch die Farbschläge weiß, weiß-schwarz-columbia und blau-lachsfarbig.

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