Deutsches Lachshuhn – Die bärtige Zweinutzungsrasse
Mit ihrem charakteristischen Bart und den seltenen fünf Zehen zählt das Deutsche Lachshuhn zu den optisch unverwechselbaren Rassen der heimischen Geflügelzucht. Diese 1912 in Deutschland gezüchtete Zweinutzungsrasse vereint sanftmütigen, sozialen Charakter mit praktischem Nutzwert – Hennen liefern zuverlässig Eier, Hähne ordentliches Mastgewicht. Trotz ihrer Zutraulichkeit und Anpassungsfähigkeit bleibt die Rasse wachsam und entwickelt ihr volles Potenzial nur bei erfahrenen Halter:innen, die uralte Merkmale wie die befiederte Außenzehe schätzen. Als Zeitzeuge traditioneller Zuchtpraxis beweist das Lachshuhn, dass alte Rassentypen keineswegs überholt sind. Doch ihre speziellen Ansprüche machen sie zur Herausforderung für Einsteiger – wer sich darauf einlässt, gewinnt jedoch einen loyalen Begleiter mit historischem Flair und doppeltem Nutzen.
Wirtschaftlichkeit
Lachshuhn-Spezifische Haltung
Deutsche Lachshühner überzeugen durch ihren sanftmütigen und sozialen Charakter, bleiben jedoch aufgrund ihrer vorsichtigen Art gegenüber Gefahren oft unbedarft. Ihre Neugier zeigt sich in einer sehr aktiven Futtersuche (8/10), trotz ihres ansonsten gemächlichen Tempos. Sie werden Menschen rasch zutraulich und bleiben auch bei Kindern gelassen – allerdings vermeiden sie Konflikte so extrem, dass sie in gemischten Herden systematisch unterdrückt werden. Hähne setzen sich lediglich gegen artfremde Rivalen zur Wehr, benötigen dafür aber mindestens 8 Hennen pro Hahn. Aufgrund ihrer späten Gefahrenwahrnehmung ist ein Unterschlupf im Nahbereich zwingend, da sie fluchtbewegungen erst verzögert einleiten. Trotz Robustheit sind sie für Anfänger ungeeignet, da Fehlmanagement bei Fütterung oder Platzbedarf schnell zu chronischen Gesundheitsproblemen führt.
Haltung & Fütterung
Der locker sitzende Federkleid macht einen trockenen Unterschlupf unverzichtbar – selbst bei guter Kälteresistenz können nasse Federn rasch zu Unterkühlung führen. Aufgrund der verletzungsanfälligen dünnen Haut unter den lichten Federn benötigen die Tiere großzügigen Auslauf (mind. 10 m²/Tier), um Berührungsverletzungen zu vermeiden. Ihre extreme Bewegungsfaulheit erfordert strikte Futterkontrolle: Futterschalen müssen mindestens zwei Stunden vor dem Nachfüllen leer bleiben, da Lachshühner auch bei vollem Auslauf keine aktiven Futtersuchstrecken zurücklegen. Bei unkontrollierter Fütterung überschreiten Hähne schnell das Standardgewicht (4,0 kg) und erreichen bis zu 5,0 kg – kontrolliertes Grundfutter mit max. 120 g/Tier/Tag ist essenziell. Ein Zaun von 1 Meter Höhe genügt, da Flugversuche äußerst selten sind.Gesundheit & Besonderheiten
Die lockere Befiederung verursacht typische Hautirritationen bei feuchter Haltung, da Schmutz leicht anliegt. Verfettung zeigt sich bereits ab 3,8 kg bei Hennen als verminderte Legeleistung (unter 120 Eier/Jahr) und verkrustete Kloakenringe. Kritisch ist ihre fehlende Fressdisziplin: Selbst bei Überfütterung zeigen sie keine natürliche Sättigungsgrenze. Die kremfarbenen Eier (55 g) werden besonders im Winter konstant gelegt – ein wesentlicher Vorteil gegenüber anderen Rassen. Aufgrund ihrer geringen Selbsterhaltungsinstitute reagieren sie bei Stress mit plötzlichem Legestillstand, der durch handgefütterte Leckerbissen (max. 2x/Woche) am besten gelöst wird. Typisch ist zudem Federschäden durch artfremde Hühner bei Vergesellschaftung – isolierte Haltung ist stets empfehlenswert.Platzbedarf & Klimaresistenz
Charakter & Verhalten
Ursprung und Geschichte des Deutschen Lachshuhns
Die Geschichte des Deutschen Lachshuhns beginnt in Frankreich, wo ab Mitte des 19. Jahrhunderts im Raum Faverolles durch Kreuzung einheimischer Houdan-Hühner mit silberhalsigen Dorking- und Brahma-Rassen ein Masthuhn entstand. Die französische Landwirtschaft fokussierte sich damals auf Fleischertrag, während äußere Merkmale unbeachtet blieben. Um 1900 gelangten die Faverolles nach Deutschland, wo Züchter gezielt eine Zweinutzungsrasse schufen. Deutsche Züchter verbesserten die Legeleistung signifikant, während der hohe Fleischansatz erhalten blieb – für damalige Verhältnisse eine wirtschaftlich sinnvolle Kombination. Der Meilenstein 1912 markierte die Verabschiedung des deutschen Standards, 1915 folgte die Namensgebung „Lachshuhn“ als Anerkennung deutscher Zuchtarbeit. Der Name leitet sich von der charakteristischen lachsfarbenen Färbung der Hennen ab. Nach dem Zweiten Weltkrieg etablierte sich der heutige Name „Deutsches Lachshuhn“, der auch als Deutsche Faverolles bezeichnet wird. Die Farbschläge lachsfarbig, weiß und weiß-schwarz-columbia wurden im Laufe der Standardisierung festgelegt, wobei der lachsfarbene Schlag ursprünglich prägend war.
Bedeutung & Moderne Entwicklung
Als typisches Zwiehuhn gewann die Rasse in der deutschen Landwirtschaft des frühen 20. Jahrhunderts an Bedeutung, da sie Fleisch- und Eierproduktion vereinte. Während der Weltkriege sicherte sie als robuste Rasse die Grundversorgung, verlor nach 1950 jedoch an Bedeutung durch industrielle Hochleistungsrassen. Heute wird das Deutsche Lachshuhn durch den Sonderverein zum Erhalt Deutscher Lachshühner aktiv geschützt. Die Gesellschaft zur Erhaltung alter Haustierrassen stuft die Rasse nicht als akut gefährdet ein, sieht aber Beobachtungsbedarf. Aktuelle Zuchtziele konzentrieren sich auf die Erhaltung genetischer Vielfalt und traditioneller Zuchtmuster. In der Hobbygeflügelhaltung erlebt die Rasse dank ihrer robusten Konstitution und ansprechenden Optik eine Renaissance, die ihren historischen Wert unterstreicht.Bekanntheit & Status
Häufig gestellte Fragen
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