Faverolles

Faverolles

Faverolles: Charakterköpfe mit fünf Zehen

Aus dem Herzen Frankreichs stammt das Faverolles-Huhn, eine Rasse, die durch ihre ungewöhnliche Beinbefiederung und den markanten fünften Zeh sofort ins Auge fällt. Als typische Zweinutzungsrasse vereint es solide Legeleistung mit guter Fleischqualität – ein kraftvoller, doch keineswegs plumper Körperbau erlaubt Hähnen bis 4 kg und Hennen bis 3,5 kg Gewicht. Besonders geschätzt wird sein ruhiger und zutraulicher Charakter, der es zu einem hervorragenden Familienhuhn macht. Die ausgeprägte Kälteresistenz durch dichtes Gefieder und kleinen Kamm macht es auch für rauere Regionen attraktiv. Ideal für Selbstversorger und Einsteiger, die ein vielseitiges, robustes Huhn mit außergewöhnlichem Aussehen suchen, ohne Kompromisse bei Fleischanlage oder Winterlegefreude eingehen zu müssen.

Wirtschaftlichkeit

M (mittel)
160 pro Jahr
Gewicht Henne
2,8-3,5 kg
Gewicht Hahn
3,5-4,0 kg
Lebenserwartung
5–6 Jahre
Fleischansatz
Ausgezeichnet
Bruttrieb
Stark
Autosexing Nein
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Faverolles-Haltung: Rassenspezifische Tipps

Faverolles bestechen durch ihr ruhiges, anhängliches und betuliches Temperament, das sich in sanftmütiger Interaktion mit Menschen äußert. Sie gewinnen schnell Vertrauen zu ihren Haltern und zeigen sich auch gegenüber Kindern ausgesprochen geduldig. Ihre geringe Flugneigung macht einen Zaun von lediglich 1 Meter Höhe ausreichend. Bei der Vergesellschaftung mit aktiveren Rassen sind sie stark unterdrückbar, da sie friedlich und rangniedrig agieren. Mit genügend Hennen können mehrere Hähne problemlos zusammengehalten werden. Aufgrund ihrer geringen Futtersuche (5/10) und des starken Hangs zur Verfettung erfordert die Fütterung besondere Aufmerksamkeit. Dank ihrer Robustheit eignen sie sich ideal für Anfänger, benötigen aber grasbewachsene Ausläufe, um matschige Beine durch die Fußbefiederung zu vermeiden.

Haltung & Fütterung

Der dichte Bart und die Halskrause verkleben leicht bei weichen Futtersorten – feste Körner oder Pellets sind vorzuziehen. Aufgrund der starken Bein- und Fußbefiederung sind graslose Ausläufe ungeeignet, da sich sonst Matsch an den Füßen festsetzt; sandige Flächen mit Grasbewuchs sind zwingend erforderlich. Trotz hervorragender Kälteresistenz benötigen sie bei Dauerfeuchte geschützte Bereiche, um Nasskälte durch das Kopfgefieder zu vermeiden. Die Futterschalen müssen mindestens 2 Stunden vor der nächsten Portion leer sein – bereits bei moderatem Freilauf entwickeln sie leicht Übergewicht (Hähne bis 5 kg). Portionierte Fütterung regt zur Bewegung an, da sie selbst bei ausreichend Platz kaum aktiv nach Futter suchen.

Gesundheit & Besonderheiten

Typische Gesundheitsrisiken entstehen durch die dichte Gefiederstruktur: Die befiederten Füße benötigen bei Nässe zusätzliche Trockenplätze, um Hornhautveränderungen vorzubeugen. Der Bart muss täglich auf Feuchtigkeit und Futterreste kontrolliert werden, da verklebte Stellen zu Hautirritationen führen können. Der fünfte Zehe erfordert keine Sonderpflege, sollte aber bei Küken geprüft werden. Die konstante Legeleistung (160 braune Eier/Jahr à 55 g) bleibt auch im Winter stabil. Kontrolliertes Futtermanagement ist entscheidend, um das ideale Gewicht von 2,8–3,5 kg (Hennen) zu bewahren – unkontrolliertes Fressen führt bei dieser Rasse rasch zu gesundheitlichen Einschränkungen.

🏠 Platzbedarf & Klimaresistenz

Stallplatzbedarf
Normal
Auslaufbedarf
Gering
Kälteresistenz
Sehr gut
Wärmeresistenz
Sehr gering

🧠 Charakter & Verhalten

Nutzung Zweinutzungsrasse, Rassehühner
Farbschläge hell-lachsfarben, gesperbert
Charakter ruhig, freundlich, wachsam, sanftmütig, anhänglich, folgsam, zickig
Sozialverhalten Sehr verträglich
Aktivität Ruhig
Lautstärke Mittel
Flugfähigkeit Gering

Faverolles: Ursprung der französischen Zweinutzungsrasse

🇫🇷 Frankreich
1866

Die Faverolles-Hühnerrasse entstand in der Mitte des 19. Jahrhunderts im französischen Département Eure-et-Loir, benannt nach dem Dorf Faverolles. Als Zweinutzungshuhn für Fleisch und Eier wurde es ab den 1860er-Jahren durch systematische Kreuzungen aus Houdan, Dorking, Brahma und Crève-Coeur entwickelt. Die erste dokumentierte Präsentation erfolgte 1866, wobei französische Züchter primär auf hohe Mastwerte setzen – für damalige Verhältnisse beachtliche 3,5–4,0 kg Gewicht bei Hähnen. Äußere Merkmale spielten dabei zunächst keine Rolle, bis englische Züchter ab 1900 ein einheitliches Erscheinungsbild schufen und die lachsfarbene Federzeichnung der Hennen maßgeblich prägten. Um 1900 gelangten die Tiere nach Deutschland, wo man die Legeleistung gezielt auf rund 160 Eier pro Jahr steigerte – ein herausragender Wert für damalige Zweinutzungsrassen. Die deutsche Zuchtlinie wurde 1912 standardisiert und 1915 offiziell als Deutsches Lachshuhn anerkannt, benannt nach dem charakteristischen hell-lachsfarbenen Gefieder. Nach dem Zweiten Weltkrieg etablierte sich der Name „Deutsche Faverolles“ als synonyme Bezeichnung, während die ursprüngliche französische Linie zunehmend zurückdrängte.

Bedeutung & Moderne Entwicklung

Ursprünglich als wirtschaftliche Nutzrasse in der französischen Landwirtschaft konzipiert, verlor die klassische Faverolles-Linie nach 1945 an Bedeutung gegenüber spezialisierten Rassen. Im deutschsprachigen Raum entwickelte sich das Lachshuhn hingegen zum bedeutenden Ausstellungsgeflügel, da seine elegante Erscheinung und der winterfeste Körperbau ideal für Hobbyhalter waren. In den 1970er-Jahren drohte die Rasse auszusterben, bis Erhaltungszuchtvereine wie der Sonderverein Deutsches Lachshuhn die Population sicherten. Heute gilt die ursprüngliche französische Faverolles als bedroht, während das Deutsche Lachshuhn vor allem durch seine historische Bedeutung als robustes Zweinutzungshuhn geschätzt wird. Aktuelle Zuchtbemühungen fokussieren auf die Wiederbelebung der ursprünglichen Nutzeigenschaften für den modernen Hobbybereich.

📈 Bekanntheit & Status

Bekanntheit
Regional bekannt
Beliebtheit
Sehr beliebt
Ausstellungsgeeignet Ja

Häufig gestellte Fragen❓

+Warum besitzen Faverolles-Hühner als eine der wenigen Rassen einen fünften Zeh und hat das praktische Auswirkungen?

Faverolles-Hühner haben – wie nur wenige Hühnerrassen weltweit – einen auffälligen fünften Zeh, der genetisch von ihren Ahnen, insbesondere der Dorking- und Houdan-Rasse, stammt; dieser Zeh zeigt nach oben und ist kein Schönheitsfehler, sondern ein rassespezifisches Merkmal, das keinerlei Sonderpflege erfordert, bei Küken aber auf Vollständigkeit geprüft werden sollte.

+Wie kann man verhindern, dass die auffälligen befiederten Beine und der Bart der Faverolles zum Gesundheitsrisiko werden?

Durch ihre starke Bein- und Fußbefiederung benötigen Faverolles unbedingt grasbewachsene oder sandige Ausläufe, damit sich kein Matsch ansetzt und Hornhautveränderungen entstehen; zusätzlich sollte der Bart täglich auf Feuchtigkeit und Futterreste kontrolliert werden, da verklebte Bereiche zu Hautirritationen führen können.

+Warum neigen Faverolles besonders schnell zur Verfettung – und was ist der wichtigste Fütterungstrick?

Faverolles suchen Futter nur wenig aktiv (Bewertung: 5/10) und bewegen sich generell wenig, wodurch sie bei unkontrolliertem Futterzugang sehr schnell übergewichtig werden können (Hähne bis 5 kg möglich); daher ist es entscheidend, die Fütterung zu portionieren und die Futterschalen mindestens 2 Stunden vor der nächsten Mahlzeit vollständig zu leeren, um Übergewicht und Folgeprobleme zu vermeiden.

+Welche überraschende Besonderheit macht Faverolles-Hähne für die Gruppenhaltung ungewöhnlich attraktiv?

Im Gegensatz zu vielen anderen schweren Rassen sind Faverolles-Hähne durch ihr sanftes, rangniedriges Wesen und ihre hohe Sozialverträglichkeit in der Lage, auch mit mehreren Hähnen in einer größeren Hennengruppe zusammenzuleben, ohne dass es zu ernsten Streitigkeiten kommt.

+Wie gelang es deutschen Züchtern, die Faverolles-Legeleistung im 20. Jahrhundert auf 160 Eier/Jahr zu steigern und was war das Resultat?

Durch gezielte Selektion ab 1900 wurde in Deutschland die Legeleistung von Faverolles gezielt auf damals außergewöhnliche 160 Eier pro Jahr gesteigert; das Resultat war die Anerkennung als eigenständiges „Deutsches Lachshuhn“ im Jahr 1915 – eine Linie, die heute noch für ihre Winterlegefreude und doppelte Nutzung (Fleisch/Ei) geschätzt wird.

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