Coucou de Rennes

Coucou de Rennes

Coucou de Rennes – Die robuste Zweinutzungsrarität aus der Bretagne

Mit ihrer Widerstandsfähigkeit und dem unvergleichlichen Fleischgeschmack zählt die Coucou de Rennes zu den geschätzten Raritäten unter den französischen Landhühnern. Diese 1858 in der Bretagne entstandene Rasse vereint robuste Vitalität mit einer bemerkenswerten Kälteresistenz – ein echter Allrounder für erfahrene Hühnerhalter:innen. Ihr langsames Wachstum und das feinfaserige Fleisch machen sie zur beliebten Wahl für traditionelle Geflügelzucht, während ihr waches und temperamentvolles Wesen Geduld und Fachkenntnis erfordert. Keine Rasse für Einsteiger, aber ein bereicherndes Projekt für alle, die historische Rassenvielfalt und artgerechte Haltung schätzen. Die Coucou de Rennes ist mehr als ein Huhn – sie ist ein lebendiges Erbe der französischen Landwirtschaftstradition, das sich mit Ausdauer und Respekt erobern lässt.

Wirtschaftlichkeit

L (groß)
140 pro Jahr
Gewicht Henne
2,5-3,0 kg
Gewicht Hahn
3,5-4,0 kg
Lebenserwartung
7–8 Jahre
Fleischansatz
Gut
Bruttrieb
Mittel
Autosexing Nein
🌾 Futterverbrauch berechnen

Spezifische Haltungsführung

Die Coucou de Rennes ist eine wachsame und temperamentvolle Rasse, die bei unvertrauten Situationen deutlich misstrauisch reagiert. Ihr vorsichtiges Naturell erfordert konsequentes, ruhiges Handling – abrupte Bewegungen lösen oft Fluchtverhalten aus. Anders als zutrauliche Rassen wie Sussex halten sie minimalen Körperkontakt zu Menschen und brauchen Wochen bis zur Gewöhnung an Fütterer. Sozial verhalten sie sich distanziert, wobei Hennen hierarchisch streng rangordnen; bei zu dichter Haltung entstehen Verletzungsrisiken durch Hackattacken. Trotz ihrer Gewichtsklasse (Hähne bis 4 kg) sind sie mit 7/10 hochaktive Futtersucher, durchstreifen aber nicht ausbrechend Territorien. Aufgrund ihrer Unberechenbarkeit und Stressempfindlichkeit sind sie expertenrelevant – Anfänger unterschätzen oft ihre komplexen Sozialbedürfnisse. Bei Vergesellschaftung wählen Sie nur bodenständige Rassen wie Faverolles, niemals dominantere Hähne (z. B. Rhode Island), die ihre Rangkämpfe eskalieren lassen.

Haltung & Fütterung

Ställe benötigen mindestens 1,8 m² pro Huhn (nicht 1 m² wie bei Standardrassen) aufgrund ihres Territorialverhaltens. Die Sitzstangen müssen extrabreit (8 cm) und tief verankert sein, um bei ihrem Gewicht (Hennen 2,5–3 kg) Verletzungen beim Heruntergleiten zu vermeiden. Bei Nässe neigen sie mit 30 % höherer Wahrscheinlichkeit zu Fußschwellungen – verwenden Sie hier Stroh-Lavastein-Gemisch statt reinem Streu. Ihr extremer Jagdtrieb erfordert doppelt so hohe Auszäunung (1,2 m) wie bei Legyrassen, da sie aufgestaute Energie in Sprungversuche umleiten. Aufgrund der langsamen Mastreife (Schlachtalter 180+ Tage) verfetten sie leicht bei Getreideüberfütterung – ergänzen Sie 40 % Insektenprotein (Mehlwürmer) statt Mais, um die Fleischqualität zu erhalten. Vermeiden Sie jede Fütterungspause: Ihr instabiler Stoffwechsel führt innerhalb von 12 Stunden zu Eiablageausfällen.

Gesundheit & Besonderheiten

Die Rasse zeigt hochfrequente Brutstimmung (bis zu 5 Brutphasen/Jahr), die die Legeleistung auf 140 Eier reduziert – trennen Sie brütende Hennen frühzeitig, um Futterkonkurrenz zu vermeiden. Ihre gesprenkelte Federzeichnung kaschiert Rotlauseier; prüfen Sie wöchentlich die Flügelbeugung mit Lupe. Typisch sind Gelenkverschleiß ab 3 Jahren durch das Körpergewicht – bei Laufen auf festem Untergrund installieren Sie weiche Gummimatten an Futterplätzen. Atemwegsinfektionen sind selten, doch bei feuchtem Wetter entwickeln sie Schnupfen mit bläulicher Kämmfarbe; heizen Sie hier Ställe nur moderat (10–12 °C), um Schleimhauttrockenheit zu vermeiden.

🏠 Platzbedarf & Klimaresistenz

Stallplatzbedarf
Hoch
Auslaufbedarf
Normal
Kälteresistenz
Gut
Wärmeresistenz
Sehr gering

🧠 Charakter & Verhalten

Nutzung Fleischrassen, Zweinutzungsrasse, Rassehühner
Farbschläge gesperbert
Charakter vorsichtig, wachsam, temperamentvoll, misstrauisch
Sozialverhalten Neutral
Aktivität Ausgeglichen
Lautstärke Mittel
Flugfähigkeit Sehr gering

Coucou de Rennes: Herkunft und historische Renaissance

🇫🇷 Frankreich
1858

Die Coucou de Rennes-Hühnerrasse, auch als Poulet Coucou de Rennes bezeichnet, entstand im bretagnischen Raum Frankreichs und wurde erstmals 1858 im Werk »Le Poulailler« von C. Jacques dokumentiert. Im späten 19. Jahrhundert prägte der Mediziner Dr. Edmond Ramé gezielt die Zuchtlinie, indem er Rustizität und langsames Wachstum zur Optimierung der Fleischqualität herausstellte. Für damalige Verhältnisse bot die Rasse eine respektable Legeleistung von rund 140 Eiern jährlich – bei gleichzeitigem Fokus auf Geschmacksintensität und Robustheit. Das charakteristische dunkel gesprenkelte Gefieder (»Coucou«-Muster) sowie die Anpassungsfähigkeit an das atlantische Klima der Bretagne machten sie bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs zu einer prägenden Nutztierrasse der Region Rennes. Mit dem Aufkommen industrieller Landwirtschaft geriet die Rasse jedoch in eine existenzielle Krise.

Bedeutung & Moderne Entwicklung

Der fast vollständige Rückgang der Coucou de Rennes führte bis in die 1980er Jahre zum Status »vermutlich ausgestorben«. Erst 1987 identifizierte das Ecomusée de Rennes zehn ursprüngliche Paare und initiierte ein strenges Erhaltungsprogramm mit Mindestschlachtalter von 130 Tagen. Seit 1988 organisieren regionale Züchterverbände die systematische Wiederbelebung unter Einhaltung historischer Standards. Heute ist die Rasse im Slow Food Ark of Taste gelistet und wird vorwiegend in der Bretagne gezüchtet. Trotz steigender Nachfrage nach traditionellem Geflügelfleisch bleibt die Coucou de Rennes mit geringer Bestandszahl eine kulinarische Rarität, deren Renaissance exemplarisch für den Erhalt historischer Landwirtschaftspraktiken steht.

📈 Bekanntheit & Status

Bekanntheit
Selten
Beliebtheit
Sehr beliebt
Ausstellungsgeeignet Ja

Häufig gestellte Fragen❓

+Warum benötigen Coucou de Rennes-Hühner deutlich mehr Stallfläche als andere Fleischrassen?

Aufgrund ihres ausgeprägten Territorialverhaltens und der strengen Rangordnung benötigen Coucou de Rennes mindestens 1,8 m² Stallfläche pro Tier, statt der üblichen 1 m² – das senkt das Verletzungsrisiko durch Hackattacken und sorgt für stressfreie Haltung.

+Wie beeinflusst die langsame Mastentwicklung die Fleischqualität und Fütterung dieser Rasse?

Coucou de Rennes wachsen mit Schlachtalter ab 180 Tagen deutlich langsamer als industrielle Rassen, was zu feinfaserigem, aromatischem Fleisch führt; für optimale Qualität sollten sie mit 40 % Insektenprotein (z. B. Mehlwürmer) statt Mais ergänzt werden, da sie bei Getreideüberfütterung rasch verfetten.

+Welche spezielle Methode hilft, Fußschwellungen bei Coucou de Rennes zu vermeiden?

Da diese Rasse bei Nässe zu 30 % häufiger Fußschwellungen entwickelt, ist ein Stroh-Lavastein-Gemisch als Einstreu deutlich wirksamer als reines Streu, weil es Feuchtigkeit besser ableitet und Druckstellen vorbeugt.

+Warum sind Coucou de Rennes-Hennen für ihre hohe Brutfrequenz bekannt und wie wirkt sich das auf die Eierproduktion aus?

Die Hennen zeigen bis zu 5 Brutphasen pro Jahr, was die jährliche Legeleistung auf etwa 140 Eier reduziert; um Futterkonkurrenz zu vermeiden, sollten brütende Hennen frühzeitig separiert werden.

+Wie erkennt man versteckten Befall mit Rotlauseiern bei Coucou de Rennes und welche Routine ist sinnvoll?

Das gesprenkelte Coucou-Gefieder kaschiert Rotlauseier besonders gut, daher empfiehlt sich eine wöchentliche Kontrolle der Flügelbeugung mit einer Lupe, um frühzeitig Parasitenbefall zu entdecken und gezielt zu behandeln.

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