Die tägliche Fütterung ist mehr als nur Futter in den Napf – sie ist die Grundlage für vitale Hühner und robuste Eier. Gerade im Herbst, wenn die Tage kürzer werden und die Energie für die Mauser und die Kältevorbereitung benötigt wird, stellt sich die Frage im Fachhandel besonders deutlich: Körner, Pellets oder Fermentfutter – was ist wirklich das Beste für meine Herde? Dieser Vergleich hilft Ihnen, die Vor- und Nachteile der verschiedenen Futterarten für Ihre spezifische Situation abzuwägen.
Körnerfutter: Die natürliche Option mit Tücken
Ein bunt gemischter Sack mit Weizen, Mais und Sonnenblumenkernen – das ist für viele das Bild von artgerechter Hühnerfütterung. Körnerfutter fördert tatsächlich das natürliche Pickverhalten und beschäftigt die Hühner über längere Zeit. Die Tiere müssen suchen, scharren und auswählen, was ihrer artgemäßen Verhaltensweise entspricht.
Doch hier liegt die Tücke: Hühner sind wie Kinder vor einer Süßigkeiten-Schüssel. Sie picken sich gezielt die fett- und kohlenhydratreichen Leckerbissen wie Sonnenblumenkerne und Mais heraus und lassen proteinreiche Komponenten wie Erbsen oder Ackerbohnen liegen. Dieses Selektionsverhalten führt zu einer einseitigen Ernährung und kann Mangelerscheinungen wie verminderte Legeleistung oder Federpicken begünstigen. Zudem landet ein Teil des Futters, der nicht den Vorlieben entspricht, ungenutzt im Einstreu.
- Vorteile: Artgerechte Beschäftigung, natürliches Futtersuchverhalten.
- Nachteile: Risiko der Nährstoffungleichheit, höhere Verschwendung (bis zu 20%).
- Praxistipp: Achten Sie auf hochwertige Mischungen mit ausgewogenem Verhältnis oder mischen Sie selbst, z.B. 50% Weizen, 25% Mais, 15% Erbsen, 10% Sonnenblumenkerne.
Pellets und Mash: Die effiziente All-in-One-Lösung
Die Lösung für das Problem der Futterselektion sind Pellets und Mash. Stellen Sie sich eine vollwertige Mahlzeit vor: Jeder Bissen enthält alle notwendigen Nährstoffe im richtigen Verhältnis. Genau das leisten diese Futtermittelformen. Die gemahlenen Komponenten werden entweder zu festen Pellets gepresst oder als feines Mash angeboten.
Der größte Vorteil ist die Nährstoffsicherheit. Jede Portion, ob Pellet oder Löffel Mash, deckt den Bedarf an Proteinen, Vitaminen und Mineralstoffen. Es gibt kein Heruspicken von Leckerbissen, was die Futterverschwendung minimiert und die Gesundheit der Herde stabilisiert. Für Berufstätige sind Pellets ideal, da sie schnell verfüttert sind und weniger Sauerei verursachen. Nachteilig ist die geringere Beschäftigungsdauer und die Abhängigkeit von der Qualität des Herstellers.
- Vorteile: Garantierte, ausgewogene Nährstoffversorgung, geringe Verschwendung, zeitsparend.
- Nachteile: Geringere Beschäftigung, höherer Anschaffungspreis.
- Praxistipp: Rechnen Sie mit etwa 120g pro Henne und Tag. Lagern Sie die Säcke trocken, um Schimmelbildung zu verhindern.
Fermentiertes Futter: Maximale Bioverfügbarkeit durch Vorverdauung
Fermentiertes Futter ist vergleichbar mit der Herstellung von Sauerkraut. Durch einen kontrollierten Gärprozess wird das Futter vorverdaut. Man weicht Körner oder Pellets in Wasser ein und lässt sie bei Raumtemperatur für zwei bis drei Tage stehen, bis sich Bläschen bilden und ein säuerlicher Geruch entsteht.
Dieser Prozess hat einen entscheidenden Vorteil: Die Bioverfügbarkeit der Nährstoffe wird erheblich gesteigert. Die Hühner können bis zu 30% mehr Vitamine und Mineralstoffe aufnehmen. Die entstandenen Milchsäurebakterien wirken probiotisch und unterstützen eine gesunde Darmflora, was sich positiv auf die allgemeine Vitalität und die Eiqualität auswirkt. Der Aufwand ist jedoch höher, da die Fermente regelmäßig kontrolliert und unter hygienischen Bedingungen zubereitet werden müssen, um Schimmel zu vermeiden.
- Vorteile: Erhöhte Nährstoffaufnahme, probiotische Wirkung, verbesserte Verdauung.
- Nachteile: Zeitaufwand für Zubereitung und Hygiene, Schimmelrisiko.
- Praxistipp: Starten Sie mit einem einfachen Rezept: 1 Teil Futter auf 3 Teile Wasser in einem großen Glas, locker abdecken und 2-3 Tage an einem warmen Ort stehen lassen.
Praktische Anwendung: Futterarten im Jahres- und Lebenszyklus
Die ideale Fütterung ist nicht starr, sondern passt sich dem Jahreslauf und den Bedürfnissen der Tiere an. Im Winter benötigen Hühner mehr Energie für die Wärmeproduktion. Hier sind energiedichte Pellets oder fermentiertes Futter ideal, da sie effizient verwertet werden. Im Sommer kann leichteres Körnerfutter am Abend zur Beschäftigung dienen.
Auch der Lebenszyklus bestimmt die Wahl. Während der Mauser im Herbst ist der Proteinbedarf hoch, um neue Federn zu bilden – ein proteinreiches Pellet oder Mash ist dann die beste Unterstützung. Für die Kükenaufzucht eignet sich feines Mash hervorragend, da es leicht aufzupicken ist. Eine Mischfütterung kombiniert die Vorteile: morgens nährstoffsichere Pellets für den Energiebedarf, abends beschäftigendes Körnerfutter.
- Winter: Hoher Energiebedarf → Pellets/Fermentfutter.
- Mauser: Hoher Proteinbedarf → proteinreiches Alleinfutter.
- Alltagstipp: Morgens Pellets für die Grundversorgung, abends eine Handvoll Körner zur Beschäftigung.
Fazit: Die richtige Wahl für Ihre Herde
Letztendlich gibt es keine pauschale beste Futterart für alle. Die Entscheidung ist eine Abwägung zwischen Aufwand, Kosten und dem gesundheitlichen Nutzen für Ihre spezifische Herde. Körnerfutter bietet artgerechte Beschäftigung, Pellets liefern effiziente Nährstoffsicherheit und fermentiertes Futter maximale Verwertbarkeit. Bewerten Sie Ihre persönliche Situation – verfügbare Zeit, Budget und die Bedürfnisse Ihrer Hühner – um die optimale Fütterungsstrategie zu finden.