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Minorka

Minorka

Minorka – Weiße Ohrscheiben, spanisches Erbe

Mit ihren markanten, reinweißen Ohrscheiben und dem stolzen Auftreten zählen Minorka-Hühner zu den charaktervollsten Vertretern historischer Rassen. Ursprünglich von der spanischen Insel Menorca stammend, vereinen sie mediterrane Eleganz mit einem wachsamen und äußerst sozialen Wesen. Ihre Hennen beeindrucken durch ein melodisches „Singen“ – kein gewöhnliches Gackern – und präsentieren sich stets lebhaft, doch ausgeglichen. Als bedeutende Vorläufer von Orpington, Sachsenshuhn und anderen Rassen verkörpern sie lebendige Nutztiergeschichte. Trotz ihrer Seltenheit und geringen Kälteanpassung bieten sie erfahrene Haltungsliebhabern eine faszinierende Verbindung zwischen Tradition und Alltag. Für alle, die historische Vielfalt schätzen, sind sie eine bereichernde Wahl – wer einmal ihrem Blick begegnet, vergisst die stolze Ausstrahlung dieser mediterranen Schönheiten kaum.

Wirtschaftlichkeit

170 pro Jahr
Gewicht Henne
2,25-3,0 kg
Gewicht Hahn
2,5-3,5 kg
Lebenserwartung
5–6 Jahre
Fleischansatz
Gering
Bruttrieb
Sehr schwach
Autosexing Nein

Minorka-Haltung: Temperament & Anforderungen

Minorka-Hühner kombinieren lebhaftes Temperament mit altersbedingter Ausgeglichenheit: Jungtiere sind flatterhaft und aktiv, ältere Tiere deutlich ruhiger. Hähne sind wehrhaft gegen Bedrohungen, bleiben gegenüber Haltern aber friedlich, wenn sie respektvoll angegangen werden. Zur Zähmung braucht es Geduld, da sie anfänglich vorsichtig reagieren – mit konsequenter Interaktion werden sie zutraulich. Aufgrund ihrer Mittelmeer-Wachsamkeit eignen sie sich nicht für Anfänger, da sie plötzliche Bewegungen scheu meidet. Sozial vertragen sie sich gut mit Zwerg-Minorkas, da Hennen beider Größen harmonieren. Ihre hohe Futtersuche-Aktivität (8/10) macht sie zu eifrigen Auslaufern, doch junge Tiere fliegen exzellent – Zäune müssen mindestens 2,50 Meter hoch sein, da sie bis zu 3 Meter weit abheben können. Mit zunehmendem Alter reduziert sich die Fluglust bei vielen Tieren.

Haltung & Fütterung

Kritisch ist der Schutz vor Kammerfrierungen: Bei Einfachkämmen müssen Winterställe absolut windgeschützt und trocken sein, da Frost bereits ab -5°C Schäden verursacht. Rosenkamm-Minorkas sind hier deutlich robuster und zeigen keine Winterleiden. Der Auslauf benötigt mindestens 12 m² pro Tier (mehr als Standardrassen) aufgrund ihrer Lebhaftigkeit. Hohe Sitzstangen (1,20 m+) im Stall nutzen ihr natürlichen Flugtrieb, reduzieren aber Ausbruchsversuche. Futtertechnisch sind sie anspruchslos, verbrauchen durch aktive Futtersuche jedoch 5–10 % mehr Energie – bei reduziertem Auslauf muss das Futter angepasst werden. Verfettung tritt bei Standard-Minorkas selten auf, bei Zwergformen hingegen häufig.

Gesundheit & Besonderheiten

Die großen weißen Ohrscheiben (2/3 der Kehllappenlänge) sind empfindlich gegen Feuchtigkeit – modrige Auslaufböden lösen schnell Entzündungen aus. Einfachkämmige Minorkas benötigen im Winter pflanzliche Öle (z. B. Traubenkernöl) zum Kammschutz, da nasses Wetter bereits ab 0°C Erfrierungen verursacht. Typisch ist der fehlende Bruttrieb, was eine kontinuierliche Legeleistung (170 Eier/Jahr) ermöglicht. Rosenkamm-Varianten sind in kalten Regionen deutlich widerstandsfähiger und sollten bevorzugt werden. Auffällig ist ihre Anfälligkeit für Zugluft, die schneller zu Atemwegserkrankungen führt – Ställe benötigen daher keine direkten Luftschneisen, selbst bei guter Belüftung. Im Sommer brauchen sie Schattenplätze bei Temperaturen über 30°C, da ihre dunklen Farbschläge (Schwarz/Weiß) Hitze schneller absorbieren als bei anderen Rassen.

Platzbedarf & Klimaresistenz

Stallplatzbedarf
Normal
Auslaufbedarf
Hoch
Kälteresistenz
Gering

Charakter & Verhalten

Nutzung Legerassen, Rassehühner
Farbschläge Schwarz, Weiß
Charakter lebhaft, sozial, vorsichtig, wachsam, temperamentvoll, ausgeglichen
Sozialverhalten Sehr verträglich
Aktivität Sehr aktiv
Lautstärke Leise
Flugfähigkeit Gering

Minorka: Ursprung und historische Entwicklung

🇪🇸 Spanien
1835
Die Minorka-Hühnerrasse entwickelte sich aus spanischen Landhühnern im westlichen Kastilien, einer atlantisch geprägten Region, wo sie bereits um 1750 existierten. Laut dem Geflügelzuchtpionier Bruno Dürigen bildet das katalonische Landhuhn die genetische Grundlage für die spanischen Rassen Andalusier, Spanier und Minorka. Der Name leitet sich jedoch nicht vom Ursprungsgebiet, sondern von der balearischen Insel Menorca ab: Ab den 1830er-Jahren exportierte der Siedler Willis, der auf Menorca lebte, spanische Hühner nach England. Dort wurden sie als „Minorca“ bezeichnet – eine Namensgebung, die sich auf die Herkunft der Tiere bezog. Als die Rasse in den 1870er-Jahren nach Deutschland gelangte, traten die Tiere zunächst als „Tscherkessen“, „Spanier“ oder „andalusische Hühner“ in Erscheinung. Die hohe Legeleistung von rund 170 Eiern pro Jahr sowie der gute Fleischansatz etablierten sie schnell als wirtschaftlich relevante Rasse. 1895 gründete sich der Sonderverein der Minorka- und Zwerg-Minorka-Züchter, der bis in die 1920er-Jahre die Zuchtstandardisierung vorantrieb – mit Fokus auf Merkmale wie die charakteristischen weißen Ohrscheiben, zulasten der ursprünglichen Wirtschaftlichkeit.

Bedeutung & Moderne Entwicklung

Für nahezu ein halbes Jahrhundert prägten die Minorka die europäische Landwirtschaft als wichtige Eier- und Fleischlieferanten. Mit der Industrialisierung der Geflügelzucht verlor die Rasse ab den 1950er-Jahren an Bedeutung, da Legehybriden effizientere Alternativen boten. Seit 2009 gilt sie als extrem gefährdet und steht in der Roten Liste der GEH. Der Sonderverein betreibt heute gezielte Erhaltungszucht durch internationale Tauschkontakte, insbesondere mit den Niederlanden. Zur Sicherung der genetischen Vielfalt werden gezielt rassefremde Hühner eingekreuzt – ein notwendiger Schritt, um die historische Rasse auch für zukünftige Generationen zu bewahren.

Bekanntheit & Status

Bekanntheit
Selten
Beliebtheit
Beliebt
Ausstellungsgeeignet Ja

Häufig gestellte Fragen

+ Warum haben Minorka-Hühner auffällig große, weiße Ohrscheiben – und welche Funktion erfüllen sie?
Die Ohrscheiben der Minorka sind mit etwa 2/3 der Länge der Kehllappen außergewöhnlich groß, reinweiß, dick und fest anliegend – beim Hahn bis zu 8 cm lang; diese Besonderheit ist nicht nur ein Rassemerkmal, sondern steht auch in Zusammenhang mit der weißen Schalenfarbe ihrer Eier, da bei Hühnerrassen häufig weiße Ohrscheiben auf weiße Eierschale hinweisen.
+ Weshalb sind Minorka-Hühner trotz ihres mediterranen Ursprungs besonders anfällig für Kälte – und wie kann man sie im Winter schützen?
Minorkas haben eine geringe Kälteresistenz, weil ihre großen Einfachkämme und Ohrscheiben bereits ab -5°C zu Erfrierungen neigen und nasse Luft schnell Atemwegserkrankungen verursacht; empfohlen wird ein absolut windgeschützter, trockener Stall, im Idealfall mit Rosenkamm-Varianten, da diese deutlich winterhärter sind.
+ Was ist das Besondere am Brutverhalten der Minorka und wie beeinflusst es die Nachzucht?
Minorka-Hennen zeigen einen extrem schwachen Bruttrieb und werden fast nie gluckig, was – anders als bei vielen anderen Rassen – eine kontinuierliche Legeleistung ermöglicht; für die Nachzucht muss man deshalb auf Kunstbrut oder Ammenhennen zurückgreifen, was regelmäßige Vermehrung und Zuchterhaltung erleichtert.

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