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Krüper

Krüper

Krüper – Das charmante Kurzbein aus Deutschland

Mit ihren charakteristischen Kurzbeinen und dem sanftmütigen Charakter prägt der Krüper seit 1555 die deutsche Landhuhnszene. Diese traditionsreiche Zweinutzungsrasse vereint ruhige Ausgeglichenheit mit lebhaftem Temperament – eine seltene Balance unter den Haustieren. Dank ihrer geringen Scharrfreudigkeit eignet sie sich ideal für kleine Gärten, während ihr zutrauliches Wesen eine enge Mensch-Tier-Beziehung ermöglicht. Erfahrene Halter schätzen die robuste Konstitution und die Anpassungsfähigkeit dieser Rasse, die trotz ihres ungewöhnlichen Körperbaus keinerlei Gesundheitsprobleme aufweist. Doch gerade Einsteigern empfiehlt sich eine gründliche Vorbereitung, da die besondere Anatomie etwas mehr Hintergrundwissen erfordert. Entdecken Sie eine historische Hühnerrasse, die bescheidene Ansprüche mit unverwechselbarer Präsenz verbindet.

Wirtschaftlichkeit

180 pro Jahr
Gewicht Henne
1,5-2,0 kg
Gewicht Hahn
1,75-2,25 kg
Lebenserwartung
7–8 Jahre
Fleischansatz
Mittel
Bruttrieb
Schwach
Autosexing Nein

Krüper-Haltung spezifisch

Krüper überzeugen durch ihr sanftmütiges, aber lebhaftes Temperament, das sie zu vertrauensvollen Begleitern macht – sie gewöhnen sich schnell an menschliche Nähe und sind besonders friedlich gegenüber anderen Hühnern. Dennoch sind sie aufgrund ihrer extrem kurzen Beine (7–10 cm) deutlich langsamer in der Bewegung als Standardrassen, was bei der Vergesellschaftung mit aktiven oder dominanten Rassen zu Benachteiligung führen kann. Ihre geringe Flugfähigkeit (bedingt durch den Bodennähe-Launch) minimiert Ausbruchsrisiken, macht sie aber anfällig für Bodenprädatoren. Trotz hoher Futtersuchaktivität (7/10) scharrt der Krüper kaum – eine Seltenheit unter legeaktiven Rassen – und bewegt sich zielgerichtet auf kurzen Strecken. Aufgrund der Zuchtbesonderheiten (Letalfaktor) und spezifischen Schutzbedürfnisse sind sie nicht für Anfänger geeignet, sondern für erfahrene Halter mit Fokus auf Rasseerhaltung.

Haltung & Fütterung

Stallroste müssen maximal 30 cm hoch angebracht sein, da die extrem kurzen Beine keinen Sprung ermöglichen. Im Freilauf ist Rasenlänge unter 10 cm lebenswichtig: Höheres Gras behindert die Bewegung, führt zu durchfeuchtetem Gefieder (besonders bei Tau) und erhöht Infektionsrisiken. Zaunhöhen von 50 cm reichen aus – Flugversuche scheitern bereits am Bodenabstand. Aufgrund der hohen Legeleistung (180 Eier/Jahr) benötigen sie kalkreiche Ergänzungsfutter bereits ab 5 Monaten, um Eierschalenverkalkung zu vermeiden. Besonders charakteristisch ist ihr bodenorientiertes Fressverhalten: Sie suchen intensiv im kurz gehaltenen Gras, vermeiden aber tiefes Scharrloch, was Gärten kaum beschädigt.

Gesundheit & Besonderheiten

Der Letalfaktor der Kurzbeinigkeit erfordert strikte Zuchtplanung: Nur Kreuzungen aus kurz- und langbeinigen Tieren sind erlaubt, sonst sterben Embryonen im Ei. Halter müssen täglich kontrollieren, ob Jungtiere die Beinlänge (Hähne ≤8 cm) erreichen – zu kurze Läufe deuten auf nicht lebensfähige Kombinationen hin. Die niedrige Körperhaltung erfordert wöchentliche Kontrolle von Federkleid und Füßen, da Matsch und Parasiten schneller haften bleiben. Trotz guter Kälteresistenz sind sie anfällig für Atemwegsinfekte bei Dauerfeuchte – trockene, geschützte Unterstände im Auslauf sind zwingend. Wichtig: Keine Kombination mit stark scharrenden Rassen, da Krüper im Futterkonkurrenzkampf unterliegen.

Platzbedarf & Klimaresistenz

Stallplatzbedarf
Gering
Auslaufbedarf
Gering
Kälteresistenz
Gut

Charakter & Verhalten

Nutzung Zweinutzungsrasse, Rassehühner
Farbschläge schwarz, weiß, gesperbert, schwarz-weißgedobbelt, schwarz-gelbgedobbelt, rebhuhnhalsig
Charakter ruhig, lebhaft, freundlich, sanftmütig
Sozialverhalten Sehr verträglich
Aktivität Lebhaft
Lautstärke Leise
Flugfähigkeit Gering

Krüper: Ursprung der Bergischen Kriechhühner

🇩🇪 Deutschland
1555
Die Krüper-Hühnerrasse, auch bekannt als Kriechhühner oder Dachshühner, wurzelt im westdeutschen Raum, insbesondere im Bergischen Land und Westfalen. Erstmals schriftlich dokumentiert wurden sie 1555 vom Schweizer Naturforscher Conrad Gessner in seinem Werk Avium Natura unter den Bezeichnungen „Kriecher“, „Schotthennen“ und „Däsenhühnle“. Die charakteristischen kurzen Beine (7–10 cm) entstammen einer genetischen Mutation (Cp-Gen) und ermöglichten den Tieren nur ein begrenztes Aktionsradius – ein entscheidender Vorteil für Heuerlinge und Kötter, deren kleine Gärten durch die geringe Scharrtätigkeit der Tiere kaum beschädigt wurden. Im 18. Jahrhundert breiteten sich die Krüper vorwiegend in Sachsen, Ostwestfalen und dem Bergischen Land aus. Eduard Baldamus würdigte sie 1896 im Handbuch der Federviehaufzucht als wetterfeste, legefreudige Zweinutzungshühner mit etwa 150 Eiern pro Jahr – eine beachtliche Leistung für damalige Verhältnisse. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Rasse als „bergisch-westfälischer Krüper“ standardisiert, wobei regionale Linien wie die bergischen Schlotterkämme und westfälischen Stehkämmer unterschieden wurden.

Bedeutung & Moderne Entwicklung

Als typische „Hühner der kleinen Leute“ prägten die Krüper bis ins 19. Jahrhundert die subsistenzorientierte Landwirtschaft in ländlichen Siedlungen. Durch die Industrialisierung der Landwirtschaft geriet die Rasse jedoch zunehmend in Vergessenheit. Heute gilt sie als extrem gefährdet und steht auf der Roten Liste des Geflügelschutzes. Initiativen wie der Bundesstandard der Krüper setzen sich intensiv für die Erhaltungszucht ein, um dieses kulturelle Erbe deutscher Landhühnerrassen vor dem endgültigen Verschwinden zu bewahren. Aktuelle Züchtungsprogramme konzentrieren sich auf die Stabilisierung der wenigen verbliebenen Populationen in ihrer historischen Heimatregion.

Bekanntheit & Status

Bekanntheit
Selten
Beliebtheit
Beliebt
Ausstellungsgeeignet Ja

Häufig gestellte Fragen

+ Warum dürfen Krüper niemals mit zwei kurzbeinigen Elterntieren gezüchtet werden?
Der Letalfaktor der Kurzbeinigkeit macht die Zucht besonders anspruchsvoll: Werden zwei kurzbeinige Krüper miteinander verpaart, sterben die Embryonen bereits im Ei ab. Aus diesem Grund müssen Züchter zwingend kurzbeinige mit langbeinigen Tieren kreuzen. Interessanterweise entstehen dadurch in jeder Generation auch Nachkommen mit normaler Beinlänge, die sich für Ausstellungen oder niedrige Zäune disqualifizieren. Halter müssen täglich kontrollieren, ob Jungtiere die richtige Beinlänge erreichen – bei Hähnen sollten die Läufe maximal 8 cm messen, sonst deutet dies auf problematische genetische Kombinationen hin.
+ Wie schafften es die extrem kurzen Beine der Krüper, jahrhundertelang soziale Konflikte zu verhindern?
Die 7-10 cm kurzen Beine waren ein geniales soziales Kontrollinstrument für Heuerlinge und Tagelöhner im 16. bis 19. Jahrhundert. Da die Krüper sich nur langsam fortbewegen konnten, entfernten sie sich nie weit vom Hof und richteten keinen Schaden auf den weiter entfernten Äckern der Großbauern an. Dies machte sie zu typischen "Hühnern der kleinen Leute", die in kleinen Gärten gehalten werden konnten, ohne Nachbarschaftskonflikte zu provozieren. Zusätzlich vorteilhaft: Durch ihre geringe Scharrtätigkeit blieben selbst diese kleinen Gärten weitgehend intakt – eine Win-Win-Situation für subsistenzorientierte Kleinhaltung.
+ Warum ist die Rasenhöhe bei Krüpern buchstäblich eine Frage von Leben und Tod?
Die Rasenlänge muss zwingend unter 10 cm gehalten werden, da höheres Gras für Krüper existenzbedrohend wird. Ihre extrem kurzen Beine führen dazu, dass das Gefieder bei längerem Gras schneller durchweicht – besonders bei Morgentau oder Regen in den Halmen. Dies erhöht massiv das Risiko für Atemwegsinfekte und Parasitenbefallungen. Zusätzlich behindert hohes Gras ihre ohnehin eingeschränkte Bewegungsfähigkeit erheblich. Im Gegensatz zu anderen Rassen können Krüper aufgrund ihrer bodennnahen Startposition kaum fliegen, um Hindernissen auszuweichen – ihr Fluchtinstinkt ist praktisch nutzlos, was sie auf offener Fläche zu leichter Beute für Bodenprädatoren macht.

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