Hamburger

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Hamburger Hühner – Lebendigkeit trifft Legelaune

Wer flinke Bewegungskünstler mit Herz sucht, trifft mit den Hamburger Hühnern eine prägnante Wahl. Diese seit dem 18. Jahrhundert aus Großbritannien stammende Rasse vereint typische Legehennen-Qualitäten mit ungebremster Aktivität – ob scharrend im Auslauf oder flink über Zäune, Langeweile kennt sie nicht. Doch ihre schüchterne, nervenstarke Art erfordert Erfahrung: Anfänger könnten mit der temperamentvollen Dynamik überfordert sein. Für passionierte Hühnerhalter, die Wert auf lebendige Tierpersönlichkeiten legen, sind sie dennoch ein Gewinn. Ihre regelmäßige Eierproduktion paart sich mit einer einzigartigen Fähigkeit, jeden Quadratzentimeter ihres Reviers zu erkunden. Ein Hauch Wildnis im Stall, der erst mit Geduld und Respekt sein charmantes Wesen preisgibt – für alle, die mehr wollen als bloße Legeleistung.

Wirtschaftlichkeit

M (mittel)
160 pro Jahr
Gewicht Henne
1,0-1,5 kg
Gewicht Hahn
2,0-2,5 kg
Lebenserwartung
7–8 Jahre
Fleischansatz
Gering
Bruttrieb
Mittel
Autosexing Nein
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Hamburger Hühner: Aktivität & Haltungsanforderungen

Hamburger Hühner charakterisieren sich durch extreme Lebhaftigkeit und eine nervöse Grundverfassung. Sie sind scheu im Umgang mit Menschen, meiden Körperkontakt konsequent und bleiben zeitlebens nicht zahm – selbst bei Futterschulung bleibt der Sicherheitsabstand groß. Trotz Erkennens ihres Futterspenders reagieren sie überempfindlich auf plötzliche Bewegungen und flüchten sofort. Ihre hohe Flugfähigkeit macht sie zu Ausbruchskünstlern: Selbst 2-Meter-Zäune überwinden sie mithilfe von Bäumen als Sprungbrett, weshalb viele Hennen nachts in Baumkronen schlafen statt im Stall. Bei Langeweile entwickeln sie unverzüglich Unarten wie Feder- oder Laufpicken, was eine abwechslungsreiche Umgebung mit natürlichen Strukturen (Totholz, Erdhügel, Wiesen) unverzichtbar macht. Aufgrund ihrer Platzintensivität und sensiblen Nerven sind sie nur für erfahrene Halter geeignet, die großzügige Freiläufe bieten können.

Haltung & Fütterung

Der Stall benötigt lediglich 1 m² pro 3 Tiere, da sie tagsüber maximal im Gebäude verweilen. Wegen ihrer Nachtaktivität im Freien sind stabile Außen-Sitzstangen unter Bäumen sinnvoll – sie nutzen den Stall primär als Schutzraum vor extremem Wetter. Die Zaunhöhe muss mindestens 200 cm betragen, da ihre Aufwärtsflugkraft bei Gefahr bis zu 3 Meter Höhe erreicht. Als extrem aktive Futtersucher durchkämmen sie täglich große Flächen, wodurch sie keine Verfettungsneigung zeigen – im Gegensatz zu ruhigeren Rassen sinkt ihr Körpergewicht bei reduziertem Auslauf rapide. Im Winter ist eine Stalltemperatur von mindestens +8°C sicherzustellen, da sie unter diesem Wert die Legeleistung einstellen. Aufgrund ihrer hohen Flugkraft sind klassische Ausläufe oft nur kurzzeitig sicher – mobile Elektrozaun-Elemente empfehlen sich zur Streckenrotation.

Gesundheit & Besonderheiten

Ihre natürliche Widerstandsfähigkeit minimiert Krankheitsrisiken, doch Stress durch monotone Haltung löst schnell Federpicken aus. Regelmäßige Abwechslung im Auslauf (z. B. mobile Futterstellen) ist präventiv wirksamer als Kratzzwänge. Einzigartig ist ihre Fähigkeit, bei Kälte (+8°C Minimum) ohne Heizung zu legen, doch unter 0°C stockt die Legeleistung bis zum Frühjahr. Ihre hohe Aktivität erfordert robuste Außenanlagen – herkömmliche Volieren reißen sie binnen Wochen durch intensives Scharren auf. Typisch für die Rasse ist die schwache Brutneigung: Selbst bei ausreichend Eiern legen kaum Mutterhennen sich zum Brüten nieder.

🏠 Platzbedarf & Klimaresistenz

Stallplatzbedarf
Normal
Auslaufbedarf
Hoch
Kälteresistenz
Mittel
Wärmeresistenz
Sehr gering

🧠 Charakter & Verhalten

Nutzung Legerassen, Rassehühner
Farbschläge Schwarz, Weiß, Silberlack, Goldlack, Goldsprenkel, Silbersprenkel, Blau-gesäumt
Charakter aktiv, lebhaft, neugierig, scheu, nervös
Sozialverhalten Verträglich
Aktivität Extrem aktiv
Lautstärke Mittel
Flugfähigkeit Gut

Hamburger Huhn: Ursprung und Entwicklung

🇬🇧 Vereinigtes Königreich
1700

Die Hühnerrasse Hamburger entstand um 1700 und wurde erstmals in Großbritannien und den Niederlanden beschrieben. Trotz ihres Namens stammt sie nicht aus Hamburg, sondern erhielt diesen durch den Handelshafen der Stadt: Tiere wurden im 18. Jahrhundert über Hamburg nach England verschifft, wo sie als Hamburgh Poultry bekannt wurden. Ursprungsversionen ähnelten vermutlich asiatischen oder türkischen Hühnern, wie 16. Jahrhundert-Zeichnungen von Ulisse Aldrovandi belegen. Die Zuchtgeschichte umfasst Kreuzungen mit Spanierhühnern, Minorka- und Ostfriesischen Möwenhühnern, wobei die lackfarbigen Varianten (früher Mooneys oder Mondhühner) und gesprenkelten Typen genetisch unterschiedliche Linien bilden. Englische Züchter prägten maßgeblich die Reinzucht, insbesondere durch die Arbeit von B. S. Dixon, der 1850 auf der Ausstellung in Birmingham den Sammelbegriff Hamburgh Poultry festigte. Für die Zeit vor der industriellen Hühnerhaltung war das Hamburger Huhn als Wirtschaftshuhn geschätzt, dank seiner Legeleistung von etwa 160 Eiern pro Jahr – eine beachtliche Leistung im 18. Jahrhundert.

Bedeutung & Moderne Entwicklung

Heute hat das Hamburger Huhn kaum noch wirtschaftliche Bedeutung, sondern ist vorrangig bei Ausstellungszüchtern gefragt. Seine historische Rolle als Legehuhn wich der Fokussierung auf Optik und Rasseerhaltung. Wegen der Seltenheit in der landwirtschaftlichen Nutzung existieren gezielte Schutzprogramme, insbesondere für Farbschläge wie Goldsprenkel oder Silberlack. Der Zwerg-Hamburger, seit 2019 offiziell als Rasse des Jahres anerkannt, zeigt ein aktuelles Renaisance-Interesse. Internationale Zuchtverbände in Holland und Dänemark bewahren die genetische Vielfalt dieser alten Rasse, die als Schlüsselbeispiel für den Übergang von Nutztier zu Zuchtexemplar gilt.

📈 Bekanntheit & Status

Bekanntheit
Regional bekannt
Beliebtheit
Beliebt
Ausstellungsgeeignet Ja

Häufig gestellte Fragen❓

+Warum schlafen Hamburger Hühner häufig lieber in Baumkronen statt im Stall, und welche Herausforderungen bringt das für Halter?

Hamburger Hühner nutzen aufgrund ihrer außergewöhnlichen Flugfähigkeit oft Baumkronen als Schlafplatz – selbst bei 2-Meter-Zäunen fliegen sie mithilfe von Bäumen bis zu 3 Meter hoch und meiden nachts den sicheren Stall; Halter sollten deshalb robuste, hohe Zäune (mindestens 2 Meter) einsetzen und stabile Außensitzstangen unter Bäumen installieren, da klassische Stallkonzepte bei dieser Rasse oft wirkungslos bleiben.

+Welche Rolle spielte der Hamburger Hafen für die Namensgebung dieser Hühnerrasse, obwohl sie nicht aus Hamburg stammt?

Trotz ihres Namens stammt die Rasse nicht aus Hamburg, sondern wurde im 18. Jahrhundert über den Hamburger Hafen nach England verschifft; dort fasste sich der Begriff „Hamburgh Poultry“ ein – ein Irrtum, der bis heute für Verwirrung sorgt und die internationale Zuchtgeschichte der Rasse widerspiegelt.

+Was macht den Rosenkamm der Hamburger Hühner genetisch besonders, und wie unterscheidet sich dieser von anderen Kammformen?

Die Hamburger besitzen einen sogenannten Rosenkamm, der sich genetisch durch eine spezielle Mutation von der ursprünglichen Einfachkammform unterscheidet; diese Besonderheit ist nicht nur ein auffälliges Rassemerkmal, sondern unterscheidet sie auch deutlich von den meisten anderen Hühnerrassen, deren Kämme schmaler und höher sind.

+Warum ist monotone Haltung für Hamburger Hühner besonders problematisch, und wie können erfahrene Halter dem entgegenwirken?

Aufgrund ihrer extremen Aktivität und Sensibilität reagieren Hamburger Hühner auf monotone oder beengte Haltung umgehend mit Verhaltensstörungen wie Federpicken; erfahrene Halter beugen dem mit abwechslungsreichen Ausläufen, mobilen Futterstellen und natürlichen Strukturen (z. B. Totholz, Erdhügeln) gezielt vor, da diese Maßnahmen Stress reduzieren und das natürliche Erkundungsverhalten fördern.

+Inwiefern unterscheiden sich Hamburger Hühner von anderen Legehennen bezüglich Gewichtsentwicklung und Futteraufnahme, besonders bei begrenztem Auslauf?

Im Gegensatz zu vielen ruhigeren Rassen zeigen Hamburger Hühner keine Verfettungsneigung und verlieren bei reduziertem Auslauf sogar schnell an Gewicht, da sie extrem bewegungsfreudige Futtersucher sind – daher ist ein großer, abwechslungsreicher Auslauf unerlässlich, um eine gesunde Körperkondition und stabile Eierproduktion (bis zu 160 Eier/Jahr) zu gewährleisten.

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