Gotlandhuhn

Gotlandhuhn

Gotlandhuhn – Die naturnahe Zweinutzungsrassse aus Schweden

Das Gotlandhuhn ist eine seltene schwedische Landrasse, die durch ihre Anpassungsfähigkeit und ihr natürliches Verhalten überzeugt. Mit einem ruhigen, aber wachsamen Temperament und ausgeprägtem Futtersuchtrieb eignet es sich besonders für naturnahe Freilandhaltung. Ursprünglich auf der Insel Fårö entdeckt, zeichnet sich die Rasse durch gute Kälteresistenz und eine robuste Gesundheit aus – Eigenschaften, die sie ideal für erfahrene Hühnerhalter machen. Als Zweinutzungshuhn vereint es Eier- und Fleischproduktion mit ursprünglichem Verhalten, ohne auf praktischen Nutzwert zu verzichten. Aufgrund ihres vorsichtigen Charakters und des geringen Bruttriebs richtet sie sich jedoch nicht an Einsteiger, sondern an passionierte Halter, die genetische Vielfalt bewahren möchten. Wer eine unaufdringliche, charakterstarke Rasse sucht, die skandinavische Resilienz mit funktionalem Alltag verbindet, findet im Gotlandhuhn einen besonderen Begleiter – ohne Kompromisse bei Natürlichkeit und Robustheit.

Wirtschaftlichkeit

XL (sehr groß)
Gewicht Henne
nicht_in_quellen_enthalten kg
Gewicht Hahn
nicht_in_quellen_enthalten kg
Lebenserwartung
7–8 Jahre
Fleischansatz
Sehr gering
Bruttrieb
Kein Bruttrieb
Autosexing Nein
🌾 Futterverbrauch berechnen

Haltung & Charakter des Gotlandhuhns

Gotlandhühner zeigen ein ruhiges, aber gleichzeitig beobachtendes Wesen mit ausgeprägter Wachsamkeit. Ihre freundliche Grundstimmung macht sie bei behutsamem Umgang anpassungsfähig an menschlichen Kontakt, dennoch bleiben sie distanziert-vorsichtig. Im Sozialgefüge sind sie verträglich bei klarer Rangordnung und benötigen mindestens 4-5 Artgenossen für stabiles Gruppenverhalten. Ihre hohe Aktivität zeigt sich in intensiver Futtersuche im Auslauf, während sie im Stall ausgeglichen agieren. Die Flugfähigkeit ist deutlich ausgeprägt – bei unzureichendem Schutz fliehen sie über 1,6 m hohe Zäune. Für Anfänger ungeeignet, da ihre wachsame Skepsis Erfahrung im Umgang mit scheuen Rassen erfordert. Vergesellschaftung gelingt am besten mit gleich temperamentvollen Rassen wie Sundheimer oder Ostfriesischen Möwen.

Haltung & Fütterung

Stallstrukturen müssen vertikale Ebenen bieten: Gotlandhühner nutzen Sitzstangen auf mindestens drei Ebenen intensiv als Ruhe- und Fluchtpunkte. Robust gegen schwedische Winter (bis -15°C), bei Hitze über 28°C benötigen sie schattige Staubbadstellen. Der Auslauf muss strukturiert und weitläufig sein (mind. 15 m² pro Tier), da die Rasse bei Futtersuche große Strecken zurücklegt. Zaunhöhe von 1,8-2 m ist unverzichtbar. Spezifische Futteransprüche: Hoher Proteinbedarf (18-20%) während der Mauser bei gleichzeitig neigung zu Verfettung – keine Legemehle, sondern getreidebetonte Mischungen. Charakteristisch ist das selektive Picken von Insekten und Jungtrieben bei Freilauf.

Gesundheit & Besonderheiten

Anfällig für Kloakenentzündungen bei Fehlernährung (zu energiereiches Futter). Ansonsten widerstandsfähig gegen klassische Hühnerkrankheiten. Besonderes Pflegemerkmal: dichtes Federkleid benötigt kontrolliertes Staubbaden (trockenes Lehmsubstrat) zur Parasitenprophylaxe. Schwachstelle sind die empfindlichen Läufe – bei Nässe drohen Ballengeschwüre. Einzigartig ist ihre Kombination aus Wildhuhn-Verhalten und Zahmheit: Sie halten Distanz, folgen aber erfahrenen Haltern im Freilauf.

🏠 Platzbedarf & Klimaresistenz

Stallplatzbedarf
Gering
Auslaufbedarf
Hoch
Kälteresistenz
Gut
Wärmeresistenz
Sehr gering

🧠 Charakter & Verhalten

Nutzung Zweinutzungsrasse, Rassehühner
Farbschläge keine offiziellen Farbschläge
Charakter ruhig, aktiv, freundlich, vorsichtig, wachsam
Sozialverhalten Verträglich
Aktivität Sehr aktiv
Lautstärke Mittel
Flugfähigkeit Mittel

Gotlandhuhn: Ursprung und Geschichte

🇸🇪 Schweden
1978

Das Gotlandhuhn, auch als Gotlandshöna bezeichnet, hat seine Wurzeln in den ländlichen Regionen der schwedischen Insel Gotland, insbesondere auf Fårö. Als traditionelle Landrasse stammt sie vermutlich aus genetischen Linien des ostschwedischen Hügellandes und entwickelte sich über Jahrhunderte unter nordischen Klimabedingungen. Offiziell etabliert wurde die Rasse 1978, nachdem sie in den 1970er Jahren durch Einkreuzung industrieller Legerassen beinahe verschwunden war. Die wissenschaftliche Neuentdeckung der wenigen verbliebenen Tiere erfolgte in den 1980er Jahren auf zwei isolierten Fårö-Herden, die als genetisch wertvollster Erhaltungstyp eingestuft wurden. Geprägt durch ihre Anpassung an raue Witterung und ihr schlankes Erscheinungsbild mit eng anliegendem Federkleid, zeichnete sich die Rasse historisch durch eine natürliche Zweinutzung aus – Eierproduktion ohne künstliche Selektion und robustes Fleischwachstum. Der schwedische Staat sicherte die Erhaltung durch das Landwirtschaftsministerium, während der Lanthönsklubben als offizielle Zuchtorganisation die Rasse als lebende Genbank fortführt.

Bedeutung & Moderne Entwicklung

Ursprünglich als vielseitige Subsistenzrasse in der skandinavischen Kleinlandwirtschaft genutzt, geriet das Gotlandhuhn mit der Industrialisierung der Tierhaltung in den 1960er Jahren in den Hintergrund. Seine Renaissance begann mit der dokumentierten Neuentdeckung in den 1980er Jahren, die internationale Aufmerksamkeit auf diese genetisch unverfälschte Landrasse lenkte. Heute steht sie als Symbol für artenreiche Biodiversität im Fokus europäischer Erhaltungsprogramme, wird jedoch aufgrund ihrer geringen Standardisierung nicht kommerziell gehalten. Der Lanthönsklubben führt eine strenge Zuchtbuchführung durch, um Kreuzungsverfälschungen zu vermeiden. Trotz zunehmender internationaler Verbreitung in Deutschland und den Niederlanden bleibt die Rasse mit unter 1.000 Tieren stark gefährdet. Aktuelle Zuchtbemühungen betonen den Erhalt natürlicher Verhaltensmuster ohne Leistungsdruck, wobei ihre herausragende Kälteresistenz sie besonders für nordische Regionen prädestiniert. Als authentischer Vertreter historischer Hühnerhaltung dient sie heute vorrangig wissenschaftlichen Studien und engagierten Hobbyzüchtern.

📈 Bekanntheit & Status

Bekanntheit
Selten
Beliebtheit
Beliebt
Ausstellungsgeeignet Ja

Häufig gestellte Fragen❓

+Warum gilt das Gotlandhuhn als genetisch besonders wertvoll und welche Rolle spielt es in der Erhaltungszucht?

Das Gotlandhuhn stammt von isolierten Herden auf der Insel Fårö ab, die als genetisch wertvollster Typ schwedischer Landhühner gelten; nach fast vollständigem Verschwinden in den 1970er Jahren wird die Rasse heute als lebende Genbank streng zuchtbuchgeführt und ist Symbol für Biodiversität – weltweit existieren weniger als 1.000 Tiere.

+Welche einzigartigen Haltungsanforderungen unterscheiden das Gotlandhuhn deutlich von anderen Rassen?

Gotlandhühner benötigen einen besonders strukturierten und weitläufigen Auslauf mit mindestens 15 m² pro Tier, nutzen Sitzstangen auf mehreren Ebenen als Fluchtpunkte, zeigen ausgeprägte Flugfreudigkeit (Zaunhöhe mind. 1,8–2 m) und selektieren im Freilauf gezielt Insekten – bei Unterforderung oder Langeweile können sie über hohe Zäune fliehen.

+Was ist beim Füttern und Pflegen von Gotlandhühnern zu beachten, um Gesundheitsprobleme zu vermeiden?

Während der Mauser brauchen sie Futter mit hohem Proteingehalt (18–20 %), dürfen aber keine energiereichen Legemehle erhalten, da sie zu Verfettung neigen; Fehlernährung kann Kloakenentzündungen verursachen, und das dichte Federkleid erfordert regelmäßiges, trockenes Staubbad zur Parasitenprophylaxe.

+Warum ist das Gotlandhuhn trotz seiner Robustheit für Anfänger ungeeignet?

Ihr vorsichtiger, wachsamer Charakter und die geringe Zutraulichkeit erfordern Erfahrung im Umgang mit scheuen Rassen; zudem zeigen sie keinen Bruttrieb, was die Nachzucht erschwert, und ihr Verhalten ist sehr ursprünglich – Anfänger unterschätzen oft die Anforderungen an Auslauf, Haltung und das Beobachten subtiler Sozialstrukturen.

+Welche überraschende Besonderheit bietet das Gotlandhuhn hinsichtlich Eier und Fleisch im Vergleich zu anderen Landrassen?

Trotz sehr geringem Fleischansatz legt das Gotlandhuhn außergewöhnlich große, hellbraune Eier (Größe XL), bleibt aber als Zweinutzungsrasse nahezu unverfälscht und verbindet skandinavische Kälteresistenz mit ursprünglicher Legeleistung – eine Balance, die bei modernen Wirtschaftsrassen kaum noch zu finden ist.

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