Deutsches Reichshuhn: Stolzes Erbe mit Robustheit
Das Deutsche Reichshuhn verkörpert deutsche Züchtungskunst des frühen 20. Jahrhunderts. Als fast verschwundene Rasse (nur noch ~1.300 Hennen in Deutschland) vereint es historische Bedeutung mit praktischem Nutzen. Sein zurückhaltend-stolzer Charakter und die zuverlässige Winterlegeleistung machen es trotz lebhafter Temperaments zu einem besonderen Pflegling. Die robusten, wetterharten Tiere mit ihrer zurückhaltenden Zutraulichkeit eignen sich vor allem für erfahrene Halter, die historische Rassen erhalten möchten. Entstanden 1907 als Nationalsymbol, überzeugt es heute durch ursprüngliche Vitalität.
Wirtschaftlichkeit
180 pro Jahr
Gewicht Henne
2,0-2,5 kg
Gewicht Hahn
2,5-3,5 kg
Lebenserwartung
5–6 Jahre
Fleischansatz
Gut
Bruttrieb
Mittel
Autosexing
Nein
Haltung & Verhalten
Deutsche Reichshühner vereinen ein ruhiges Temperament mit lebhafter Aktivität. Sie zeigen ausgeprägte Zutraulichkeit gegenüber Haltern und lassen sich bei regelmäßigem Kontakt problemlos handzahm machen. Die Hähne entwickeln jedoch einen starken Schutzinstinkt für ihre Hennen, der bei Bedrohungssituationen zu Angriffen führen kann – eine Trennung während Stallarbeiten ist bei aggressiven Tieren erforderlich. Sozial vertragen sie sich gut mit anderen Rassen wie Marans oder Vorwerkhühnern, wobei eine hennenlastige Gruppe (mindestens 1:5) Federverletzungen durch tretfreudige Hähne verhindert. Ihr hohes Aktivitätsniveau äußert sich in ausdauerndem Futtersuchen, wobei ihre geringe Flugfähigkeit (Zaunhöhe 1,2-1,5m genügt) praktisch ist. Für Anfänger weniger geeignet, punkten sie bei erfahrenen Haltern mit einfach zu handhabendem Charakter und Familientauglichkeit. Die Vergesellschaftung mit Zwergrassen verläuft meist harmonisch.
Haltung & Fütterung
Diese robuste Rasse benötigt ausgedehnten Auslauf mit Freigang-Möglichkeit, da sie als emsige Selbstversorger bis zu 50% ihres Bedarfs deckt. Stallanforderungen sind unkompliziert: Ein wettergeschützter Unterstand ohne Spezialklima genügt, da sie extreme Temperaturen (bis -10°C) problemlos meistern und selbst im Winter legen. Zaunhöhen von 1,2m (helle Farbschläge) bis 1,5m (dunkle Varianten) enthalten die Tiere sicher. Fütterungstechnisch sind sie anspruchslos, neigen weder zu Verfettung noch Untergewicht. Dank intensiver Futtersuche reduzieren sich Futterkosten – Besitzer sollten Tränken jedoch bei Frost beheizen. Ideal ist die ganzjährige Freilandhaltung, weder Volieren noch Intensivställe entsprechen ihrem Bewegungsdrang.Gesundheit & Besonderheiten
Mit hervorragender Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und Parasiten benötigen Deutsche Reichshühner kaum tierärztliche Betreuung. Ihre dichte Befiederung ohne Federfüße minimiert Pflegeaufwand; gelegentliches Sandbaden genügt. Rassetypische Schwachstellen existieren nicht, allerdings sind Brutverluste durch schwere Brustmuskulatur bei Naturbrut möglich. Einzigartig ist ihre Winterlegetreue: Sie bringen auch bei Schnee und Kälte 180 cremefarbene Eier/Jahr zuverlässig – Spitzenwerte für Zweinutzungsrassen. Die Kombination aus Langlebigkeit (5–10 Jahre) und konstanter Leistung ohne gesundheitliche Einbußen macht sie zu wirtschaftlich attraktiven Rassehühnern.Platzbedarf & Klimaresistenz
Stallplatzbedarf
Normal
Auslaufbedarf
Normal
Kälteresistenz
Gut
Charakter & Verhalten
Nutzung
Zweinutzungsrasse, Rassehühner
Farbschläge
weiß, schwarz, rot, weiß-schwarzcolumbia, gelb-schwarzcolumbia, silber-schwarzgesäumt, gold-schwarzgesäumt, gestreift, birkenfarbig
Charakter
ruhig, lebhaft, freundlich, sozial, temperamentvoll
Sozialverhalten
Außergewöhnlich friedlich
Aktivität
Lebhaft
Lautstärke
Leise
Flugfähigkeit
Gut
Deutsches Reichshuhn: Historische Wurzeln
🇩🇪 Deutschland
1907
Das Deutsche Reichshuhn entstand zwischen 1895 und 1908 im Deutschen Reich unter Bismarck (1871–1918) – ein Name, der häufig fälschlich mit dem Nationalsozialismus in Verbindung gebracht wird, dabei aber die Einheitsideale des Kaiserreichs widerspiegelt. Gezielt aus asiatischen Rassen wie Brahma und Orpington, Mittelmeerrassen wie Minorka sowie europäischen Zuchten (Sussex, Wyandotte) zusammengesetzt, sollte es als robustes Zweinutzungshuhn deutsche Landwirtschaft stärken. Mit 180 rahmgelben Eiern jährlich, zügigem Wachstum (Hähne: 2,5–3,5 kg) und dem symbolträchtigen weiß-schwarzen Gefieder mit rotem Kamm – angelehnt an die kaiserliche Flagge – wurde es 1908 in Hannover als Rasse anerkannt. Die Zucht betonte neben Leistung auch die backsteinförmige Körperspannung (Länge:Breite:Tiefe = 5:3:3), ein Merkmal wirtschaftlicher Effizienz.
Bedeutung & Moderne Entwicklung
Ursprünglich als Botschafter deutscher Zuchtfortschritte gedacht, verlor die Rasse nach 1945 an Bedeutung durch industrielle Massentierhaltung. Heute stuft die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen sie als „stark gefährdet“ (Kategorie II) ein. Dank des Sondervereins der Züchter Deutscher Reichshühner überleben Farbschläge wie schwarz-weiß-columbia und silber-schwarzgesäumt in kleinen Beständen – ein zeithistorisches Zeugnis der frühen Nutztierzuchtethik.Bekanntheit & Status
Bekanntheit
Selten
Beliebtheit
Beliebt
Ausstellungsgeeignet
Ja
Häufig gestellte Fragen
Warum gilt das Deutsche Reichshuhn als „Winterleger“ und wie viele Eier legt es tatsächlich in der kalten Jahreszeit?
Das Deutsche Reichshuhn ist eine der wenigen alten Rassen, die auch bei Schnee und Temperaturen bis -10 °C zuverlässig legen: Es bringt im ersten Jahr etwa 180 Eier und selbst im zweiten Jahr noch rund 140 Eier, viele davon mitten im Winter – ein ungewöhnlich hoher Wert für ein Zweinutzungshuhn.
Was ist das besondere an der Körperform des Deutschen Reichshuhns und wie erkennt man rassetypische Tiere?
Typisch ist die sogenannte „Backsteinform“ mit dem Verhältnis Länge:Breite:Tiefe von 5:3:3 – ein Zuchtziel, das auf Wirtschaftlichkeit abzielt; Abweichungen wie plumpe Formen, zu lange Schwänze oder faltige Kämme gelten als grobe Fehler und schließen Tiere von der Zucht aus.
Wie viel Futter spart man durch die Selbstversorgereigenschaften des Deutschen Reichshuhns?
Reichshühner decken bis zu 50 % ihres Futterbedarfs selbst durch emsige Futtersuche im Auslauf – eine Besonderheit, die Futterkosten deutlich senkt und sie besonders für extensive Freilandhaltung attraktiv macht.
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