Deutsche Sperber

Deutsche Sperber

Deutscher Sperber – Tradition trifft Temperament

Der Deutsche Sperber verkörpert deutsche Zuchtgeschichte mit unverwechselbarem Charakter. Entstanden um 1903 durch gezielte Kreuzungen historischer Rassen, vereint diese lebhaften und zutraulichen Tiere Robustheit mit einem ausgeglichenen, neugierigen Naturell. Als typische Zweinutzungsrasse besticht sie durch ihre Balance zwischen Nutzwert und Persönlichkeit – ohne dabei ihren individuellen Ausdruck zu verlieren. Für erfahrene Hühnerhalter, die sich der Erhaltung seltener Rassen verschrieben haben, ist der Deutsche Sperber eine bereichernde Wahl: Sein aktives Wesen fordert Aufmerksamkeit, doch die enge Bindung zum Menschen macht jede Anstrengung wett. Wer bereit ist, sich auf diese charakterstarke Rasse einzulassen, gewinnt nicht nur eine zuverlässige Stallgenossin, sondern auch ein lebendiges Stück Landwirtschaftstradition. Entdecken Sie eine Hühnerrasse, die mit jedem Schritt ihre Geschichte erzählt – und dabei stets authentisch bleibt.

Wirtschaftlichkeit

M (mittel)
156 pro Jahr
Gewicht Henne
2,0-2,5 kg
Gewicht Hahn
2,5-3,0 kg
Lebenserwartung
5–6 Jahre
Fleischansatz
Gut
Bruttrieb
Sehr schwach
Autosexing Nein
🌾 Futterverbrauch berechnen

Haltung & Besonderheiten

Deutsche Sperber vereinen ruhiges Temperament mit gelegentlicher Zickigkeit, was erfahrene Halter bei der Gruppendynamik beachten müssen. Trotz ihrer Neugier und Lebhaftigkeit bauen sie rasch Vertrauen zu Menschen auf, bleiben aber nicht für Anfänger geeignet – ihre klare Hackordnung erfordert sicheres Führungsverhalten, um Konflikte bei Hahnengesellschaften zu vermeiden. Die Tiere sind extrem flugfaul und verlassen den Auslauf praktisch nie, selbst bei geringer Zaunhöhe. Ihre moderate Aktivität (Futtersuche 4/10) reduziert das Ausbruchsrisiko deutlich, sodass ein Zaun von 1,20 m vollkommen ausreicht. Deutsche Sperber harmonieren gut mit artverwandten Rassen, benötigen jedoch mindestens 6 m² pro Tier im strukturierten Auslauf, um Scharrverhalten auszuleben. Besonders wichtig ist die gemeinsame Aufzucht bei Mehrhahnengehalt, da nachträglich zusammengeführte Hähne aggressive Auseinandersetzungen provozieren.

Haltung & Fütterung

Aufgrund ihrer mittleren Kälteresistenz benötigen Deutsche Sperber in strengen Wintern einen zugluftfreien Stallbereich, da Dauertemperaturen unter -10 °C ohne temporäre Beheizung gesundheitliche Risiken bergen. Futteroptimierung ist entscheidend: Dank moderater Futtersuche (4/10) reduziert sich der Futterverbrauch bei freiem Auslauf um 10–15 %, wobei eine ausgewogene Mischung aus 50 % Basisfutter, 40 % Naturkost (Insekten, Grünzeug) und 10 % Mineralien die Legeleistung stabilisiert. Achtung: Die Rasse reagiert empfindlich auf hohen Getreideanteil – einseitige Fütterung führt bei dieser Zweinutzungsrasse häufiger zu Verdauungsstörungen als bei anderen Rassen. Deutsche Sperber zeigen keine Verfettungsneigung, benötigen aber bei extensiver Haltung (>1 ha pro Tier) zusätzliche Proteinquellen, da die Eiqualität leidet.

Gesundheit & Besonderheiten

Die geringe Brutneigung (unter 5 % der Hennen) ist eine markante Rassespezialität, die künstliche Brutmethoden für den Erhalt unabdingbar macht. Trotz allgemeiner Robustheit zeigt die Rasse bei monotonem Auslauf erhöhte Federpicken-Neigung – Abhilfe schaffen Wurzelstöcke, Steinhaufen oder wechselnde Scharrsubstrate. Aufgrund des hohen Körpergewichts der Hähne (bis 3,0 kg) müssen Sitzstangen mindestens 8 cm Durchmesser haben, um Sehnenreizungen zu vermeiden. Als stark gefährdete Rasse ist eine strikte Trennung zu Blausperbern notwendig, um ungewollte Kreuzungen und die Verwässerung der rassentypischen gesperberten Färbung zu verhindern.

🏠 Platzbedarf & Klimaresistenz

Stallplatzbedarf
Normal
Auslaufbedarf
Hoch
Kälteresistenz
Mittel
Wärmeresistenz
Sehr gering

🧠 Charakter & Verhalten

Nutzung Zweinutzungsrasse, Rassehühner
Farbschläge gesperbert
Charakter ruhig, lebhaft, neugierig, ausgeglichen, zickig
Sozialverhalten Außergewöhnlich friedlich
Aktivität Lebhaft
Lautstärke Leise
Flugfähigkeit Gering

Ursprung und Entwicklung des Deutschen Sperbers

🇩🇪 Deutschland
1903

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte Otto Trieloff in Duisburg ab 1900 das Deutsche Sperberhuhn als leistungsstarke Zweinutzungsrasse. Trieloff kreuzte gesperberte Plymouth Rocks, gesperberte Italiener, Graue Schotten, gesperberte Bergische Schlotterkämme und schwarze Minorkas. Seine ursprüngliche Bezeichnung „Rheinische Sperber“ ersetzte er 1903 durch „Gesperberte Minorka“, nachdem Minorka-Merkmale dominant hervortraten. Der 1907 gegründete Zuchtverein (heute „Erhaltungszuchtverein der Züchter des Deutschen Sperberhuhnes“) koordinierte die rasche Verbreitung. Mit Genehmigung des Bundes Deutscher Geflügelzüchter erfolgte 1917 die Umbenennung in Deutsche Sperber – abgeleitet vom gesperberten Federkleid des gleichnamigen Greifvogels.

Bedeutung & Moderne Entwicklung

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts diente die Rasse als robustes Landwirtschaftshuhn mit kombinierten Eier- und Fleischleistungen. Nach 1945 verdrängten spezialisierte Hybridrassen die Sperber, was zu dramatischen Bestandseinbrüchen führte. Die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen stufte sie 2012 als „Gefährdete Nutztierrasse des Jahres“ ein und kategorisierte sie als stark gefährdet (Kategorie II). 2009 dokumentierten Züchter nur noch 423 Hennen und 103 Hähne. Aktuelle Erhaltungsbemühungen zeigen Erfolge: 2016 stieg der Bestand auf 880 Hennen und 188 Hähne an, wobei der 1907 gegründete Zuchtverein weiterhin die koordinierte Zucht sicherstellt.

📈 Bekanntheit & Status

Bekanntheit
Selten
Beliebtheit
Beliebt
Ausstellungsgeeignet Ja

Häufig gestellte Fragen❓

+Warum brauchen Deutsche Sperber dickere Sitzstangen als andere mittelgroße Hühnerrassen?

Deutsche Sperber-Hähne erreichen ein Gewicht von bis zu 3,0 kg, was für mittelgroße Hühner beachtlich ist. Dieses hohe Körpergewicht erfordert Sitzstangen mit mindestens 8 cm Durchmesser, um Sehnenreizungen und Fußballenprobleme zu vermeiden. Bei dünneren Stangen verteilt sich das Gewicht nicht gleichmäßig, was bei dieser schweren Zweinutzungsrasse zu chronischen Schäden führen kann – ein Detail, das viele Halter beim Stallbau übersehen.

+Warum reicht bei Deutschen Sperbern ein Zaun von nur 1,20 m Höhe aus, obwohl sie als lebhaft gelten?

Trotz ihres lebhaften und neugierigen Charakters sind Deutsche Sperber extrem flugfaul und gelten als "Nichtflieger". Ihre moderate Futtersuchaktivität (4/10) und das hohe Körpergewicht machen sie zu bodenbewohnenden Hühnern, die praktisch nie über niedrige Zäune fliegen. Diese Eigenschaft ist besonders praktisch für Halter, die auf aufwendige Einzäunungen verzichten möchten – vorausgesetzt, der Auslauf bietet genügend Anreize wie Sandbäder und ausreichend Fläche.

+Warum ist die Namensänderung von "Gesperberte Minorka" zu "Deutsche Sperber" mehr als nur eine Umbenennung?

Otto Trieloff bezeichnete seine Züchtung 1903 zunächst als "Gesperberte Minorka", weil Minorka-Merkmale dominant hervortraten. Die Umbenennung 1917 in "Deutsche Sperber" war jedoch ein bewusster Schritt zur Etablierung einer eigenständigen deutschen Rasse. Der Name bezieht sich auf das gesperbertesFederkleid des gleichnamigen Greifvogels und unterstreicht die einzigartige Färbung: Hähne zeigen gleichmäßig breite dunkle und helle Querbänderungen, während Hennen deutlich dunkler erscheinen, da ihre dunklen Federfelder stärker ausgeprägt sind.

+Warum müssen Deutsche Sperber-Hähne unbedingt gemeinsam aufwachsen, wenn man mehrere halten möchte?

Deutsche Sperber zeigen trotz ihres ruhigen Grundtemperaments gelegentliche Zickigkeit und eine klare Hackordnung. Bei Mehrhahnengehalt ist die gemeinsame Aufzucht vom Kükenalter an entscheidend, da nachträglich zusammengeführte Hähne aggressive Auseinandersetzungen provozieren. Diese Besonderheit macht die Rasse für Anfänger ungeeignet und erfordert erfahrene Halter mit sicherem Führungsverhalten. Wer mehrere Hähne plant, muss dies bereits bei der Kükenauswahl berücksichtigen – spätere Integration scheitert meist.

+Warum ist die extrem geringe Brutneigung der Deutschen Sperber gleichzeitig Vor- und Nachteil?

Weniger als 5% der Deutschen Sperber-Hennen zeigen Brutverhalten, was die Legeleistung von etwa 180 Eiern pro Jahr stabilisiert und längere Legeperioden ohne Brutpausen ermöglicht. Für die Erhaltung dieser stark gefährdeten Rasse (2009 nur 423 Hennen dokumentiert) ist dies jedoch problematisch: Künstliche Brutmethoden sind zwingend notwendig, da natürliche Vermehrung praktisch ausgeschlossen ist. Diese Eigenschaft macht die Rasse für Selbstversorger attraktiv, erschwert aber Erhaltungszuchtprogramme erheblich.

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