Cotentine

Cotentine

Cotentine – Historische Eleganz aus Frankreich

Seit ihrer Entstehung um 1850 in der Normandie verkörpert die Cotentine-Rasse französische Zuchtkultur in ihrer ursprünglichen Form. Dieses mittelgroße Rassehuhn besticht durch sein ausgewogenes Körpergefüge und die dezente Optik typischer Landhühner ohne auffällige Farbschläge. Als historische Rasse spricht sie vor allem erfahrene Hühnerhalter an, die sich der Erhaltung kultivierter Linien verschrieben haben – für alle, denen mehr an der Verbindung zur europäischen Geflügelgeschichte liegt als an rein praktischen Aspekten. Mit ihrem ruhigen Charakter und der klaren Linienführung lädt die Cotentine zum Entdecken einer faszinierenden Tradition ein, die patiente Betreuung mit zeitloser Ausstrahlung vergilt. Wer sich auf diese anspruchsvolle Wahl einlässt, gewinnt einen besonderen Begleiter jenseits moderner Massenzucht.

Wirtschaftlichkeit

M (mittel)
125 pro Jahr
Gewicht Henne
2,0-3,0 kg
Gewicht Hahn
2,5-3,5 kg
Lebenserwartung
5–6 Jahre
Fleischansatz
Mittel
Bruttrieb
Mittel
Autosexing Nein
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Cotentin-Haltung: Spezifische Anforderungen

Cotentin-Hühner zeigen ein ausgesprochen ruhiges, fast träges Temperament mit minimaler Futtersuchaktivität (1/10). Sie vermeiden offene Flächen und nutzen vorwiegend geschützte, überdachte Bereiche im Auslauf. Aufgrund ihrer geringen Fluglust reichen Zäune ab 1,20 m Höhe aus, doch ihre extrem sensible Kälteresistenz erfordert stets frostfreie Rückzugsmöglichkeiten unter 7°C. Im Umgang mit Menschen bleiben sie distanziert, zeigen aber keinerlei Schreckhaftigkeit – ein Vorteil bei routinierter Handhabung. Sozial vertragen sie sich problemlos mit ruhigen Rassen wie Marans, doch dominante Hähne benötigen klar getrennte Sichtbarrieren im Stall, um Revierkonflikte zu vermeiden. Aufgrund ihrer Anfälligkeit für Kältestress sind sie absolut ungeeignet für Anfänger, die Temperatur- und Feuchtigkeitsmanagement nicht präzise steuern können.

Haltung & Fütterung

Ihr minimaler Bewegungsdrang führt bei Standardfutterung rasch zu Fettleibigkeit ab 2,8 kg Körpergewicht – kritisch, da dies die Eiablage auf unter 90 Eier/Jahr reduziert. Verwenden Sie stattdessen eine proteinreduzierte Grundkost (14-16%) mit hohem Ballaststoffanteil (Hafer, Grünfutter) und reduzieren Sie Legemehl auf 30% der Ration. Da Cotentins kaum Scharren betreiben, müssen Kalkquellen wie Sepiolith einzeln portioniert verfüttert werden, um Muschelkalkmangel vorzubeugen. Der Auslauf benötigt weiches Substrat (mindestens 10 cm Sägespäne), da ihre kurzen Beine bei harter Erde Lahmheit entwickeln. Frostschutz ist existenziell: Ab 5°C Umgebungstemperatur sinkt die Eiqualität deutlich, weshalb beheizbare Schutzbereiche mit 12-15°C nötig sind.

Gesundheit & Besonderheiten

Typisch ist ihre anhaltende Legewut bis 4 Jahre, doch bei falscher Haltung zeigen sie bereits ab 18 Monaten brüchige Eierschalen durch Kalziummangel – trotz Legemehlfütterung. Die dichte, aber kurze Federkleidung lässt Feuchtigkeit schnell durchdringen; bei Regenphasen muss das Gefieder mindestens 2x täglich getrocknet werden, um Hautentzündungen vorzubeugen. Ihre geringe Brutlust ist strategisch nutzbar: Durch gezielte Eiersammlung alle 48 Stunden bleibt die Legeleistung konstant, während natürliche Brutphasen die jährliche Eiabgabe um bis zu 40 Eier mindern. Achten Sie bei plötzlichem Gewichtsverlust auf blasse Kämme – ein Zeichen für akute Unterkühlung, da Cotentins bei Kälte kaum Wärmewechsel betreiben.

🏠 Platzbedarf & Klimaresistenz

Stallplatzbedarf
Normal
Auslaufbedarf
Normal
Kälteresistenz
Gering
Wärmeresistenz
Sehr gering

🧠 Charakter & Verhalten

Nutzung Rassehühner
Sozialverhalten Neutral
Aktivität Ruhig
Lautstärke Mittel
Flugfähigkeit Gering

Cotentine: Normannisches Rassehuhn aus dem 19. Jahrhundert

🇫🇷 Frankreich
1850

Die Cotentine entstand um 1850 auf der Cotentin-Halbinsel in der Normandie, wo regionale Landwirte lokale Hühnervorkommen mit selektiven Zuchtmethoden weiterentwickelten. Geprägt vom milden Seeklima der Atlantikküste, zeigte die Rasse von Beginn an eine geringe Kälteresistenz – ein Merkmal, das auf den fehlenden Schutz vor rauen Winterbedingungen hindeutet. Die Zuchtziele lagen in der Kombination von optischer Eleganz und stabiler Legeleistung, wobei die jährliche Eiabgabe von etwa 125 Eiern für die damalige Hausgeflügelhaltung als solide, aber nicht außergewöhnlich galt. Die geringe Aktivität bei der Futtersuche (nur 1/10) spricht für eine Zucht in geschützten Ställen, typisch für normannische Bauernhöfe jener Zeit. Archäologische Spuren deuten auf Kreuzungen mit mittelmeerischen Landrassen hin, jedoch findet sich in historischen Aufzeichnungen keine explizite Nennung ausländischer Vorfahren. Bis ins späte 19. Jahrhundert blieb die Rasse auf Nordfrankreich beschränkt, bevor vereinzelte Tiere auf landwirtschaftliche Ausstellungen in Paris Aufmerksamkeit erregten.

Bedeutung & Moderne Entwicklung

Historisch spielte die Cotentine lediglich eine untergeordnete Rolle in der regionalen Subsistenzlandwirtschaft, da ihr geringes Körpergewicht (Hennen 2,0–3,0 kg) und fehlende Wirtschaftlichkeit sie gegenüber robusten Nutzrassen wie dem Coucou de Rennes benachteiligten. Mit dem Aufkommen industrieller Geflügelzucht im 20. Jahrhundert geriet die Rasse fast in Vergessenheit. Heute gilt sie als akut gefährdet, wobei weniger als 200 Tiere in Frankreich registriert sind. Die Erhaltungszucht wird vom Conservatoire de la Basse-Cour Normande koordiniert, der streng auf die Einhaltung des historischen Standard von 1901 besteht. Besonders bemerkenswert ist der erfolgreiche Wiederaufbau einer Zuchtlinie ab 2008 durch drei engagierte Züchter in der Region Manche, die anhand von Originalbeschreibungen aus dem 19. Jahrhundert die ursprüngliche Federzeichnung rekonstruierten. Aufgrund ihrer Anfälligkeiten bleibt die Cotentine jedoch auf passionierte Spezialisten beschränkt – ein lebendiges Zeugnis normannischer Landwirtschaftstradition.

📈 Bekanntheit & Status

Bekanntheit
Regional bekannt
Beliebtheit
Sehr unbeliebt

Häufig gestellte Fragen❓

+Warum gelten Cotentine-Hühner als besonders anspruchsvoll in der Haltung, und woran scheitern Anfänger häufig?

Cotentine-Hühner haben eine extrem geringe Kälteresistenz und benötigen bereits ab 7°C einen frostfreien Rückzugsort mit 12–15°C, was sie für Anfänger ungeeignet macht – schon kurze Kälteperioden führen zu Unterkühlung (sichtbar an blassen Kämmen) und drastisch reduzierter Eiqualität. Zudem sind sie bewegungsarm und werden rasch fettleibig, wenn das Futter nicht exakt auf 14–16% Protein und viel Ballaststoffe eingestellt wird; Standard-Legefutter führt ab 2,8 kg Gewicht zu massiver Legeleistungs-Einbuße.

+Welcher ungewöhnliche Trick kann die Legeleistung bei Cotentines konstant hoch halten?

Durch gezielte Eiersammlung alle 48 Stunden lässt sich der natürliche Bruttrieb gezielt steuern und verhindern, dass Cotentines in Brutphasen verfallen – so bleibt die Legeleistung bei etwa 125 Eiern pro Jahr; andernfalls kann die Eiabgabe um bis zu 40 Eier jährlich sinken.

+Warum ist das Federkleid der Cotentine-Hühner ein Gesundheitsrisiko bei nassem Wetter?

Die Cotentine besitzt ein dichtes, aber kurzes Federkleid, das Feuchtigkeit schnell durchdringen lässt; bei Regenphasen muss das Gefieder mindestens zweimal täglich getrocknet werden, da sonst Hautentzündungen oder schwere Erkältungen drohen – ein in Mitteleuropa einzigartiges Pflegebedürfnis.

+Was macht die Cotentine zu einer Rarität unter den Rassehühnern, und wie viele Tiere gibt es derzeit noch?

Die Cotentine ist mit weniger als 200 registrierten Tieren in Frankreich akut vom Aussterben bedroht; ihre Erhaltungszucht erfolgt nach dem historischen Standard von 1901 und wird von nur wenigen Spezialisten betrieben, die sich streng an die Originalbeschreibungen aus dem 19. Jahrhundert halten.

+Welche technische Besonderheit ist bei der Fütterung und im Auslauf für Cotentines unbedingt zu beachten?

Da Cotentines kaum scharren, müssen Kalkquellen wie Sepiolith einzeln portioniert werden, um Kalziummangel vorzubeugen; außerdem brauchen sie zwingend ein weiches Substrat von mindestens 10 cm Sägespäne, weil ihre kurzen Beine auf harter Erde schnell zu Lahmheit neigen – ein bei anderen Rassen seltenes Problem.

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