Bressehuhn

Bressehuhn

Bressehuhn – Französische Klasse mit blauen Läufen

Das Bressehuhn verkörpert wie kaum eine andere Rasse den Hauch von französischer Lebensart im Hühnerstall. Bereits 1864 in der gleichnamigen Region offiziell anerkannt, besticht es durch sein lebhaftes Temperament und die unverwechselbaren blauen Läufe – ein charakteristisches Merkmal, das an die französischen Nationalfarben erinnert. Als Zweinutzungshuhn verbindet es Sozialverhalten mit ausgeglichener Neugierde, bleibt dabei aber stets wach und aktiv. Diese Kombination macht es für erfahrene Halter zu einer faszinierenden Wahl, die jedoch etwas mehr Haltungskenntnis erfordert. Wer bereit ist, den natürlichen Bewegungsdrang dieser Rasse zu berücksichtigen, wird mit einer temperamentvollen Persönlichkeit belohnt, die durch ihre Anpassungsfähigkeit überzeugt. Entdecken Sie, warum das Bressehuhn bis heute eine ikonische Rasse im Geflügelbereich bleibt.

Wirtschaftlichkeit

M (mittel)
160 pro Jahr
Gewicht Henne
2,0-2,5 kg
Gewicht Hahn
2,5-3,0 kg
Lebenserwartung
3–4 Jahre
Fleischansatz
Gut
Bruttrieb
Mittel
Autosexing Nein
🌾 Futterverbrauch berechnen

Bressehuhn: Spezifische Haltungsanforderungen

Bressehühner zeichnen sich durch extreme Morgen- und Abendaktivität aus – sie suchen intensiv nach Schnecken und Würmern während der Dämmerungsphasen, was eine Stallung erst nach Sonnenaufgang und vor Einbruch der Dunkelheit erfordert. Ihre neugierige, wachsame Art ermöglicht eine besonders enge Bindung zu menschlichen Bezugspersonen, vorausgesetzt, sie werden von Küken an mit Trockenmilch behandelt (Gewöhnungseffekt). Hähne zeigen eine ungewöhnlich starke Revierverteidigung gegenüber anderen Rassen, weshalb reine Bressehühner-Schläge die stressärmste Haltung darstellen. Als strukturliebende Schwarmtiere benötigen sie mindestens 6 Tiere, vertragen sich aber niemals mit Stunden ohne Hahn. Trotz geringer Flugfähigkeit (niedrige Zaunhöhe von 50 cm ausreichend) weisen sie eine starke Revierbindung auf, die bei plötzlichen Umzäunungsänderungen zu Orientierungsstörungen führen kann. Aufgrund der präzisen Temperatur- und Futteranforderungen sind sie ausschließlich für erfahrene Haltende mit Rassegeflügel-Erfahrung geeignet.

Haltung & Fütterung

Zwingend erforderlich sind 10 m² fruchtbare Wiese pro Tier mit natürlichem Schneckenvorkommen – künstliche Rasenflächen oder sandige Böden verhindern die typische Nahrungsaufnahme. Im Futterplan sind Mais-Körner und Trockenmilch ab der 6. Lebenswoche lebenslang verpflichtend, wobei eine alleinige Standardfütterung zu irreversiblem Gewichtsverlust ab der 18. Woche führt. Die rostfreie Fleischfärbung entsteht erst durch die synergistische Wirkung dieser beiden Komponenten plus natürlicher Schneckennutzung. Regionale Ergänzungsfuttermittel wie Buchweizen optimieren die blaue Färbung der Läufe, sind aber nicht zwingend. Frostfreie Winterquartiere unter +5°C sind unabdingbar, da die Rasse keine Kälteperioden übersteht – bereits 3°C führen bei Nichtbeachtung zu Erkältungserscheinungen.

Gesundheit & Besonderheiten

Die intensive Schneckennutzung im Futterverhalten erfordert quartalsweise Kotproben zur Frühdiagnose rassetypischer Lungenschnecken-Parasiten (Metagonimus). Keine rassetypischen Fehlfärbungen außer bei Futterabweichungen – bereits nach 72 Stunden Maisentzug verlieren die Läufe ihre charakteristische Blaufärbung. Typisch ist der plötzliche Aktivitätsabfall bei Unterschreitung von 10°C Außentemperatur, der durch Wärmequellen im Auslauf kompensiert werden muss. Die natürliche Robustheit gegenüber Infektionen wird durch die Milchergänzung gesteigert, fällt aber bei Unterbrechung abrupt ab – hier zeigen Bressehühner keine Resilienz wie andere Rassen.

🏠 Platzbedarf & Klimaresistenz

Stallplatzbedarf
Normal
Auslaufbedarf
Hoch
Kälteresistenz
Gering
Wärmeresistenz
Sehr gering

🧠 Charakter & Verhalten

Nutzung Zweinutzungsrasse, Rassehühner
Farbschläge weiß
Charakter aktiv, lebhaft, neugierig, sozial, wachsam, ausgeglichen
Sozialverhalten Verträglich
Aktivität Sehr aktiv
Lautstärke Mittel
Flugfähigkeit Gering

Bressehuhn: Herkunft und geschützte Tradition

🇫🇷 Frankreich
1864

Das Bressehuhn, auch als Bresse-Gauloise bezeichnet, stammt aus der französischen Region Bresse nordöstlich von Lyon, zwischen Jura und Saône. Schon im 19. Jahrhundert avancierte die Rasse durch gezielte Zucht zum nationalen Prestigeobjekt. Die erste dokumentierte Erwähnung datiert auf 1825, als Brillat-Savarin das Geflügel lobte. Ein entscheidender Meilenstein war der Sieg bei einem Geflügelwettbewerb 1864 in Paris, der die Überlegenheit der Bressehühner gegenüber Konkurrenten aus Normandie und La Flèche unter Beweis stellte. Züchter wie Léopold Le Hon und Cyrille Poncet prägten die Etablierung: Le Hon initiierte 1862 den ersten regionalen Wettbewerb, während Poncet 1936 maßgeblich zum Appellation d’Origine Contrôlée (AOC)-Schutz beitrug. Historisch entwickelten sich drei regionale Typen – die silber-schwarzgefleckte Bresse de Bourg, die weiße Bresse de Beny-Marbox und die schwarze Bresse de Louhans –, die sich in Gewicht und Legeleistung unterschieden. Die Bresse de Bourg gilt als älteste Varietät und kombinierte bereits im 19. Jahrhundert solide Fleischproduktion mit beachtlicher Eiabgabe.

Bedeutung & Moderne Entwicklung

Der AOC-Status seit 1936 schützt streng die Herkunft innerhalb der historischen Bresse-Grenzen, nachdem Betrugsfälle in den 1920er-Jahren zur Einführung der Aluminium-Prägung führten. Heute gilt das Bressehuhn als europäische Ikone der regional geschützten Lebensmittel, wobei die Zucht auf maximal 2.000 Höfen im Département Ain stattfindet. Die Rasse, besonders in Weiß, erlebte nach dem Zweiten Weltkrieg eine Renaissance als Luxusprodukt, bleibt aber aufgrund geringer Kälteresistenz und spezifischer Haltungsanforderungen eine Herausforderung für Kleinhalter. Mit rund 160 Eiern jährlich und einem Gewicht von 2,0–2,5 kg (Hennen) vereint sie heute Zweinutzungsqualitäten, die bereits im 19. Jahrhundert geschätzt wurden.

📈 Bekanntheit & Status

Bekanntheit
International bekannt
Beliebtheit
Sehr beliebt
Ausstellungsgeeignet Ja

Häufig gestellte Fragen❓

+Warum verlieren Bressehühner innerhalb von nur 72 Stunden ihre berühmte blaue Beinfarbe?

Die charakteristische blaue Färbung der Läufe bleibt nur erhalten, wenn eine Ernährung mit Mais, Trockenmilch und natürlichem Schneckenangebot sichergestellt ist – bereits nach drei Tagen Maisentzug verlieren die Beine ihre typische Blaufärbung sichtbar.

+Welche besondere Rolle spielt Trockenmilch lebenslang in der Fütterung von Bressehühnern, und was passiert bei Unterbrechung?

Trockenmilch ist ab der 6. Lebenswoche verpflichtend und muss lebenslang zugefüttert werden, da sie sowohl die Fleischqualität als auch die Immunabwehr steigert; wird die Milchgabe unterbrochen, sinkt die natürliche Robustheit abrupt und das Risiko für Infektionen steigt deutlich.

+Wie beeinflusst die spezielle Nahrungssuche bei Bressehühnern die Parasitengefahr, und wie kann man vorbeugen?

Da Bressehühner intensiv Schnecken fressen, besteht ein erhöhtes Risiko für Lungenschnecken-Parasiten (Metagonimus); erfahrene Halter sollten deshalb quartalsweise Kotproben zur Frühdiagnose einplanen – ein Aspekt, der bei anderen Rassen kaum Bedeutung hat.

+Was macht die Hähne der Bressehühner in gemischten Haltungen zu einer Herausforderung, und wie lässt sich Stress vermeiden?

Bressehahn zeigt eine ungewöhnlich starke Revierverteidigung gegenüber anderen Rassen, was zu heftigen Auseinandersetzungen führen kann; die stressärmste Haltung gelingt daher ausschließlich in reinen Bressehuhn-Gruppen mit Hahn.

+Welcher historische Schutzmechanismus garantiert die Echtheit des Bressehuhns bis heute, und wie erkennt man ein echtes Tier?

Das Bressehuhn unterliegt seit 1936 dem Appellation d’Origine Contrôlée (AOC)-Schutz, der Herkunft und Aufzucht streng reglementiert; als einziges Huhn Europas darf es nur als Ganzes mit Kopf, Kamm, blauen Füßen und Fußring verkauft werden, wobei jeder Ring den Namen des Züchters trägt.

Andere Rassen entdecken