Brakel

Brakel

Brakel – Sprenkelzauber mit wallonischem Temperament

Mit ihrem charakteristischen Sprenkelmuster und ungebremstem Tatendrang begeistern Brakel-Hühner Halter, die naturnahes Verhalten schätzen. Diese seltene belgische Rasse, verwurzelt in der wallonischen Landwirtschaft, vereint zwei markante Eigenschaften: ein auffällig geflecktes Gefieder und einen lebhaften, fast schon abenteuerlustigen Charakter. Brakel sind wahre Bewegungstypen – sie erkunden ihr Revier mit großer Ausdauer, zeigen bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit gegen wechselhafte Witterung und bleiben auch im Alter vital. Doch ihre Energie birgt eine Herausforderung: Als unruhige, flugfreudige Vögel benötigen sie einen gut gesicherten Auslauf und eignen sich nicht für unerfahrene Hühnerhalter. Wer jedoch Platz und Erfahrung mitbringt, gewinnt einen faszinierenden Begleiter, der durch Robustheit und natürliche Neugier den Stall zum pulsierenden Lebensraum macht. Eine Rasse, die traditionelles Flair mit moderner Selbstversorger-Qualität verbindet.

Wirtschaftlichkeit

M (mittel)
180 pro Jahr
Gewicht Henne
1,75-2,25 kg
Gewicht Hahn
2,00-2,75 kg
Lebenserwartung
7–8 Jahre
Fleischansatz
Mittel
Bruttrieb
Sehr schwach
Autosexing Nein
🌾 Futterverbrauch berechnen

Brakel-Haltung: Spezifische Anforderungen

Brakel-Hühner sind extrem aktiv und zeigen ein temperamentvolles, neugieriges Verhalten mit starker Flugaffinität. Trotz langjähriger Bindung zu Halter*innen bleiben sie durchgehend scheu und vermeiden Körperkontakt – sie flüchten bereits bei langsamen Annäherungsversuchen und sind niemals zahm. Diese Rasse ist nicht für Familien mit Kindern unter 12 Jahren geeignet, da plötzliche Bewegungen Panikreaktionen auslösen. Ihr hohes Aktivitätslevel erfordert strukturierte Auslaufbereiche mit Sichtbarrieren; monotone Freiflächen führen zu Daueraktivität ohne Erholung. Als ausgeprägte Flieger überwinden sie problemlos 1,8 Meter hohe Zäune, was bei jeder Haltung berücksichtigt werden muss. Aufgrund dieser spezifischen Ansprüche sind Brakel nicht für Anfänger geeignet – Erfahrung mit flugfreudigen Rassen ist zwingend.

Haltung & Fütterung

Der Auslauf benötigt mindestens 2,2 Meter Zaunhöhe oder eine vollständig gespannte Netzabdeckung, da Brakel gezielt Mauerkanten als Sprungbrett nutzen. Entscheidend ist die extreme Scharrintensität: Sie bearbeiten Bodenstrukturen bis zu 30 cm tief und sind in Belgien als Kompostaktivatoren geschätzt – hierbei fressen sie Ungeziefer und organische Reste, während sie den Kompost durchmischen. Gemüsebeete müssen deshalb mit 40 cm tiefen Untergrundzäunen gesichert werden. Aufgrund ihrer sehr aktiven Futtersuche reduziert sich die notwendige Grundfütterung in der Vegetationsperiode um bis zu 60 %. Calciumzufuhr erfolgt natürlicherweise durch Schalenfressen von Kompostmaterial; künstliche Ergänzung ist nur bei Eiablagebeginn nötig. Das Fleischbildungsverhalten ist rassetypisch reduziert – trotz guter Futteraufnahme bleiben sie schlank.

Gesundheit & Besonderheiten

Brakel zeigen außergewöhnliche Witterungsresistenz und verweilen auch bei Dauerregen im Freien. Typische Schwachstellen liegen in der starken Stressreaktion auf Wechsel – bereits ein temporärer Stallwechsel unterbricht die Legephase um bis zu 14 Tage. Keine rassetypischen Krankheiten bekannt, doch die breite Brustformation erfordert bei Hähnen ausreichend Laufwege, um Verletzungen durch übereifrigen Balzverhalten zu vermeiden. Pflegekritisch sind die weißen und blauen Farbschläge, die bei feuchtem Auslauf schnell Schmutzränder entwickeln. Hier bewähren sich wöchentliche Sandbäder mit Kiesbeimischung zur natürlichen Gefiederreinigung. Die späte Eiablage (ab 4,5 Monaten) schont den Organismus – typische Alterserscheinungen bei Legehennen treten erst ab dem 4. Lebensjahr auf.

🏠 Platzbedarf & Klimaresistenz

Stallplatzbedarf
Normal
Auslaufbedarf
Sehr hoch
Kälteresistenz
Gut
Wärmeresistenz
Sehr gering

🧠 Charakter & Verhalten

Nutzung Legerassen, Rassehühner
Farbschläge silber, gold, chamois, blau, schwarz, weiß, weißgeblümt
Charakter aktiv, lebhaft, neugierig, scheu, temperamentvoll
Sozialverhalten Verträglich
Aktivität Sehr aktiv
Lautstärke Mittel
Flugfähigkeit Sehr gut

Brakel Huhn: Ursprung und Geschichte einer bedrohten Rasse

🇧🇪 Belgien
1416

Das Brakel Huhn, eine der ältesten europäischen Landhuhnrassen, stammt aus der flämischen Region um Nederbrakel in der belgischen Provinz Ostflandern. Eine Notarsurkunde aus dem Jahr 1416 belegt Handel mit Campiner-Hühnern, die als Vorläufer gelten. Im 19. Jahrhundert entstand die heute bekannte Rasse durch gezielte Kreuzung mit schwereren Grammont-Hühnern, um robuste Tiere mit hoher Anpassungsfähigkeit an das raue nordwesteuropäische Klima zu erhalten. Die systematische Zucht begann 1898 mit der Gründung einer Züchtergemeinschaft in Nederbrakel, während bereits 1895 der deutsche Züchter Arthur Wulf erste Bruteier importierte. In Deutschland verschmolzen 1914 der Bremer „Club deutscher Brakelzüchter“ und der Verein aus Nordrhein-Westfalen zum heutigen „Verein deutscher Brakelzüchter“, der einen eigenständigen Rassestandard entwickelte. Für damalige Verhältnisse bot das Brakel mit rund 170 Eiern jährlich eine beachtliche Legeleistung bei gleichzeitig hoher Wetterfestigkeit – ein entscheidender Vorteil für die bäuerliche Kleinhaltung.

Bedeutung & Moderne Entwicklung

Historisch zählte das Brakel in Belgien zu den bedeutendsten Legehennenrassen, verlor jedoch ab Mitte des 20. Jahrhunderts stark an Bedeutung. In den 1970er Jahren war die Rasse in ihrer Heimat nahezu ausgestorben, da industrielle Landwirtschaft leistungsstärkere Hybridrassen bevorzugte. Heute listet die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen das Brakel in der Roten Liste als stark gefährdet (Kategorie II). Trotz der modernen Legeleistung von bis zu 180 Eiern pro Jahr und einer Vielfalt an Farbschlägen – darunter seltene Muster wie weißgeblümt oder chamois – bleiben die Bestände brüchig. Aktuelle Erhaltungsprojekte setzen auf die Zusammenarbeit internationaler Zuchtvereine und kleinbäuerlicher Halter, die die historische Genetik der Rasse bewahren. Besonders die deutsche Zuchtlinie mit ihren strengen Standards gilt als wichtiger Schutzanker gegen die endgültige Auslöschung dieser jahrhundertealten Kulturrasse.

📈 Bekanntheit & Status

Bekanntheit
Selten
Beliebtheit
Beliebt
Ausstellungsgeeignet Ja

Häufig gestellte Fragen❓

+Warum gelten Brakel-Hühner als „Kompostaktivatoren“ und wie nutzen erfahrene Halter dieses Verhalten?

Brakel-Hühner scharren extrem intensiv und durchmischen den Boden bis zu 30 cm tief, wodurch sie Ungeziefer sowie organische Reste fressen und gleichzeitig den Kompost auflockern – in Belgien werden sie gezielt zur Kompostpflege eingesetzt; Halter können diese Eigenschaft nutzen, indem sie Kompostbereiche gezielt als Auslauf anbieten und Gemüsebeete mit 40 cm tiefen Untergrundzäunen schützen.

+Was ist die größte Herausforderung bei der Auslaufgestaltung für Brakel-Hühner – und wie lässt sich diese praktisch lösen?

Die ausgeprägte Flugfähigkeit: Brakel überwinden Zäune bis zu 1,8 Meter Höhe problemlos und nutzen Mauerkanten als Sprungbrett; ein sicherer Auslauf erfordert mindestens 2,2 Meter hohe Zäune oder eine komplette Netzabdeckung, um Ausbrüche zu verhindern und die Tiere sicher zu halten.

+Warum legt die Brakel-Henne erst ab 4,5 Monaten Eier und welche Vorteile hat dieser späte Start für die Gesundheit?

Im Vergleich zu vielen Rassen beginnt die Brakel-Henne spät mit der Eiablage (ab 4,5 Monaten), was den Organismus schont und dazu führt, dass typische Alterserscheinungen erst ab dem 4. Lebensjahr auftreten – ein Vorteil für die Vitalität und Lebensdauer der Tiere.

+Stimmt es, dass Brakel-Hühner niemals zahm werden, und wie wirkt sich das auf die Haltung mit Kindern aus?

Ja, Brakel bleiben durchgehend scheu und meiden Körperkontakt selbst bei langjähriger Bindung – sie sind nie zahm; deshalb sind sie für Familien mit Kindern unter 12 Jahren ungeeignet, da plötzliche Bewegungen Panikreaktionen und Flucht auslösen können.

+Welche seltenen Farbschläge gibt es bei Brakel-Hühnern und worauf muss man bei der Pflege besonders achten?

Neben den häufigen Silber- und Goldvarianten gibt es seltene Farbschläge wie weißgeblümt, chamois, blau und schwarz; insbesondere weiße und blaue Tiere entwickeln bei feuchtem Wetter schnell Schmutzränder, weshalb wöchentliche Sandbäder mit Kiesbeimischung zur Gefiederreinigung empfohlen werden.

Andere Rassen entdecken