Der Stall ist frisch gemistet, der saubere Duft von Holz liegt in der Luft – und jetzt stellt sich die entscheidende Frage: Was kommt als Nächstes auf den Boden? Die Wahl der richtigen Hühnerstall Einstreu ist weit mehr als eine Frage des Komforts. Sie entscheidet über das Stallklima, die Gesundheit Ihrer Hühner und nicht zuletzt über Ihren eigenen Arbeitsaufwand. Während Stroh der bekannte Klassiker ist, werfen wir einen genauen Blick auf die Vor- und Nachteile von Stroh, Hanf, Leinen und Sand, damit Sie eine fundierte Entscheidung für ein gesundes Stallleben treffen können.
Die vier Einstreu-Arten im Überblick: Eine kurze Vorstellung
Jedes Material hat seinen eigenen Charakter und passt zu unterschiedlichen Haltungsbedingungen. Die Wahl beginnt damit, die Kandidaten zu kennen:
- Stroh: Der Klassiker und oft die günstigste Option. Es bietet Volumen und den Hühnern eine gute Beschäftigung beim Scharren. Traditionell ist es die am weitesten verbreitete Einstreu, doch bei genauerem Hinsehen zeigen sich schnell seine Schwächen.
- Hanfstreu: Eine moderne Alternative, die in den letzten Jahren immer beliebter wird. Die gehäckselten Stängel der Hanfpflanze sind extrem saugfähig und dabei sehr staubarm. Hanfstreu bringt von Natur aus Eigenschaften mit, die das Stallklima positiv beeinflussen.
- Leinenstroh: Ähnlich wie Hanf wird auch Leinenstroh (Flachsschäben) aus den Resten der Leinenproduktion gewonnen. Es ist besonders weich, ebenfalls extrem saugfähig und gilt als die vielleicht staubärmste organische Einstreu auf dem Markt.
- Sand: Ein völlig anderes System. Anstatt Feuchtigkeit aufzusaugen und zu kompostieren, sorgt Sand dafür, dass der Kot schnell austrocknet. Dies funktioniert aber nur bei täglicher Reinigung mit einer Siebschaufel, ähnlich wie bei einem Katzenklo.
Der direkte Vergleich: Saugkraft, Kosten und Arbeitsaufwand im Check
Die wahre Qualität einer Einstreu zeigt sich im Stallalltag. Hier sind die entscheidenden Unterschiede:
Saugfähigkeit und Geruchsbindung: Dies ist der wichtigste Punkt für ein gesundes Stallklima. Während Hanf- und Leinenstreu Feuchtigkeit wie ein Schwamm aufsaugen und Ammoniak effektiv binden, wirkt Stroh eher wie eine Drainageschicht. Es leitet Nässe nach unten, wo sie auf dem Stallboden für Fäulnis und Geruch sorgt. Sand saugt nicht, sondern trocknet. Das funktioniert gut, solange der Kot täglich entfernt wird. Bleibt er liegen, wird Sand schnell zu einer unhygienischen, feuchten Masse.
Staubbelastung: Wer schon einmal einen Ballen Stroh aufgeschüttelt hat, kennt die Staubwolke. Dieser Feinstaub belastet die empfindlichen Atemwege der Hühner und auch Ihre eigenen. Hanf- und Leinenstreu sind hier klar im Vorteil, da sie mehrfach gereinigt und entstaubt werden. Sie sorgen für eine spürbar bessere Luftqualität im Stall und sind die beste Wahl für Halter und Tiere mit empfindlichen Lungen.
Arbeitsaufwand und Kosten: Stroh ist in der Anschaffung unschlagbar günstig. Da es aber kaum saugt, muss es häufiger komplett gewechselt werden, was den Arbeitsaufwand erhöht. Hanf und Leinen sind teurer im Einkauf, ihre hohe Saugkraft erlaubt aber eine deutlich längere Nutzungsdauer. Sie eignen sich hervorragend für die Deep Litter Methode, bei der nur gelegentlich nachgestreut wird und ein kompletter Austausch nur ein- bis zweimal im Jahr nötig ist. Aufs Jahr gerechnet relativieren sich die Kosten durch die enorme Ergiebigkeit und Zeitersparnis. Sand erfordert Disziplin: Die tägliche Reinigung dauert nur wenige Minuten, muss aber konsequent erfolgen.
Kompostierbarkeit: Für uns Gärtner ein entscheidender Punkt. Stroh, Hanf und Leinen verrotten zusammen mit dem Hühnermist zu wertvollem, nährstoffreichem Kompost – dem schwarzen Gold für jedes Gemüsebeet. Sand ist nicht kompostierbar und muss als Abfall entsorgt werden, was je nach Menge aufwendig und kostspielig sein kann.
Fazit: Welche Einstreu ist die richtige für Ihren Stall?
Die perfekte Einstreu für alle gibt es nicht. Ihre Wahl ist ein persönlicher Kompromiss: Stroh ist die preisbewusste, aber pflegeintensive Wahl für trockene Ställe. Sand ist ein hygienisches, aber arbeitsintensives System ohne Mehrwert für den Garten. Für die meisten Halter, die Wert auf ein gesundes Stallklima, wenig Arbeit und wertvollen Kompost legen, sind Hanf- oder Leinenstreu die überlegene, wenn auch anfangs teurere Lösung. Wägen Sie ab, was Ihnen am wichtigsten ist – trockene Füße und gesunde Atemwege werden es Ihnen Ihre Hühner danken.