Bourbonnaise

Bourbonnaise

Bourbonnaise Huhn – Französische Eleganz mit Substanz

Mit ihrem markanten weißen Gefieder, fein gesprenkelt mit schwarzen Akzenten am Kopf, Nacken und Schwanz, vereint die Bourbonnaise Hühnerrasse grazile Eleganz und praktische Nutzwertigkeit. Diese robuste französische Landrasse besticht durch gleichmäßige Legeleistungen von rund 200 Eiern pro Jahr und besonders zartes, marmoriertes Fleisch. Offiziell anerkannt seit 1920, entwickelte sie sich ursprünglich in der historischen Region Bourbonnais durch geschickte Kreuzungen. Ihre lebhafte Grundverfassung und mittlere Anpassungsfähigkeit machen sie zu einer anspruchsvollen, aber lohnenden Wahl – ideal für erfahrene Geflügelhalter, die Wert auf eine traditionsreiche Zweinutzungsrasse legen. Einsteigern empfiehlt sich aufgrund ihrer spezifischen Bedürfnisse jedoch eine andere Rasse.

Wirtschaftlichkeit

L (groß)
200 pro Jahr
Gewicht Henne
1,5-2,0 kg
Gewicht Hahn
2,0-2,5 kg
Lebenserwartung
5–6 Jahre
Fleischansatz
Mittel
Bruttrieb
Mittel
Autosexing Nein
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Bourbonnaise Haltung: Spezifische Anforderungen

Die Bourbonnaise zeigt ein stilles, unscheinbares Temperament mit extrem geringer Aktivität – sie verbringen kaum Zeit mit Futtersuche (Wert 1/10) und bleiben meist nahe am Stall. Im Umgang mit Menschen sind sie zurückhaltend und benötigen geduldiges, ruhiges Training, um Vertrauen aufzubauen; Sprunghaftes Verhalten oder laute Geräusche führen schnell zu Stress. Ihr Sozialverhalten ist unauffällig, sie neigen nicht zu Hackordnungskämpfen, verlieren aber leicht gegen robustere Rassen und sollten daher nur mit gleichgroßen, friedlichen Hühnern wie Seidenhühnern vergesellschaftet werden. Aufgrund ihrer minimalen Flugneigung (selbst bei geringer Zaunhöhe von 60 cm ausreichend gesichert) und geringen Ausbruchsgefahr sind sie für kleine Gärten geeignet. Aufgrund ihrer hohen Sensibilität gegenüber Umweltveränderungen und spezifischen Futteransprüche sind sie nicht für Anfänger, sondern nur für erfahrene Halter mit Kenntnis leistungsreduzierter Rassen.

Haltung & Fütterung

Aufgrund des extrem reduzierten natürlichen Futteraufnahmeverhaltens benötigen Bourbonnaise eine präzise dosierte, proteinreiche Ernährung mit 16–18 % Eiweißanteil – im Gegensatz zu aktiven Rassen nehmen sie keine natürlichen Nahrungsergänzungen auf. Sie neigen bei unkontrollierter Fütterung stark zur Fettleibigkeit, da ihr geringes Körpergewicht (Henne 1,5–2,0 kg) kaum Fehlern im Futtermanagement toleriert. Stallseitig sind niedrige Sitzstangen (max. 30 cm Höhe) erforderlich, da ihre kurzen Beine höhere Positionen nicht problemlos erreichen. Trotz mittlerer Kälteverträglichkeit sollten sie bei Temperaturen unter -5 °C mit zusätzlicher Strohunterlage versorgt werden, da ihre dünne Federkleidung bei Feuchtigkeit schnell durchweicht. Der Auslauf muss nicht großzügig dimensioniert sein (4 m² pro Henne genügen), sollte aber festes Untergrundmaterial (Holzspäne, Sägespäne) aufweisen, da sie bei Schlamm leicht mit den Füßen verkleben.

Gesundheit & Besonderheiten

Bourbonnaise leiden häufig an Stoffwechselstörungen durch falsche Fütterung, besonders bei Überfütterung mit Getreide. Ihre empfindliche Verdauung erfordert eine feste Fütterungszeit (max. zweimal täglich), da unregelmäßige Portionen zu Verdauungsstörungen führen. Charakteristisch ist ihre Anfälligkeit für Atemwegsprobleme bei Zugluft, trotz mittlerer Kälteverträglichkeit – der Stall muss absolut windgeschützt sein, auch bei Temperaturen über 0 °C. Die kleine Eiergröße (ca. 50 g) geht mit seltenen Legestopps bei Stress einher, weshalb regelmäßige Gewichtskontrollen (monatlich) unverzichtbar sind. Zudem verlieren sie im Winter bis zu 30 % ihrer Legeleistung (von 200 auf ca. 140 Eier/Jahr), ein natürlicher Rhythmus, der nicht durch künstliche Beleuchtung gesteigert werden sollte, um Erschöpfung zu vermeiden.

🏠 Platzbedarf & Klimaresistenz

Stallplatzbedarf
Normal
Auslaufbedarf
Hoch
Kälteresistenz
Mittel
Wärmeresistenz
Sehr gering

🧠 Charakter & Verhalten

Nutzung Rassehühner
Farbschläge weiß, schwarz
Sozialverhalten Neutral
Aktivität Ruhig
Lautstärke Mittel
Flugfähigkeit Gering

Bourbonnaise-Huhn: Ursprung und Renaissance

🇫🇷 Frankreich
1920

Die Bourbonnaise-Huhn, auch als Bourbonnais-Rasse bekannt, entstand in der französischen Region Bourbonnais nördlich des Massif Central, die von der Bourbon-Dynastie begründet wurde. Ursprünglich wurden in Zentralfrankreich ‚quasiment sauvages‘ (fast wild lebende) weiße Hühner gezüchtet, die im 19. Jahrhundert mit asiatischen Brahmaprägern gekreuzt wurden. Diese Verbindung prägte das charakteristische weiße Hermelinglegen der Rasse. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts folgte eine weitere entscheidende Kreuzung mit der englischen Sussex-Rasse, die das Körpergewicht erhöhte, jedoch die ursprüngliche Kälteresistenz verringerte. Der offizielle Rassestandard wurde 1920 anerkannt – ein Meilenstein, der nach jahrzehntelanger regionaler Zucht die Merkmale der dualen Nutzungsrichtung fixierte. Für damalige Verhältnisse überzeugte die Rasse durch ihre Legeleistung von rund 200 Eiern pro Jahr sowie durch die Entwicklung der weißen und schwarzen Farbschläge, die sowohl im Bauernhof als auch in barocken Gartenanlagen geschätzt wurden.

Bedeutung & Moderne Entwicklung

Ursprünglich als polyvalente Nutzrasse in der französischen Landwirtschaft verbreitet, geriet die Bourbonnaise mit der industriellen Tierzucht ins Abseits – ihre Vielseitigkeit wurde zum Nachteil im Zeitalter der Spezialisierung. Der gescheiterte AOC-Antrag (Appellation d’Origine Contrôlée) von 1994 markierte zugleich den Beginn neuer Erhaltungsbemühungen. Heute gilt die Rasse mit lediglich 118 Zuchthennen (Stand 2014, INRA) als stark gefährdet, wird aber zunehmend im Rahmen der Slow-Food-Initiative (Arca del Gusto) als Modell für nachhaltige Landwirtschaft entdeckt. Aktuelle Zuchtprojekte fokussieren auf die Bewahrung ihrer genetischen Vielfalt, während gleichzeitig ihre Rolle als Symbol regionaler Identität neu belebt wird – ein Beispiel dafür, wie historische Rassen ins Zentrum moderner Agrarkonzepte rücken können.

📈 Bekanntheit & Status

Bekanntheit
Selten
Beliebtheit
Unbeliebt

Häufig gestellte Fragen❓

+Warum müssen Bourbonnaise-Hühner besonders genau gefüttert werden und was passiert bei Fehlern?

Bourbonnaise haben ein extrem reduziertes Futteraufnahmeverhalten (nur 1/10) und neigen dadurch bei normaler oder unkontrollierter Fütterung sehr schnell zu Fettleibigkeit; schon kleine Fütterungsfehler führen zu Stoffwechselproblemen oder Verdauungsstörungen, weshalb sie zwingend eine proteinreiche, exakt dosierte Ernährung (16–18 % Eiweiß, maximal zweimal täglich) benötigen und anders als viele Rassen keine natürlichen Nahrungsergänzungen aufnehmen.

+Stimmt es, dass Bourbonnaise-Hühner im Winter deutlich weniger Eier legen?

Ja, sie verlieren im Winter bis zu 30 % ihrer Legeleistung – statt der üblichen 200 Eier pro Jahr sinkt die Produktion auf etwa 140 Eier; dieser natürliche Rhythmus sollte keinesfalls durch künstliche Beleuchtung ausgeglichen werden, da dies zu Erschöpfung und gesundheitlichen Problemen führen kann.

+Warum ist die Bourbonnaise trotz ihres edlen Aussehens und der langen Geschichte so selten und sogar gefährdet?

Mit nur 118 Zuchthennen (Stand 2014) gilt sie als stark gefährdet, da ihre Vielseitigkeit (Zweinutzung) im Zeitalter der spezialisierten Hochleistungsrassen zum Nachteil wurde und ein Antrag auf AOC-Schutz 1994 scheiterte – erst moderne Slow-Food-Initiativen und Erhaltungsprojekte entdecken sie als Symbol nachhaltiger Landwirtschaft wieder.

+Welche besonderen Stallanforderungen haben Bourbonnaise-Hühner und warum?

Sie benötigen niedrige Sitzstangen (max. 30 cm), da ihre kurzen Beine keine höheren Positionen erreichen, einen absolut windgeschützten Stall wegen hoher Anfälligkeit für Atemwegserkrankungen selbst bei Temperaturen über 0 °C, und bei Temperaturen unter –5 °C zusätzliche Strohunterlagen, da ihr Gefieder bei Feuchtigkeit schnell durchnässt.

+Wie beeinflusst das Sozialverhalten der Bourbonnaise die Vergesellschaftung mit anderen Hühnern?

Ihr neutrales, ruhiges Wesen macht sie friedlich, aber auch unterlegen gegenüber robusteren Rassen; sie sollten deshalb nur mit ähnlich ruhigen, gleich großen Rassen wie Seidenhühnern gehalten werden, um Stress und Hackordnungskämpfe zu vermeiden – in gemischten Gruppen gehen sie sonst oft unter.

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