Bielefelder Kennhuhn

Bielefelder Kennhuhn

Bielefelder Kennhuhn – Sanftes Multitalent mit System

Das Bielefelder Kennhuhn steht für ein ausgewogenes Geflügel mit ruhigem Wesen und einfacher Handhabung, das sowohl Anfängern als auch erfahrenen Haltern einen unkomplizierten Einstieg ermöglicht. Mit seinem ausgeglichenen, sanftmütigen Charakter und hoher Widerstandsfähigkeit gilt es als typische Vertreterin der modernen deutschen Zweinutzungsrassen. Besonders markant ist die praktische Kennfarbigkeit, durch die sich bereits am Schlupftag die Küken nach Geschlecht unterscheiden lassen – ein Vorteil, der Züchtern und Hobbyhaltern die Planung erleichtert. Ursprünglich in Deutschland gezüchtet und seit 1980 als eigenständige Rasse anerkannt, überzeugt das Bielefelder Kennhuhn heute durch seine Anpassungsfähigkeit und sein typisches Erscheinungsbild in kennfarbigen und silber-kennfarbigen Farbschlägen. Wer ein robustes, unkompliziertes Huhn für kleine und größere Gruppen sucht, trifft mit dem Bielefelder Kennhuhn eine bewusste und vielseitige Wahl.

Wirtschaftlichkeit

L (groß)
220 pro Jahr
Gewicht Henne
2.5-3.25 kg
Gewicht Hahn
3.0-4.0 kg
Lebenserwartung
5–6 Jahre
Fleischansatz
Sehr gut
Bruttrieb
Schwach
Autosexing Ja
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Haltung & Charaktereigenschaften

Das Bielefelder Kennhuhn gilt als ausgesprochen ruhig, ausgeglichen und freundlich – diese massive Rasse verträgt sich im Regelfall sehr gut mit anderen ruhigen Hühnerrassen. Dank ihres sanftmütigen Wesens kommt es selbst in durchmischten Herden selten zu Streitigkeiten, allerdings kann das Bielefelder Kennhuhn im Konkurrenzkampf ums Futter von aktiveren und dominanteren Rassen leicht verdrängt werden. Deshalb empfiehlt sich die Vergesellschaftung bevorzugt mit ähnlich friedlichen Rassen, um Stress oder Benachteiligung zu vermeiden. Die gelassene Art spiegelt sich auch im Verhalten gegenüber Menschen wider – viele Tiere werden zahm oder sogar handzahm, ohne jemals aufdringlich zu sein, jedoch bleiben einige Individuen trotz Bemühungen distanziert. Aggressivität oder lautes Verhalten ist für diese Rasse untypisch. Ihr Aktivitätslevel liegt im moderaten Bereich; sie sind gern unterwegs, verbringen aber viel Zeit mit ruhiger Futtersuche und ruhen ausgiebig. Die Flugfähigkeit ist sehr gering ausgeprägt, sodass selbst niedrige Abgrenzungen als ausreichend gelten. Durch ihre leicht zu führende und wenig schreckhafte Art eignen sich Bielefelder Kennhühner besonders für Einsteiger, sind aber ebenso in anspruchsvolleren Hobbyhaltungen beliebt. Der geringe Bruttrieb kann das Nachziehen aus eigenen Bruteiern erschweren, was bei Zuchtvorhaben berücksichtigt werden sollte.

Haltung & Fütterung

Die relativ schweren Tiere mit kräftigem Körperbau weisen eine deutliche Neigung zur Verfettung bei reiner Stallhaltung oder beengtem Auslauf auf. Optimale Haltung gelingt im abwechslungsreich strukturierten, großzügigen Auslauf, da diese Rasse sehr gerne im Grünen nach Futter sucht, dabei aber keine „Sprinter“ sind. Besonders große Flächen sind für eine vitale Herde empfehlenswert. Eine dauerhaft monotone Diät sollten Sie vermeiden, stattdessen profitieren die Bielefelder von frischem Grünfutter, Sämereien und gelegentlich proteinreichen Zusätzen, was die Eileistung stabilisiert. Im Vergleich zu anderen Zweinutzungsrassen ist das Bielefelder Kennhuhn eher genügsam, doch Abwechslung hält sie vitaler und beugt Bewegungsmangel vor. Wegen ihrer geringen Flugfreude sind niedrige Zäune von 1–1,4 m ausreichend, selbst in kleineren Gehegen. Die Tiere nutzen sowohl große Weiden als auch strukturierten Auslauf sehr effektiv, benötigen aber windstille, geschützte Ecken im Freien. Die ausgezeichnete Kälteresistenz reduziert den Bedarf an beheizten Ställen – auch im Winter zeigen sie robuste Legeleistung und suchen aktiv nach Futter.

Gesundheit & Besonderheiten

Das Bielefelder Kennhuhn zeichnet sich durch eine hohe Robustheit und solide Widerstandskraft gegen klimatische und infektiöse Belastungen aus. Erkrankungen der Atemwege oder andere Haltungsprobleme treten seltener als bei empfindlicheren Rassen auf. Gleichwohl sollten Sie das Gewicht regelmäßig kontrollieren, da Überfütterung zu Verfettung und Legeproblemen führen kann. Der Bruttrieb ist gering ausgeprägt, was Handaufzucht oder künstliche Brut bei Vermehrungswunsch erforderlich macht. Aufwändige Pflege oder spezielle Gesundheitsprogramme sind in der Regel nicht nötig. Einzigartig bleibt die Kombination aus autosexing-Eignung, Robustheit und sehr ruhigem Temperament – für Halter, die Wert auf eine stressarme, pflegeleichte und langlebige Herde legen, ist das Bielefelder Kennhuhn daher besonders interessant.

🏠 Platzbedarf & Klimaresistenz

Stallplatzbedarf
Normal
Auslaufbedarf
Normal
Kälteresistenz
Sehr gut
Wärmeresistenz
Sehr gering

🧠 Charakter & Verhalten

Nutzung Zweinutzungsrasse, Rassehühner
Farbschläge kennfarbig, silber-kennfarbig
Charakter ruhig, freundlich, sozial, sanftmütig, ausgeglichen
Sozialverhalten Verträglich
Aktivität Ausgeglichen
Lautstärke Leise
Flugfähigkeit Gering

Ursprung und Geschichte

🇩🇪 Deutschland
1980

Das Bielefelder Kennhuhn wurde in den 1970er Jahren in der westfälischen Stadt Bielefeld, Deutschland, von dem engagierten Züchter Gerd Roth entwickelt. Ziel war es, ein äußerst wirtschaftliches Zweinutzungshuhn für Fleisch und Eier zu schaffen, das sowohl robust als auch an die klimatischen Bedingungen Mitteleuropas optimal angepasst ist. Roth kombinierte gezielt verschiedene leistungsfähige Rassen – darunter Amrock, Mechelner, New Hampshire und Rhodeländer – und achtete beim Auswahlprozess insbesondere auf gute Legeleistung, Vitalität und eine einfache Unterscheidbarkeit der Geschlechter direkt nach dem Schlupf (Autosexing). Ursprünglich wurde die Neuzüchtung 1976 erstmals auf der Hannoveraner Bundesschau als „Deutsches Kennhuhn“ präsentiert. Aufgrund von Einwänden anderer Züchter wurde für die offizielle Anerkennung eine regionale Bezeichnung gewählt, wodurch die Rasse 1980 als Bielefelder Kennhuhn in den Zuchtstandard aufgenommen wurde.

Bedeutung & Moderne Entwicklung

Ab den 1980er Jahren etablierte sich das Bielefelder Kennhuhn schnell als zuverlässige Rasse in der bäuerlichen und privaten Hühnerhaltung, insbesondere wegen seiner hohen Legeleistung von ca. 220 braunen Eiern pro Jahr und seines guten Fleischansatzes. In landwirtschaftlichen Betrieben der Region galt es als zukunftsorientierte Alternative zu älteren Zwiehuhntypen. Die Kälteresistenz und robuste Gesundheit machten es zudem für verschiedene Haltungsformen geeignet. Heute ist das Bielefelder Kennhuhn in Deutschland nach wie vor beliebt, wird aber aufgrund der Dominanz von Hybridhühnern im kommerziellen Bereich vor allem von Liebhabern und in der Hobbyhaltung geschätzt. Schutzprogramme, spezialisierte Zuchtvereine und kontinuierliche Standardpflege fördern die Erhaltung der Rasse. Die Markteinführung des silber-kennfarbigen Farbschlags und die anhaltende Möglichkeit des autosexing sorgen für ein kontinuierliches Interesse an dieser relativ jungen, aber traditionsbewussten Hühnerrasse.

📈 Bekanntheit & Status

Bekanntheit
Weit verbreitet
Beliebtheit
Beliebt
Ausstellungsgeeignet Ja

Häufig gestellte Fragen❓

+Wie funktioniert das „Autosexing“ beim Bielefelder Kennhuhn, und warum ist es für Züchter so wertvoll?

Beim Bielefelder Kennhuhn lassen sich die Küken direkt nach dem Schlupf anhand ihrer Gefiederzeichnung eindeutig nach Geschlecht unterscheiden – Hennen und Hähne zeigen verschiedene Muster und Farbtöne; das ermöglicht eine sofortige und sichere Geschlechtsbestimmung, was Zuchtplanung und Aufzucht erheblich vereinfacht, da Fehlsortierungen nahezu ausgeschlossen sind.

+Warum sind Bielefelder Kennhühner trotz ihres massiven Körperbaus besonders kälteresistent und auch im Winter sehr legefreudig?

Die ursprünglich für das mitteleuropäische Klima gezüchteten Bielefelder Kennhühner besitzen ein dichtes, mittelfest anliegendes Gefieder und einen kräftigen Körperbau; dadurch trotzen sie Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt und legen selbst an frostigen Tagen zuverlässig große, hellbraune Eier – eine Seltenheit unter schweren Zweinutzungsrassen.

+Worin liegt der größte praktische Vorteil der geringen Flugfähigkeit beim Bielefelder Kennhuhn für Hobbyhalter?

Bielefelder Kennhühner haben eine sehr geringe Flugneigung, sodass schon niedrige Zäune von 1 bis 1,4 Metern vollkommen ausreichen, um sie sicher zu halten; dadurch sind sie ideal für offene, naturnahe Ausläufe und auch für Gärten geeignet, ohne ständig über Kletter- oder Ausbruchversuche nachdenken zu müssen.

+Welche oft unterschätzte Herausforderung birgt die Fütterung von Bielefelder Kennhühnern, und wie beugt man Problemen vor?

Wegen ihrer ausgeprägten Neigung zur Verfettung bei reiner Stallhaltung oder einseitiger Fütterung sollten Halter unbedingt für abwechslungsreiche Kost mit frischem Grün, Sämereien und gelegentlichen Proteinquellen sorgen sowie ausreichend Bewegungsraum bieten; regelmäßige Gewichtskontrolle beugt Legeproblemen und Gesundheitsrisiken vor.

+Was macht das Erscheinungsbild der Bielefelder Kennhühner für Ausstellungen und Züchter besonders interessant?

Neben dem markanten „Backsteintypus“ mit breitem, kastenförmigem Rumpf und leuchtend orangeroten Augen ist vor allem die intensive Kennsperberung (bzw. Silberkennsperberung) entscheidend: Bei Hennen darf die Brust nicht gesperbert sein, während Hähne bunt und fleckig gezeichnet sein müssen – diese optischen Details sind rassetypische Bewertungsmerkmale auf Ausstellungen.

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