Augsburger

Augsburger

Augsburger – Das temperamentvolle Landhuhn

Das Augsburger vereint als typische Zweinutzungsrasse einen lebhaften Charakter mit robuster Anpassungsfähigkeit. Charakteristisch ist sein auffälliger Kronen- oder Becherkamm, der diese bayerische Rasse klar erkennbar macht. Ursprünglich im Raum Augsburg entwickelt, überzeugt das Augsburger besonders durch seine Kälteresistenz und eine ausgeprägte Aktivität bei der Futtersuche. Weil die Hühner wachsam und manchmal etwas vorsichtig auftreten, sind sie spannend zu beobachten, erfordern aber gleichzeitig etwas Erfahrung in der Haltung. Wer auf der Suche nach einer widerstandsfähigen, wetterfesten Rasse ist, die sich im Freilauf wohlfühlt und nicht für absolute Einsteiger gedacht ist, findet mit dem Augsburger ein charaktervolles Huhn mit eigenem Kopf. Lassen Sie sich von der typischen Ausstrahlung und Vielseitigkeit dieses traditionellen Landhuhns begeistern!

Wirtschaftlichkeit

M (mittel)
180 pro Jahr
Gewicht Henne
2,0-2,5 kg
Gewicht Hahn
2,3-3,0 kg
Lebenserwartung
5–6 Jahre
Fleischansatz
Mittel
Bruttrieb
Kein Bruttrieb
Autosexing Nein
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Haltung & Charakter

Die Augsburger zeichnen sich durch ein aktives, lebhaftes und temperamentvolles Wesen aus. Sie sind ausgesprochen bewegungsfreudig und selten zutraulich: Die Tiere bleiben meist vorsichtig und distanziert gegenüber Menschen, lassen sich nur mit viel Geduld an die Nähe des Halters gewöhnen. Besonders auffällig ist das ausgeprägte Sozialverhalten – Augsburger sind in der Gruppe harmonisch und zeigen selten Aggressionen. Sie kommen in größeren Gruppen gut zurecht (z. B. 1 Hahn auf 10 Hennen), können jedoch unter sehr beengten Bedingungen unruhig werden und sollten daher nicht im Kleingarten oder auf engem Raum gehalten werden. Durch ihre hohe Aktivität und Neigung zum Erforschen der Umgebung sind sie besonders für fortgeschrittene Halter mit Erfahrung geeignet, Einsteiger verlieren schnell den Überblick über ihre spezielle Haltung. Bei der Vergesellschaftung mit anderen aktiven Landhuhnrassen entstehen selten Probleme, bei ruhigen oder flugunfähigen Rassen kann es dagegen zu Stress kommen.

Haltung & Fütterung

Der Stall sollte rassespezifisch auf großen Freilauf und das Bedürfnis nach Bewegung ausgelegt werden: Augsburger sind ausgesprochen platzbedürftig und fühlen sich in Standardställen und kleinen Ausläufen schnell unwohl. Besonders wichtig: Ihr überdurchschnittliches Flugvermögen erlaubt ihnen, selbst hohe Zäune leicht zu überwinden – mindestens 1,80 m Zaunhöhe sind zu empfehlen, alternativ kann ein zum Schutz der Tiere das Stutzen der Schwungfedern in Erwägung gezogen werden. Augsburger nutzen gerne erhöhte Schlafplätze, z. B. Bäume oder hohe Sitzstangen; ein strukturierter Auslauf mit Rückzugsmöglichkeiten fördert ihr Wohlbefinden. Sie sind kälteresistent und verlassen den Stall auch bei Frost ohne Probleme. In Bezug auf die Fütterung besteht ein erhöhter Kalorienbedarf: Die Hühner sind sehr aktive Futtersucher und decken sich im weitläufigen Auslauf gerne selbst mit Nahrung, benötigen aber – gerade bei hoher Aktivität – eine gezielte Ergänzungsfütterung, die energiereich sein sollte (z. B. Kraftfutter, Getreidemischungen bei Bedarf). Untergewicht tritt selten auf, eine Verfettung aufgrund des hohen Bewegungsdrangs ebenfalls kaum; einzig bei mangelnder Futtersuche muss die Zufütterung angepasst werden. Die Haltung eignet sich besonders für extensiven, landwirtschaftlichen Betrieb mit viel Platz und naturnahem Freilauf.

Gesundheit & Besonderheiten

Augsburger sind robust, widerstandsfähig gegen Kälte und die meisten gängigen Geflügelkrankheiten. Sie zeigen selten typische rassebezogene Erkrankungen – jedoch neigen sie bei mangelnder Bewegung oder Futterangebot gelegentlich zu Stresssymptomen oder Unruhe, was die Lege- und Fleischleistung beeinträchtigen kann. Besondere Pflegemaßnahmen sind nicht erforderlich, lediglich die Kontrolle des allgemeinen Ernährungszustands ist ratsam. Unique ist die Kombination aus kräftigem Bewegungsdrang, hoher Widerstandsfähigkeit und anspruchsvollem Gruppenverhalten. Diese Eigenschaften machen sie zu einer Rasse, die gezielt von erfahrenen Haltern gepflegt werden sollte, die sich auf die speziellen Ansprüche und das Verhalten der Augsburger einstellen können.

🏠 Platzbedarf & Klimaresistenz

Stallplatzbedarf
Normal
Auslaufbedarf
Sehr hoch
Kälteresistenz
Sehr gut
Wärmeresistenz
Sehr gering

🧠 Charakter & Verhalten

Nutzung Zweinutzungsrasse, Rassehühner
Farbschläge schwarz, blau-gesäumt
Charakter aktiv, lebhaft, vorsichtig, temperamentvoll, ausgeglichen
Sozialverhalten Verträglich
Aktivität Lebhaft
Lautstärke Mittel
Flugfähigkeit Gut

Ursprung und Geschichte

🇩🇪 Deutschland
1870

Das Augsburger Huhn stammt aus Deutschland, genauer aus Bayern, und entstand um das Jahr 1870 durch gezielte Kreuzung in Haunstetten nahe Augsburg. Der Züchter Julius Meyer verfolgte das Ziel, eine widerstandsfähige und produktive Zweinutzungsrasse zu schaffen, die den klimatischen Bedingungen Süddeutschlands gewachsen ist. Dafür kombinierte er hörnerkämmige französische La Flèche-Hähne mit schwarzen, robusten und wetterharten Lamotta-Hühnern (Vorfahren der italienischen schwarzen Italiener). Die Nachzucht zeichnete sich nicht nur durch eine robuste Gesundheit und starke Frohwüchsigkeit aus, sondern brachte mit dem Doppelkamm (später auch als Kronenkamm oder Becherkamm bezeichnet) ein markantes Rassemerkmal hervor, das anfänglich auch zur regionalen Namensgebung „Augsburger Doppelkamm“ führte.

Um 1900 war das Augsburger Huhn in Zeitungen als verlässliches Legehuhn beworben und regional etabliert. Die Hühner bewiesen eine für die damalige Zeit hohe Wetterhärte und Legeleistung von etwa 180 Eiern pro Jahr. Probleme mit der Vererbung des Kamms führten 1905 allerdings zum Verbreitungsverbot, doch engagierte Züchter hielten die Rasse über lokale Zuchtvereine und Gesellschaften am Leben.

Bedeutung & Moderne Entwicklung

Das Augsburger Huhn war über Jahrzehnte ein wichtiges Zweinutzungshuhn für bäuerliche Betriebe in Schwaben und später auch im Schwarzwald. Trotz guter Legeleistung und schmackhaftem Fleisch konnte die Rasse ab den 1960er Jahren mit den effizienten Legehybriden der industriellen Landwirtschaft nicht mehr konkurrieren. Die Zahl der reinrassigen Tiere schrumpfte und die Augsburger galten zwischenzeitlich als extrem gefährdet, weshalb sich seit 1938 und verstärkt ab 1940 besondere Vereine und Fördergruppen der Erhaltungszucht widmen. Heute ist die Rasse selten, gilt als Kulturgut und steht auf der „Roten Liste“ der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V.. Moderne Zuchtinitiativen und Slow-Food-Gruppen bemühen sich um die Wiedereingliederung des Augsburger Huhns in kleinbäuerliche Strukturen und die Bewahrung dieser historischen Rasse für kommende Generationen.

📈 Bekanntheit & Status

Bekanntheit
Selten
Beliebtheit
Beliebt
Ausstellungsgeeignet Ja

Häufig gestellte Fragen❓

+Warum sind Augsburger Hühner als einzige bayerische Rasse so selten – und wie viele Tiere gibt es heute noch?

Augsburger sind die einzige bayerische Hühnerrasse und gelten als stark gefährdet: 2009 gab es in Deutschland nur noch 64 Hähne und 289 Hennen – damit ist der Bestand so gering, dass die Rasse auf der Roten Liste steht und von Erhaltungsinitiativen und Slow Food als Kulturgut geschützt wird.

+Was macht den Kronen- oder Becherkamm der Augsburger zum echten Rasse-Unikat – und warum war er für die Zucht sogar problematisch?

Der auffällige Kronen- oder Becherkamm ist weltweit einzigartig und geht auf die Kreuzung französischer La Flèche-Hähne mit Lamotta-Hühnern zurück; aufgrund von Problemen mit der Vererbung dieses Kamms wurde die Rasse 1905 zeitweise sogar vom Verkauf ausgeschlossen, was ihre Verbreitung massiv hemmte.

+Welche Haltungsbedürfnisse sind bei Augsburgern so ungewöhnlich, dass sie für Anfänger ungeeignet sind?

Augsburger benötigen außerordentlich viel Auslauf und sind sehr gute Flieger – sie überwinden problemlos Zäune bis 1,80 m und nutzen gern Bäume als Schlafplatz; deshalb ist ein strukturierter, großzügiger Freilauf mit hohen Zäunen oder Netzen Pflicht, was die Haltung für Einsteiger erschwert.

+Wie beeinflusst die intensive Futtersuche der Augsburger die Qualität von Fleisch und Eiern – und was sollte man bei der Fütterung beachten?

Augsburger suchen einen Großteil ihres Futters selbst, was das Fleisch aromatisch und mit einer „Wildnote“ sowie dunklerer Farbe ausprägt; bei schlechtem Nahrungsangebot ist energiereiche Zufütterung (z. B. Kraftfutter, Getreidemischungen) entscheidend, da der erhöhte Kalorienbedarf sonst nicht gedeckt wird.

+Warum sind Augsburger im Winter und bei rauem Wetter besonders aktiv, während sie bei Hitze empfindlich reagieren?

Die Rasse ist speziell auf die kühlen, rauen Wetterbedingungen Süddeutschlands gezüchtet und zeigt auch bei Frost ausgeprägte Aktivität, verlässt den Stall auch bei Schnee und Wind – dafür verträgt sie Hitze schlecht und sollte im Sommer immer Zugang zu Schatten und ausreichend Wasser haben.

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