Jersey Giant

Jersey Giant

Jersey Giant – Sanfter Riese mit Charakter

Mit ihrer stattlichen Größe und dem ausgewogenen Wesen ziehen Jersey Giants die Blicke auf sich – doch diese Amerikanerin besticht vor allem durch ihre ruhige Ausstrahlung. Einer der schwersten Hühnertypen der Welt erreicht durch ihr angenehm gelassenes Temperament Selbstsicherheit, die Neulinge oft täuscht: Trotz ihrer imposanten Statur (Hähne bis 5,5 kg) sind sie harmoniebedürftig und lassen sich gut in bestehende Herden integrieren. Entstanden Ende des 19. Jahrhunderts in New Jersey als Fleischlieferant, verkörpern sie heute das Gleichgewicht zwischen Nutzen und Wesensstärke. Für erfahrene Halter, die Wert auf eine resolute, aber nie aggressive Rasse legen, ist der Jersey Giant eine prägnante Wahl. Seine Präsenz wirkt beruhigend auf den Stall – ein stummer, aber prägender Begleiter, der Raum und Respekt gleichermaßen einfordert.

Wirtschaftlichkeit

L (groß)
180 pro Jahr
Gewicht Henne
3,6-4,5 kg
Gewicht Hahn
4,5-5,5 kg
Lebenserwartung
5–6 Jahre
Fleischansatz
Gut
Bruttrieb
Stark
Autosexing Nein
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Spezifische Bedürfnisse des Jersey Giant

Der Jersey Giant besticht durch sein ausgeglichenes, sanftmütiges Wesen – trotz seiner imposanten Statur bis zu 5,5 kg ist er äußerst menschenfreundlich und lässt sich mit Geduld sogar streicheln. Dennoch ist seine Größe ein kritischer Faktor: Für Kinder sind die Tiere aufgrund ihres Gewichts oft zu unhandlich, und in gemischten Herden zeigen sie gegenüber kleineren Rassen eine natürliche Dominanz, die zu ungleicher Futteraufnahme führen kann. Achtung bei Vergesellschaftung – kombinieren Sie sie nur mit anderen Großrassen wie Brahmas. Ihr geringes Flugvermögen (nur kurze Hüpfversuche) ermöglicht einen nur 1 Meter hohen Zaun, doch der Auslauf muss deutlich größer sein als bei Standardrassen: Mindestens 15 Quadratmeter pro Tier sind unverzichtbar, da ihr scharrfreudiges Verhalten bei zu geringer Fläche den Boden binnen Tagen kahlfrisst. Trotz ihrer Ruhe sind sie keine Anfängerrasse – die Gewichtsverteilung erfordert präzise Stallgestaltung und Erfahrung im Gesundheitsmanagement.

Haltung & Fütterung

Jersey Giants benötigen niedrig montierte Sitzstangen (15–20 cm Höhe) sowie extra große Legenester (min. 40 × 40 cm), um Verletzungen durch Sprünge zu vermeiden. Die Stalltür muss mindestens 45 cm hoch sein, um ihr Durchkommen zu gewährleisten. Ihr dichtes Federkleid macht sie extrem kälteresistent, doch im Sommer gilt: Die Hitzebelastung ist aufgrund der Masse höher als bei schlankeren Rassen – schattige Bereiche im Auslauf sind Pflicht. Bei der Fütterung ist keine Reduktion im Sommer möglich, selbst bei großzügigem Freilauf: Ihr mittelmäßiges Futtersuchverhalten (5/10) und hoher Energiebedarf verlangen eine protein- und getreidereiche Grundration. Vermeiden Sie Mais als Alleinfutter – die Neigung zu Gelenkproblemen durch Übergewicht macht eine ausgewogene Zufütterung mit Kürbiskernen und Eiweißquellen wie Mehlwürmern unverzichtbar.

Gesundheit & Besonderheiten

Arthrosen in den Hinterbeinen sind die häufigste Gesundheitsgefahr – investieren Sie in einen weichen Untergrund (Stroh, Sägespäne) im Auslauf, um die Gelenke zu schonen. Ihr Legepause im Winter ist rassetypisch, doch die großen Eier (58–63 g) erhöhen das Legedurchmesser-Risiko. Prüfen Sie bei pausierendem Legen regelmäßig die Henne, ob Eier blockiert sind. Besonders wichtig: Keine abrupten Futterumstellungen – ihr empfindlicher Stoffwechsel reagiert mit Verdauungsstörungen. Trotz aller Herausforderungen lohnt sich die Haltung durch ihre extreme Robustheit bei Schlechtwetter: Sie verharren länger im Freien als andere Rassen und ignorieren Nieselregen dank ihres wetterfesten Gefieders.

🏠 Platzbedarf & Klimaresistenz

Stallplatzbedarf
Hoch
Auslaufbedarf
Sehr hoch
Kälteresistenz
Sehr gut
Wärmeresistenz
Sehr gering

🧠 Charakter & Verhalten

Nutzung Fleischrassen, Zweinutzungsrasse, Rassehühner
Farbschläge schwarz, weiß, blau-gesäumt
Charakter ruhig, freundlich, sanftmütig, verspielt, ausgeglichen
Sozialverhalten Sehr verträglich
Aktivität Ruhig
Lautstärke Leise
Flugfähigkeit Keine

Jersey Giant: Historische Herkunft und Entwicklung

🇺🇸 USA
1870

Ende des 19. Jahrhunderts, konkret um 1870, entstand die Jersey Giant-Rasse im US-Bundesstaat New Jersey durch die Züchterbrüder John und Thomas Black. Ihr Ziel war die Schaffung eines massigen Fleischhuhns, das den Truthahn als Hauptlieferant für Geflügelfleisch ablösen sollte. Durch gezielte Kreuzungen aus schwarzen Brahmas, Java-Hühnern, Croad Langshans und Orpingtons erreichten sie die gewünschte Körpermasse. Die ursprüngliche Bezeichnung „Jersey Black Giant“ leitete sich von der dominierenden schwarzen Farbvariante und den Familiennamen der Züchter ab. Die erste schwarze Linie wurde 1870 erfolgreich etabliert und 1922 im „American Standard of Perfection“ standardisiert. Für damalige Verhältnisse zeichnete sich die Rasse durch eine ausgezeichnete Legeleistung von rund 180 Eiern pro Jahr aus, während Hähne bis zu 5,5 kg und Hennen bis 4,5 kg erreichten. Die weiße Farbvariante entstand erst Mitte des 20. Jahrhunderts, die blau gesäumte Unterart folgte deutlich später als ästhetische Neuentwicklung.

Bedeutung & Moderne Entwicklung

Trotz ihrer beeindruckenden Statur konnten die Jersey Giants die Pute als Massenfleischlieferant nicht verdrängen – ihre langsame Wachstumsrate machte sie gegenüber schneller wachsenden Hybridrassen unattraktiv. Dennoch etablierten sie sich als robuste Zweinutzungsrasse mit historischem Pionierstatus. In den USA blieben sie bis Mitte des 20. Jahrhunderts präsent, während die deutsche Anerkennung erst 1985 durch den BDRG erfolgte. Heute gelten sie als bedrohte Rasse und werden vor allem durch Spezialvereine wie den deutschen Sonderverein erhalten. Aktuelle Zuchtbemühungen konzentrieren sich auf den Erhalt der genetischen Vielfalt statt auf Leistungssteigerung, wobei ihr Status als größte zugelassene Hühnerrasse der Welt ihre historische Bedeutung unterstreicht.

📈 Bekanntheit & Status

Bekanntheit
Regional bekannt
Beliebtheit
Beliebt
Ausstellungsgeeignet Ja

Häufig gestellte Fragen❓

+Warum wurde der Jersey Giant trotz seiner beeindruckenden Größe nie zum Massen-Fleischlieferant?

Obwohl die Züchterbrüder John und Thomas Black den Jersey Giant um 1870 gezielt entwickelten, um den Truthahn als Hauptfleischlieferant abzulösen, scheiterte dieses Ziel an der langsamen Wachstumsrate der Rasse. Die Küken sind erst mit etwa 6 Monaten voll ausgewachsen – für industrielle Betriebe wirtschaftlich unrentabel. Schneller wachsende Hybridrassen verdrängten sie daher aus der Massenproduktion, während sie sich als robuste Zweinutzungsrasse bei Hobbyhaltern etablierten. Heute gilt die Rasse sogar als bedroht und wird primär durch Spezialvereine erhalten.

+Welche versteckte Gesundheitsgefahr droht Jersey Giants durch ihr extremes Gewicht?

Arthrosen in den Hinterbeinen sind die häufigste Erkrankung bei Jersey Giants – ein direktes Resultat ihrer Körpermasse von bis zu 5,5 kg. Die Gelenke tragen dauerhaft Extrembelastung, weshalb ein weicher Untergrund aus Stroh oder Sägespänen im Auslauf unverzichtbar ist. Zusätzlich erhöht ihr hohes Gewicht das Risiko für blockierte Eier (Legedurchmesser-Problem) bei den großen 58-63 g schweren Eiern. Halter müssen regelmäßig prüfen, ob Hennen bei Legepausen tatsächlich pausieren oder ein Ei feststeckt – ein oft übersehenes Warnsignal.

+Warum dürfen Jersey Giants im Sommer NICHT weniger Futter bekommen, obwohl sie Freilauf haben?

Anders als bei anderen Rassen ist eine Futterreduktion im Sommer kontraproduktiv, selbst bei großzügigem Auslauf. Der Grund: Jersey Giants haben ein mittelmäßiges Futtersuchverhalten (5/10) und finden trotz Scharrfreude nicht genug Nahrung für ihren hohen Energiebedarf. Ihre Körpermasse verlangt eine konstant protein- und getreidereiche Grundration mit Kürbiskernen und Mehlwürmern. Mais als Alleinfutter verschärft die Gefahr von Übergewicht und daraus folgenden Gelenkproblemen – eine ausgewogene Zufütterung bleibt ganzjährig Pflicht.

+Warum sind Jersey Giants trotz ihrer Sanftmut KEINE Anfängerrasse?

Die Gewichtsverteilung erfordert präzise Stallgestaltung: Sitzstangen dürfen nur 15-20 cm hoch montiert sein, Legenester müssen mindestens 40 × 40 cm messen und die Stalltür braucht 45 cm Höhe – Standardmaße führen zu Verletzungen. Zudem verlangt ihr empfindlicher Stoffwechsel Erfahrung: Abrupte Futterumstellungen enden in Verdauungsstörungen. In gemischten Herden zeigen sie gegenüber kleineren Rassen natürliche Dominanz mit ungleicher Futteraufnahme – sie sollten nur mit anderen Großrassen wie Brahmas kombiniert werden. Der Mindestplatzbedarf von 15 Quadratmetern pro Tier überfordert viele Einsteiger.

+Welches überraschende Detail macht Jersey Giants zu Schlechtwetter-Spezialisten?

Während andere Großrassen bei Regen schnell den Stall aufsuchen, ignorieren Jersey Giants Nieselregen komplett und verharren länger im Freien als jede vergleichbare Rasse. Ihr dichtes Federkleid macht sie extrem kälteresistent, doch die Kehrseite: Im Sommer ist die Hitzebelastung aufgrund der Körpermasse deutlich höher als bei schlankeren Hühnern. Schattige Bereiche im Auslauf sind daher Pflicht – ein Paradoxon, das viele Halter unterschätzen. Diese Wettertoleranz machte sie historisch wertvoll, erfordert heute aber angepasstes Herdenmanagement bei Temperaturextremen.

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