Dorking

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Dorking – Fünf Zehen, stille Stärke

Mit ihren charakteristischen fünf Zehen und einem bemerkenswert ruhigen Gemüt zählt das Dorking zu den faszinierendsten Relikten der Geflügelgeschichte. Diese in England seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. beheimatete Rasse vereint kraftvolle Statur als Fleischrasse mit einer sanftmütigen Ausstrahlung – ihr massiger Körper (Hähne bis 4,5 kg) steht im Kontrast zu ihrem ausgeglichenen, freundlichen Wesen. Doch Vorsicht: Trotz guter Kälteresistenz und Robustheit erfordert die Pflege dieser seltenen Traditionsrassen Erfahrung, da sie spezifische Ansprüche an Haltung und Platzbedarf stellt. Für engagierte Halter*innen wird das Dorking jedoch zum lohnenden Begleiter, der nicht nur als lebendiges Stück Kulturerbe beeindruckt, sondern auch durch seine stille Würde und soziale Ader fasziniert. Entdecken Sie, warum diese uralte Rasse heute mehr denn je des Schutzes bedarf – und wie sie moderne Hühnerhaltung bereichern kann.

Wirtschaftlichkeit

M (mittel)
140 pro Jahr
Gewicht Henne
3,0-3,5 kg
Gewicht Hahn
4,0-4,5 kg
Lebenserwartung
5–6 Jahre
Fleischansatz
Gut
Bruttrieb
Stark
Autosexing Nein
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Haltung & Zuchtmerkmale

Dorking-Hühner zeigen ein ausgeprägt ruhiges und ausgeglichenes Temperament, was sie zu unkomplizierten Pfleglingen macht. Gegenüber Menschen sind sie entspannt und bei regelmäßigem Kontakt schnell zähmbar. Innerhalb der Herde herrscht hohe Verträglichkeit, wobei adulte Hähne bei beengten Verhältnissen Konflikte entwickeln können. Ihre Bewegung ist gemächlich bei moderatem Aktivitätslevel, bedingt durch das hohe Körpergewicht (Henne: 3,5 kg, Hahn: 4,5 kg). Die Flugfähigkeit ist praktisch nicht vorhanden – bereits ein 1,5 m hoher Zaun hält sie zuverlässig zurück. Aufgrund ihres friedlichen Wesens eignen sie sich für Anfänger, benötigen aber aufgrund spezieller Anforderungen dennoch Aufmerksamkeit. Sie harmonieren gut mit anderen schweren Rassen wie Brahma oder Orpington, sollten jedoch nicht mit hyperaktiven Rassen vergesellschaftet werden.

Haltung & Fütterung

Der Stall muss extra dimensioniert sein: Legenester, Sitzstangen und Einstiege sind auf ihre Größe auszulegen (Mindestmaß für Nester: 40×40 cm). Platzmangel führt zu Stress, daher sind 8 m² Auslauf pro Tier das Minimum. Im Freilauf ist Bewegungsförderung essenziell, um Verfettung vorzubeugen – strukturierte Flächen mit Sandbädern und Scharrzonen sind ideal. Fütterungstechnisch benötigen Küken während der ersten Lebenswochen proteinreiches Futter (22-24%) für die Federbildung, während adulte Tiere bei üppigem Auslauf eine reduzierte Grundration erhalten. Ihre ausgeprägte Futtersuchaktivität (Selbsternteanteil ca. 30% im Sommer) kompensiert Teilbedarfe, winterliche Zufütterung bleibt aber obligatorisch.

Gesundheit & Besonderheiten

Die Rasse ist robust gegenüber Kälte und Nässe, zeigt aber in zwei Bereichen Schwächen: Küken sind bis zur 12. Woche extrem wetterempfindlich und benötigen witterungsgeschützte Aufzucht. Zudem neigen sie zu Beinproblemen bei Vitamin-D-Mangel – zusätzliche Lichtquellen im Winter beugen vor. Die späte Geschlechtsreife (Hähne mit 24 Monaten) erfordert Geduld in der Zucht. Einzigartig ist ihre fünfte Zehe, die bei Stallhygiene besondere Beachtung verlangt (keine verkoteten Einstreu verwenden).

🏠 Platzbedarf & Klimaresistenz

Stallplatzbedarf
Hoch
Auslaufbedarf
Hoch
Kälteresistenz
Gut
Wärmeresistenz
Sehr gering

🧠 Charakter & Verhalten

Nutzung Fleischrassen, Rassehühner
Farbschläge Silberhalsig, Goldhalsig, Silber-Wildfarbig, Gold-Wildfarbig, Gesperbert, Weiß
Charakter ruhig, freundlich, sozial, sanftmütig, anhänglich, ausgeglichen
Sozialverhalten Außergewöhnlich friedlich
Aktivität Ruhig
Lautstärke Leise
Flugfähigkeit Sehr gering

Ursprung und Geschichte der Dorking-Hühner

🇬🇧 Vereinigtes Königreich
55

Die Dorking-Hühner zählen zu den ältesten dokumentierten Haushuhnrassen, mit Wurzeln in Südengland. Bereits um 55 v. Chr. erwähnten römische Quellen, darunter Julius Cäsar, schwere fünfzehige Hühner in dieser Region. Der römische Autor Columella beschrieb im 1. Jahrhundert n. Chr. ein rotes, großrahmiges Fünfzehenhuhn, das heutigen Dorkings stark ähnelt. Der Name leitet sich vom Marktort Dorking in Surrey ab, wo diese Hühner seit dem Mittelalter als Mastgeflügel für den Londoner Markt gezüchtet wurden.

Bedeutung & Moderne Entwicklung

Historisch waren Dorkings als schwerfleischige Mastrasse bedeutsam und prägten zahlreiche europäische Fleischrassen wie Sussex, Orpington und Houdan. Trotz ihrer langen Geschichte und züchterischen Einflüsse blieben sie außerhalb Englands selten. In Deutschland wurden sie zwischen 1850–1860 eingeführt, fanden jedoch nie breite Verbreitung. Heute ist die Rasse vom Aussterben bedroht. Erhaltungszuchtprogramme, etwa durch den 2017 gegründeten deutschen Sonderverein, bemühen sich um den Fortbestand. Ihr genetisches Erbe lebt jedoch in vielen modernen Fleischrassen fort.

📈 Bekanntheit & Status

Bekanntheit
Selten
Beliebtheit
Sehr beliebt
Ausstellungsgeeignet Ja

Häufig gestellte Fragen❓

+Warum haben Dorking-Hühner fünf Zehen statt vier und welche Bedeutung hatte dies für die Römer?

Dorking-Hühner besitzen als eine der wenigen Hühnerrassen eine fünfte Zehe – ein charakteristisches Merkmal, das bereits die Römer faszinierte. Columella, ein römischer Autor aus dem 1. Jahrhundert n. Chr., beschrieb diese fünfzehigen Hühner und die Römer glaubten, dass diese anatomische Besonderheit ein Zeichen für eine besonders reine Rasse sei. Diese genetische Eigenschaft wurde über 2000 Jahre hinweg bewahrt und ist bis heute eines der wichtigsten Zuchtmerkmale der Rasse. Bei der Stallhygiene erfordert die fünfte Zehe allerdings besondere Aufmerksamkeit, da verkotete Einstreu vermieden werden muss.

+Warum werden Dorking-Hähne erst mit zwei Jahren geschlechtsreif und was bedeutet das für die Zucht?

Die extrem späte Geschlechtsreife der Dorking-Hähne mit 24 Monaten ist ungewöhnlich für Hühnerrassen und stellt Züchter vor besondere Herausforderungen. Diese lange Reifezeit erfordert enorme Geduld in der Zucht und bedeutet, dass Halter die Tiere deutlich länger versorgen müssen, bevor sie für die Nachzucht eingesetzt werden können. Allerdings können Dorkings bei guten Haltungsbedingungen sieben Jahre oder älter werden, was die lange Wartezeit teilweise kompensiert. Diese späte Reife ist einer der Gründe, warum die Rasse heute so selten geworden ist – moderne kommerzielle Zucht bevorzugt schneller reifende Rassen.

+Warum verfetten Dorking-Hühner so leicht und wie verhindere ich das konkret?

Dorking-Hühner haben eine ausgeprägte Neigung zur Verfettung, die ihre Haltung besonders anspruchsvoll macht. Trotz ihres hohen Gewichts von bis zu 4,5 kg bei Hähnen benötigen sie paradoxerweise viel Bewegung und einen großzügigen Freilauf von mindestens 8 m² pro Tier. Platzmangel führt nicht nur zu Stress, sondern auch zu rascher Gewichtszunahme. Die Lösung liegt in strukturierten Ausläufen mit Sandbädern und Scharrzonen, die ihre natürliche Futtersuchaktivität fördern – im Sommer können sie so etwa 30% ihres Nahrungsbedarfs selbst decken. Während Küken proteinreiches Futter (22-24%) für die Federbildung benötigen, sollte die Grundration bei adulten Tieren mit gutem Auslauf bewusst reduziert werden, um Verfettung vorzubeugen.

+Warum sind Dorking-Küken bis zur 12. Woche extrem wetterempfindlich, obwohl adulte Tiere sehr kälteresistent sind?

Obwohl ausgewachsene Dorking-Hühner robust gegenüber Kälte und Nässe sind – schließlich wurden sie über 2000 Jahre im regnerischen England gehalten – zeigen ihre Küken eine extreme Wetterempfindlichkeit in den ersten 12 Lebenswochen. Dieser scheinbare Widerspruch liegt in ihrer Entwicklungsphysiologie: Die frohwüchsigen Küken investieren ihre Energie primär in schnelles Wachstum und Fleischansatz, was die Thermoregulation zunächst beeinträchtigt. Züchter müssen daher zwingend witterungsgeschützte Aufzuchtbedingungen schaffen. Zusätzlich neigen Dorkings zu Beinproblemen bei Vitamin-D-Mangel, weshalb im Winter ergänzende Lichtquellen notwendig sind – besonders kritisch in der Aufzuchtphase.

+Warum waren Dorkings als Fleischrasse so einflussreich, obwohl sie nur 140 Eier pro Jahr legen?

Trotz ihrer moderaten Legeleistung von 140 Eiern im ersten Legejahr prägten Dorkings die Entwicklung zahlreicher europäischer Fleischrassen wie Sussex, Orpington und Houdan maßgeblich. Ihr Erfolgsgeheimnis lag in der einzigartigen Kombination aus tiefem Brustansatz, imposantem Hinterteil und weißem, zartem Fleisch – Eigenschaften, die durch Einkreuzung asiatischer Rassen noch verstärkt wurden. Vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert waren sie das bevorzugte Mastgeflügel für den Londoner Markt, gezüchtet im Marktort Dorking in Surrey. Die frohwüchsigen Küken ließen sich schnell zu einem ansehnlichen Sonntagsbraten heranmästen, während die Hennen zusätzlich durch gute Gluckenqualitäten und starken Bruttrieb überzeugten – eine seltene Doppelnutzung, die ihre züchterische Bedeutung erklärt.

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